Israels Küche ist so international wie seine Bewohner. Höchstens der Fremde wird sich wundern, auf ein
und derselben Speisekarte so verschiedene Gerichte wie Hummus, gefällten Fisch, Steak und
Auberginensalat zu finden.
Die Juden lebten verstreut in der ganzen Welt: Als Einwanderer
brachten sie aus aller Welt ihre heimischen Gerichte mit ihre Essgewohnheiten und die ihnen vertrauten
Zutaten. Im Exil lernten die Juden, die üppigen Speisen der mediterranen Völker bekömmlich zu würzen.
Die Zwiebel hatten sie dort zu verwenden gelernt und den Knoblauch. Aus Byzanz brachten sie das
Schnitzel über Italien nach Spanien, von wo es durch Kriegswirren wieder gen Osten nach Wien kam und
fortan als Wiener Schnitzel weiterlebt. Den Italienern verdanken sie die Liebe zu Ravioli und auch die Art
und Weise, wie man Kalbfleisch zubereitet und feine Saucen aus Knochen kocht. In Spanien erfanden sie
herrliche Suppen und Speisen aus Fisch. Während ihrer Wanderschaft durch den slawischen Osten
machten sie mit zahlreichen Gerichten Bekanntschaft, die zu ihren liebsten Speisen wurden: das
langgekochte Gulasch der ungarischen Hirten, zarte und süsse Mehlspeisen aus Böhmen, Geflügel aus
Galizien. Von den Polen lernten sie das Gemüse säuerlich zu bereiten, vor allem aber den üppigen
Gebrauch von saurem Rahm zu Kugel und Nudeln, im Strudel und über Pirogen.
Die Juden in Persien und in Indien, diejenigen in Tunesien, Algerien und Marokko kochten natürlich anders
als diejenigen in Europa oder gar in Amerika.
Israel ist auch ein Land, das von lauter kochbegabten Völkern umgeben ist. Es ist Abendland und Orient
zugleich. Die arabische Küche ist ebensowenig wegzudenken, wie die jemenitische, die türkische, die
nordafrikanische, die ukrainische, die polnische oder die sephardische.
Wenn der Reisende durch Tel Aviv schlendert, wenn er nach dem typisch israelischen Restaurant sucht,
wie in Griechenland nach der griechischen Küche und in Frankreich nach der französischen, so wird er
sich vergebens bemühen. Dafür kann er sich auf kulinarische Entdeckungsreise begeben ganz
internationalen Couleurs. Er entdeckt Kaffeehäuser bester Wiener Tradition und unweit davon schmale
arabische Restaurants voller orientalischer Köstlichkeiten.
Gegenüber befindet sich eine Imbissstube mit Falafel und Hummus, wenige Schritte weiter eine
italienische Pizzeria mit dem besten Espresso weit und breit. Typisch sind unzählige Kioske mit frisch
gepressten Fruchtsäften, solche mit den herrlichsten Milchshakes und andere mit Coca Cola und
Hamburgern. Kleine Eisdielen verlocken mit riesigen Coups voller Eiscreme, garniert mit Erdbeeren und
Pfirsichen. Und schon duftet es von der anderen Strassenseite her nach gefällten Burekas und gegrillten
Hähnchen. Typisch sind vor allem die Vielzahl von Restaurants, in denen man sich niederlassen kann; die
speziell russischen, die französischen, die polnischen, die argentinischen, die chinesischen, die
rumänischen und marokkanischen, die Blintzen-Stuben und die Fischrestaurants, die
vornehmen Restaurants mit amerikanischer und kontinentaler Küche, die Steakhäuser, die vegetarischen
und milchigen Restaurants; solche, in denen man deutsch essen kann und andere, in denen man
garantiert koscher isst. Und das sind viele, leicht zu entdeckende, weil sie immer mit einem "k" signalisiert
sind.