Drink

Wodka, eine Kurzgeschichte



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Zutaten

  • Wodka
  • AUS EINER RUBRIK VON

  • - Claus Schweitzer
  • - notiert von Rene Gagnaux
  • Das russische Nationalgetränk zeichnet sich durch wasserklare Reinheit aus und weist ansonsten weder Farbe, Bouquet noch Geschmack auf.

    Trinken ist in Russland und seinen Nachbarländern eine ernste Sache. Wodka (wörtlich: "Wässerchen") trinkt man nicht aus Bedürfnis und nicht aus Kummer, stellte ein satirischer Schriftsteller vor einigen Jahren fest, sondern aus einer uralten Sehnsucht nach dem Wunderbaren und Aussergewöhnlichen - "Wodka ist die weisse Magie".

    Der im 14. Jahrhundert als Medizin entwickelte Schnaps ist so neutral, dass sich der Grundstoff aus dem er hergestellt wurde, nicht herausschmecken lässt. Deshalb spielt es auch vor dem Auge des Gesetzes keine Rolle, ob er aus Roggen, Weizen, Mais oder Kartoffeln gebrannt wird. Entscheidend ist die Destillationsweise, die in Russland auch heute noch das Staatsmonopol regelt. Auf die Destillation kommt es entscheidend an, damit der Wodka weich, klar und geschmacklich neutral wird. Man destilliert ihn mehrfach und filtert ihn schliesslich noch über Holzkohle und Asbest, um ihm die letzten Spuren geschmacksbestimmender Substanzen und Unreinheiten zu nehmen. Auch die Lagerung in Stein- oder Glasbehältern verhindert eine Aromatisierung, wie sie sich beispielsweise in Holzfassern entwickelt.

    Während in anderen Teilen Europas - von Südspanien bis Schottland - die Schnäpse immer in Fässern gelagert wurden, war dies in Osteuropa und Russland nie üblich. Möglicherweise mag es daran gelegen haben, dass es keine Tradition in der Fassherstellung gab (wie es in Weinanbaugebieten üblich ist) oder Holz schwer erhältlich und zudem teuer war. Wirtschaftliche Schwierigkeiten mögen ebenfalls eine Rolle gespielt haben, so dass man sich ausserstande sah, eine Lagerzeit von mehreren Jahren zu finanzieren.

    Da Wodka relativ schnell und ohne grossen Aufwand hergestellt werden kann, wurde er in Russland rasch zum Nationalgetränk. Da bis heute keine strikte Produktionskontrolle stattfindet, zählen die meistverkauften russischen Marken nicht unbedingt zu den besten. Dennoch gibt es ein paar gute original-russische Wodkas, wie den Sibirskaya, der in Sibirien aus reinem Korn hergestellt wird. Im Westen ist Smirnoff der unbestrittene König der Wodkas, weltweit werden jährlich mehr als 200 Millionen Flaschen verkauft. Da jeder gute Brenner mühlos einen passablen Wodka herstellen kann, kommt es vor allem auf ein verkaufsförderndes Image an (Wodka Gorbatschow, Wodka Ruskow usw.). Ein Geniestreich gelang der schwedischen Marke Absolut. Anders als die zaristischen und pseudo-russischen Marken auf dem westlichen Markt, die auf traditionsbetonte Flaschenformen und ~etiketten setzten, wartete Absolut mit einem modernen Design und ausgefallenen Werbekampagnen auf, die besonders jüngere und kreativ tätige Leute überzeugten. Der Absolut zeichnet sich auch durch eine besondere Reinheit aus. Diese beruht zum einen auf dem Getreide, das gemäss der kontinuierlichen Destillation verarbeitet wird, zum anderen entsteht sie durch starkes Läutern (Reinigen), was einen fast reinen Alkohol von 96 Prozent ergibt. Aus diesem Grund begann man, noch eine zweite, weniger reine, aber aromatischere Variante herzustellen. Daraus entsteht das, was die Schweden einen Wodka von bester Qualität nennen, d.h. ein Wodka, der besser ist als alle anderen. Ferner sind ein Absolut mit Zitronengeschmack und einer mit Pfeffer erhältlich. Im Gegensatz zum normalen Wodka sind die Etiketten nicht blau, sondern gelb bzw. rot.

    Auch wenn Wodka gern pur und eisgekühlt getrunken wird, eignet er sich ausgezeichnet für Cocktails, da er bestens mit anderen Schnäpsen, Likören und Fruchtsäften harmoniert, wie beispielsweise mit dem Orangensaft im "Screwdriver". Zu den grossen Klassikern zählen auch der "Bloody Mary" mit Tomatensaft und Tabasco sowie der "Balalaika", mit einem Drittel Wodka, einem Drittel Zitronensaft und einem Drittel Cointreau.

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