Von Natur aus hingen schon in Prähistorischer Zeit Reblianen im Geäst anderer Bäume, daran ein paar
mehr oder weniger saure, kleine Beeren. Erst der Mensche hat durch Auslese und Züchtung daraus die
Weintrauben gemacht, die wir heute kennen. Während am Anfang wohl die Auslese im Vordergrund stand,
ist in neuerer Zeit die gezielte Züchtung immer wichtiger geworden. Während Reben in aller Regel einfach
durch Stecklinge - also ungeschlechtlich - vermehrt werden,
tupfen die Züchter Pollen einer Sorte auf die Narbe einer anderen.
Daraus entstehen die Samen einer völlig neuen Rebsorte. Aber nur sehr, sehr wenige dieser Sorten eignen
sich nch jahrelanger Prüfung auch wirklich für den Anbau. Bei der Züchtung geht#s im Grunde immer um
eins oder eine Mischung mehrerer dieser Ziele: -um mehr
Ertrag und bessere Anbaueigenschaften -um die Gesundheit der Reben
und -darum, dem Kunden zu geben, was der Kunde will.
Der Müller-Thurgau oder: die Masse macht#s Am Anfang waren da nur
recht wenige alten Rebsorten. Riesling, Gewürztraminer, Elbling, Trollinger, Muskateller, die Burgunder-
Familie etc. Die waren oft
entweder zu anspruchsvoll was Boden und Lage betrifft oder sie brachten zu wenig Ertrag. Prof. Müller aus
dem schweizer Kanton Thurgau fand auf der Jagd nach einer ertragsstarken, aromatischen,
anspruchslosen Sorte den Müller-Thurgau. Er gab als Eltern den
Riesling und den Silvaner an. Da ist er wohl in seinem Rebgarten durcheinandergekommen: heute weis
man, dass die Mutterrebsorte eine
französische Muskattraube war. Das erklärt auch viel besser die typische Aromatik des Müller-Thurgaus.
Huxel, Ortega und Optima - süss, süsser am süssesten: Die nächte
grosse Welle der Neuzüchtungen sollte vor allem die steigende Verbrauchernachfrage nach zuckrigen
süssen Weinen befriedigen. Was Riesling und Co. nur in besten Jahren und Lagen erreichen, nämlich
Beeren- und Trockenbeerenauslesen, das bringen Perle, Optima oder
Ortega schon im September auf die Mostwaage. Bacchus, Scheurebe oder Morio-Muskat waren auf
intensive Aromen gezüchtet. Die Zeit nach dem
zweiten Weltkrieg wollte es ein bisschen parfümiert... Auch wenn diese Welle abklingt: die Rebzüchtung
hat damit nicht aufgehört,
dem Kundengeschmack zu folgen - im Gegenteil.
Lieber rot als tot: Der Dornfelder, die Erfolgsneuzüchtung der 90er
Jahre, war eigentlich nur als Farbtraube gedacht. Er sollte blassen Spätburgundern ein bisschen auf die
Sprünge helfen. Seine "französische" Art lag aber genau in der Mode. Seitdem wird heftig in diesem Stil
weitergezüchtet. Mit Cabernet Sauvignon, Dornfelder, dem schwäbischen Lemberger und anderden
Elternsorten entstehen fortlaufend Neuzüchtungen. Das Ziel: internatonalen Geschmack und
Anbaueignung für#s deutsche Klima zusammenbringen. Davon sind einige auch schon im Anbau etwa
Dorsa und Dorio (jeweils aus Dornfelder und Cabernet gekreuzt) oder Cabernet Rubin und Mitos (Lemberger
und Cabernet).
Weinbau mit weniger Chemie: In jüngerer Zeit ist auch das wieder ein
wichtiges Züchtungsziel geworden. Hier kommen die Wünsche der Winzer und die ihrer Kunden
zusammen. Ihrn Anfang nahm diese Züchtung vor über 100 Jahren. Die Reblaus und andere
Rebkrankheiten ~ aus Amerika eingeschleppt - sollten bekämpft werden. Dazu kreuzten
die Züchter europäische Edelreben mit amerikansichen, die mit diesen Krankheiten besser fertig wurden.
Die Ergebnisse waren allerdings zunächst nicht befriedigend, weil die amerikanischen Reben einen
fremden Geschmack in den Wein brachten. Erst nach langer Arbeit entstanden Sorten, die optimale
Krankheitsabwehr mit gutem Geschmack kombinierten. Ein gutes Beispiel sind die rote Sorte Regent oder
die weissen Phönix und Johanniter. Die Palette wird aber immer breiter.
O-Titel: Neue Sorten - neues Glück: was die Rebenzüchtung den
Verbrauchern bringt (Info) http://www.swr-online.de/kaffee-oder-tee/vvv/weinecke/archiv/2000/09
/21/index.html
:Letzte Änder. : 29.04.2001