Drink

Champagner, eine kleine Geschichte



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Zutaten

  • Champagner
  • NACH EINEM TEXT VON

  • - Christoph Thut und
  • - Eliane Meyer
  • - Erfasst von Rene Gagnaux
  • Champagner ist nicht nur der Festklassiker unter den grossen Weinen dieser Welt, sondern auch eine prickelnde Einladung zur zärtlichen Verführung, zum genüsslichen Zelebrieren besonderer Zeiten und zum Verfeinern exklusiver Rezepte. Ihn nur auf das unsägliche "Cüpli" undefinierbaren Inhalts zu reduzieren ist für die aufwendige "Assemblage" geradezu eine Beleidigung.

    "Ach wie herrlich perlt die Blase der Witwe Clicquot in dem Glase!" schwärmte reimend einst Wilhelm Busch.

    Tatsächlich trugen nicht wenige Witwen den Ruhm des Champagners in alle Welt: So auch die Veuves Bollinger, Devaux, Guerin. Heute geht Caroline Krug für ihren Champagner auf Promotionstournee, soll Anne Claire Taittinger ihre Familienfirma vor einer unfreundlichen Übernahme bewahren. Frauen also heg(t)en und pfleg(t)en Champagner, den sie an Männer verkauf(t)en, damit diese Frauen verführen können...

    Wie überall im Weinbau, mischelten auch in der Champagne die Mönche kräftig mit - und haben der Legende nach sogar den Champagner erfunden. Etwa Dom Perignon (1638 - 1715) in der Abtei von Hautvillers oder der bescheidenere Frere Oudart in Pierry. Beide halfen jedenfalls tatkräftig bei der Verwandlung eines stillen (Rot-)Weins in einen prickelnden Weisswein mit. Als "Miterfinder" gelten sogar die Engländer. Als sie einst ein Fass des damals an allen Königshöfen geschätzten "Vin d'Ay" aus Epernays Nachbardorf bei stürmischer See über den Kanal schipperten, soll der Wein beim Öffnen prächtig schaumig gewesen sein. Tat- und Hauptsache ist: Der Champagner wurde erfunden. Denn was wäre die Welt ohne ihn? Natürlich liessen die cleveren Champenois ihre Erfindung patentieren: Nur Wein aus ihrer genau umschriebenen Region darf sich weltweit Champagner nennen - der Champagne aus dem gleichnamigen Waadtländer Dorf war Chirac bei seiner herbstlichen Schweizer Stippvisite ein präsidiales Stirn runzeln wert. Dabei hat dieser sortenreine stille Weisse mit seinem berühmten grossen Bruder rein gar nichts gemein: Champagner perlt nicht nur, sondern ist eine klassische assemblage (weniger schön: ein gepanschter Wein), der aus bis zu 120 verschiedenen Traubensäften bestehen kann! Erstens aus drei verschiedenen Traubensorten: weissem Chardonnay, rotem Pinot noir und Pinot Meunier. Es sind ja die blauen Häute, die den Wein rot färben; trennt man sie genügend früh vom Saft, bleibt er weiss. Zweitens aus Trauben verschiedenster Lagen: Am teuersten sind die sogenannten Hundertprozenter von der Montagne de Reims. Und drittens aus Trauben verschiedener Jahrgänge: Wählt ein Haus nur einen - besonders guten - Jahrgang aus, erhebt es diesen Champagner zum Millesime, Jahrgangswein. Assembliert wird jedes Jahr neu; die Kunst der Önologen besteht darin, aus dem Naturprodukt Traubensaft ihren unverwechselbaren "Haus-Champagner" in stets derselben Qualität zu mixen.

    Besonders originell finden wir die vor kurzem in der Champagne geborene Idee, die schäumenden Edelweine sozusagen nach Charaktereigenschaften einzuteilen. Danach präsentiert sich der "Champagne d'esprit" (Geist) fein und spritzig, der "Champagne de coeur" (Herz) elegant und rund, der "Champagne du corps" (Körper) kräftig und fruchtig und der "Champagne d'ame" (Seele) verführerisch und langanhaltend. Champagner mit seiner natürlichen Kohlensäure belebt nicht nur die Geister und mancht manche Körper schwach, sondern begleitet auch edle Tafelfreuden von Aperitif bis Dessert - im Glas und in der Küche. Damit Ihr Genuss kein getrübter sei, sollten Sie Champagner und Gerichte feinsinnig aufeinander abstimmen. So verlangt leichter, spritziger Champagner (wie Blanc de Blancs aus rein weissen Trauben) nach fein duftenden Gerichten wie delikaten Vor- und Fischspeisen. Körperreiche Champagner (Bruts, Roses) passen zu Kräftigerem, stärker Gewürztem wie Grilladen oder zum Risotto. Säurebetonte, preisgünstige Champagnes de Taille (aus der letzten Pressung) oder Blanc de Noir (nur aus roten Trauben) gesellen sich zu säurehaltigen Gerichten wie unserem Perlhuhnbrüstchen mit Sauerkraut. Grosse, teure Jahrgangs-Champagner sind ebenbürtigen Delikatessen wie Foie gras, Kaviar, Meeresfrüchten vorbehalten. Und beim Dessert hängt alles von seinem Säuregrad (Früchte!) ab: Je süsser die Nachspeise, desto süsser darf auch der Champagner sein.

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