Banane, Birne, Buttermilch - die Aromen des Weins (Info)
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Früher war das eine Wissenschaft mit eigenem Wortschatz: wenn
Fachleute sich über Weine unterhalten haben, dann staunte der Laie Bauklötze. Aber das hat sich
gründlich geändert. Heute ist es selbstverständlich, die Aromen der Weine mit ganz alltäglichen Geruchs-
und Geschmackseindrücken zu vergleichen. Damit wird es viel
leichter, über Weine zu sprechen - und es macht mehr Spass.
Wer noch nie so richtig in einen Wein hineingerochen und -geschmeckt
hat, der wird erstmal nur feststellen, das Wein halt nach Wein riecht. Aber ein bisschen Übung und
Phantasie lassen eigentlich jeden Menschen sehr schnell ganz verschiedene Dinge in einem Wein
wiedererkennen. Das wird immer eine Näherung sein, denn immerhin sind etwa 400 Aromen in einem Wein
enthalten, aber einige wenige dominieren ihn doch in der Regel.
Trotzdem ist das nicht so einfach, zu sagen, was man riecht.
Wissenschaftler erklären das so: Die Fähigkeit Gerüche
wahrzunehmen hat sich sehr früh in der Evolution entwickelt und ist daher in einem alten Teil unseres
Gehirns, dem Stammhirn beheimatet.
Demgegenüber entwickelte sich unser Sprachvermögen sehr spät und wird von dem jüngsten Teil des
Gehirns, der Grosshirnrinde gesteuert. Aus diesem Grund gibt es wenig Verbindungen zwischen dem
Geruchs- und Sprachzentrum. So fällt es uns Menschen schwer, das was
wir riechen mit Wörtern treffend zu beschreiben. Weil wir also leicht "sprachlos" sind wenn es um Aromen
geht, haben Weinfachleute das Aromarad erfunden. Das hilft, wenn man riecht und findet: "klar,
der riecht nach....ich weiss genau, irgendwie fruchig, eher so exotisch..." Auf dem Aromarad sind die
Aromen nämlich unterteilt in Gruppen. z.B: "fruchtig" und darunter sind dann sieben Untergruppen.
z.B. "exotisch". Und da findet sie sich dann - unter anderen
Früchten, die gesuchte Ananas.
Diese Suchstruktur auf dem Aromarad ist sehr hilfreich. Das Aromarad gibt#s für Rot- und für Weisswein.
Und es ist beim Deutschen
Weininstitut, Gutenbergplatz 3-5 , 55116 Mainz zu beziehen.
_Wie kommt die Vanille in den Wein?_ Aromen im Wein können ganz verschiedenen Ursprung haben. Sie
stammen entweder aus den Trauben (wobei dann die Sorte, aber auch der Boden auf dem sie wachsen und
die Reife eine Rolle spielen) solche Aromen nennt man "primäre". "Sekundäre" sind solche, die durch die
Gärung entstehen. Und von "tertiären" spricht man, wenn man solche meint, die erst während der Reifung
entstehen.
Kalkhaltige Böden neigen dazu Weine mit exotischen Aromen wie Maracuja oder Mango zu erzeugen,
während lehmhaltige Böden eher zu Geruchsnoten nach grüner Bohne oder Grapefruit neigen. Natürlich hat
auch der Kellermeister ein Wörtchen mitzureden: Ein junger Wein,
insbesondere wenn er kühl vergoren wird, duftet oft nach Banane, Ananas oder Pfirsich, da hier das
Gärbukett der Hefen noch spürbar ist. Erfolgte ein biologischer Säureabbau kann eine Joghurt- oder
Butternote auftreten, während die Reifung im Barriquefass an dem Geruch nach Vanille, Gewürznelken und
getoastetem Holz zu erkennen ist. Kein Wunder: das vermittelt tatsächlich Vanillin, Zimtaldehyd
und das nach Kokosnuss und Karamel duftende Eichenlakton an den Inhalt. Je älter die Weine werden,
desto mehr wandeln sich die frischen Früchte zu gekochten und später zu getrockneten Früchten,
karamelisierte Aromen werden intensiver.
Die Kenntnis um die bio-chemischen Hintergründe der Aromatisierung
wird immer umfassender. Ergebnis. Es lassen sich gezielt Aromen ansteuern. Das kommt den
Verbraucherwünschen nach klaren, fruchtigen Weinen entgegen. Das alles bedeutet aber nicht, dass
Weinen etwa künstliche Aromen zugesetzt werden. Das ist überall auf der Welt verboten und im übrigen
auch viel schwieriger, als sich das Laie das vorstellt.
_Ein bisschen Aromachemie_
* Grüner Paprika: 2_Methoxy-3-Isopropypryazin besonders in Cabernet
sauvignon und Sauvignon blanc. * Pferdeschweiss:
4-Ethylphenol/4-Ethylguaiacol durch die (Fehl-)Gärung und Lagerung
entstanden. In geringeren Spuren ist es aber positiv. * Rosen:
Terpene aus den Trauben, typisch für Traminer und noch mehr davon in den Muskat-Sorten, 2-Phenyl-
Ethanol ein "Fusel-Alkohol", der bei der
Gärung entsteht. * Himbeeren, Pflaumen, Veilchen: b-Ionon entsteht
bei der Gärung, vor allem, wenn der Most dabei erhitzt wird. *
Schwarze Johannisbeere/Cassis: Merkaptopentanone werden schon in der
Traube als - allerdings geruchlose - Vorläufer gebildet. Ausprägung
erst im Wein. * Pfirsich, Aprikose: d-Decalacton ein Produkt der Hefe
bei der Gärung.