Manche Wurstverpackungen sind nur mit roher Gewalt zu öffnen, Schraubdeckel von Gläsern bewegen
sich keinen Millimeter, Verschlüsse von Getränkekartons sind nur schwer zu greifen und rote
Aufreissbändchen bei Plastikfolien sind teils nur mit der Lupe zu finden - kurz: Viele Verbraucher kommen
mit Verpackungen von
Lebensmitteln nicht zurecht. Servicezeit: Essen & Trinken hat einige
Zuschauer eingeladen, diejenigen Dosen, Tüten, Konserven & Co.
vorzustellen, die ihnen beim Öffnen besonders viel Ärger bereiten.
Natürlich sind nicht alle Verpackungen untauglich. Die meisten Verpackungshersteller bemühen sich
durchaus erfolgreich um gute Umhüllungen für unsere Lebensmittel. Doch es gibt immer wieder Beispiele,
bei denen diese Bemühungen eben nicht von Erfolg gekrönt sind. Ist es wirklich unvermeidbar, dass man
einige Verpackungen nur unter Einsatz besonderer Schneid- und
Brechwerkzeuge öffnen kann? Ein weiteres Ärgernis: Für viele
verpackten Lebensmittel braucht man eine weitere Verpackung in Form von verschliessbaren Töpfen,
Dosen und Gläsern, weil die Verkaufsverpackung gleich nach dem Öffnen nicht mehr zu gebrauchen ist.
_Problemfall "Fischkonservendosen"_ Viele finden es praktisch, Fisch direkt aus den langen flachen
Konservendosen zu essen. Dazu muss der Deckel ganz entfernt werden.
Das gelingt allerdings nicht ohne eine spezielle Technik. Ansonsten springt der Blechdeckel zum Schluss
von der Dose und sprenkelt die Umgebung rot oder senfgelb ein - je nach Art der Sosse. Oft bleibt
dieser Öffnungsversuch allerdings bereits im Ansatz stecken, weil der Aufrissring abbricht. Den Herstellern
ist dieses Problem durchaus bewusst. Der Lübecker Fischkonserven-Produzent Hawesta
GmbH & Co. KG verschickt jetzt "Öffnungshinweise" an Kunden, die sich über Verpackungsmängel
beschweren:
http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/download/anleitung/hawesta
.pdf Öffnungsanleitung für Fischkonserven von Hawesta GmbH & Co. KG, (PDF-Dokument, 102 KB)
Seit Mai bietet der Hersteller Fischprodukte in verbesserten Verpackungen an. Diese Konservendosen sind
nun wesentlich leichter und auch deutlich spritzärmer zu öffnen. Neuer Nachteil: Den
Verbraucher kostet dieser Komfort rund 0,10 Euro mehr pro Dose.
_Problemfall "Kaffee-Vakuum-Verpackungen"_
Viele unserer Zuschauer bemängeln, dass sie beispielsweise die vakuumverpackten Kaffeesorten
"Eduscho Gala" und "Tchibo Gran Cafe" (in der 500-Gramm-Ausführung) nicht ohne Hilfsmittel aufreissen
können. Wenn man eine der beiden Folienlaschen mit der Schere abschneidet, rieselt unvermeidbar das
feine Kaffeepulver auf den Tisch. "Dies war uns nicht bewusst", teilte die Tchibo GmbH (Anbieter der
Marken Tchibo und Eduscho) der Redaktion mit, "da in unserem Kundencenter im Laufe des vergangenen
Jahres keine Beschwerde zum Öffnen der Verpackungen eingegangen ist. Wir werden uns dieser Thematik
annehmen und eine mögliche Umstellung der Prozesse bei unserer 500-Gramm-Packung Gala von
Eduscho und Tchibo
Gran Café überprüfen." Beispielsweise hat die Melitta GmbH & Co. KG dies anders gelöst.
Hier können die Packungslaschen mühelos und sauber aufgezogen werden. Auch das lästige Entfernen
einer Umverpackung aus Papier entfällt beim Melitta-Kaffee.
_Problemfall "folienverschweisste Wurstverpackungen"_ Wer Leberwurst- oder Teewurstverpackungen
öffnet, den Inhalt auf
sein Brot streicht und dann die Wurst wieder in die Folie legt, verliert schon bald den Appetit. Denn danach
matscht, schmiert und klebt es bei jedem Herausnehmen mehr. Erst seit kurzer Zeit gibt es von
verschiedenen Anbietern eine Alternative: Streichwurst im
Deckelbecher - ganz ohne "Matschflecken" und stinkende
"Wurstfinger". Solche neuen Verpackungsideen scheinen sich nicht nur für den Verbraucher zu lohnen. Die
Rügenwalder GmbH, einer der Hersteller von "Becherwurst", teilte der Redaktion mit, dass nach Einführung
der neuen Verpackung der Absatz im Bereich Teewurst um über 80 Prozent gestiegen sei.
_Problemfall "Glaskonserven"_ Einige Zuschauer, die uns geschrieben haben, beklagen sich über
Glaskonserven, die extrem schwer zu öffnen seien. Besonders bei den grossen Gläsern helfen die
verschiedenen Schraubdeckelöffner (die zum Beispiel wie Zangen aussehen) oft nicht, weil man sie kaum
um den grossen Deckel bekommt oder sie nicht mehr gut greifen kann.
Daher werden zum Beispiel mit Messern oder Lochern (die für Kondensmilchdosen gedacht sind) Löcher in
die Deckel von Gurken-
oder Marmeladegläsern geschlagen. Das reduziert die Haltbarkeit der Waren erheblich und ist auch nicht
ganz ungefährlich, denn allzu leicht rutscht man auf der glatten Oberfläche ab.
_Problemfall "Getränkekartons"_ Einige Beschwerden richteten sich auch gegen labbrige Getränkekartons
(zum Beispiel von der Firma Tetra Pak). Bei den Verschlüssen sieht man immer wieder neue
Entwicklungen, sie heissen beispielsweise "SimplyTwist", "ReCap", "SimplyPull" oder "LightCap".
Das Problem laut unserer Zuschauer: Beim Ausgiessen schwappt der
Inhalt oft unkontrolliert heraus, solange der Behälter noch voll ist. Bei manchen Verschlüssen muss man
mit den Fingern in kleine Ösen greifen oder die Reste der Folie entfernen - alles wenig
erfreulich. Nach Angaben von Tetra Pak läuft hier die Entwicklung neuer, praktikabler Verschlüsse
kontinuierlich weiter.
_Besonders betroffen: Senioren_
Das rote Aufreissbändchen bei Vanillezucker- oder Puddingpackungen
ist für viele Ältere nur schwer zu finden. Rund 80 Prozent der Senioren kommen nach
Experteneinschätzung nicht mit Verpackungen zurecht. Sie bemängelten kleine Schriften, komplizierte
Plastikhüllen und schlechte Portionierbarkeit. Dabei könnten alle Verbraucher von besseren
Lebensmittelhüllen profitieren. Denn eine seniorengerechte Verpackung ist automatisch auch eine
allgemein konsumentenfreundliche Verpackung.
Ein weiteres Problem: Viele Senioren bitten nicht gern um Hilfe.
Aber man sollte bedenken, dass auch junge Leute Probleme mit dem Öffnen vieler Verpackungen haben -
so sollte man sich sicherlich
nicht scheuen, andere Menschen um Hilfe zu bitten.
Tipp: Wenn man Zeit und Lust hat, ist es durchaus angebracht,
schlechte Erfahrungen mit Verpackungen den Herstellern mitzuteilen.
Es ist häufig der Fall, dass man dort die Handhabung optimieren will und für Rückmeldungen der Kunden
dankbar ist.
_Ergebnisse der Internetumfrage_ Unsere zweiwöchige Internetumfrage "Ärgern Sie sich über die
Verpackungen von Lebensmitteln?" ergab folgendes Ergebnis:
* nein: 89 Stimmen
* selten: 327 Stimmen
* häufig: 1562 Stimmen
* immer: 308 Stimmen
Mehr als zwei Drittel der Teilnehmer haben Probleme mit Lebensmittelverackungen und ärgern sich häuig
darüber. Nur ganz wenige finden die Dosen, Kartons & Co. gut in der Handhabung.
_Links_
* http://www.bagso.de/fileadmin/Verbraucherforum/Verpackungen_01.pdf
Ergebnisse einer Befragung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) e.V.
zum Thema Verpackung,
(PDF-Dokument, 478 KB)
* http://www.pack-i.net/
Innovationsforum "Seniorengerechte Verpackungen". Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung gefördert.
* http://www.pack-aus.udk-berlin.de/
"pack aus, pack ein, pack zu - Neue Verpackungen für Alt und Jung":
Ergebnisse eines Wettbewerbs für Designstudenten.
* http://www.seniorenfreundlich.de/verpackungen.html
Private Internetseite von Otto Buchegger, der sich mit seniorenfreundlichen Verpackungen und
Öffnungshilfen beschäftigt.
* http://www.tetrapak.de/verpackung/öffnen_schliessen/
Alle Verschlüsse für Getränkekartons der Firma Tetra Pak und ihre Handhabung.
* http://www.wdr.de/tv/markt/tester_070423/t_3.phtml
(markt vom 23. April 2007) _Beiträge der Servicezeit: Essen & Trinken zum Thema
"Verpackungen"_
* http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20040405/b_2.phtml
Bier in PET-Flaschen
(Servicezeit: Kostprobe 5. April 2004)
*
http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20060915/b_2.phtml
Neue EU-Werbeverordnung ab Oktober 2006
(Servicezeit: Essen & Trinken vom 15. September 2006)
*
http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20060407/b_4.phtml
Verpackungen mit unbestechlicher Frischeanzeige (Servicezeit: Essen & Trinken vom 7. April 2006)
*
http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20061013/b_4.phtml
Vorschriften für Verpackungsgrössen kippen (Servicezeit: Essen & Trinken 13. Oktober 2006)