In der Stadt Zug regnet es jeweils Ende Januar Brötchen, Gützli, Orangen und Würste - zur grossen
Freude der Kinder: das traditionelle
'Bäckermöhli' der Zunft und Bruderschaft der Müller, Bäcker und Zuckerbäcker.
Die Zunft der Müller, Bäcker und Zuckerbäcker: Die Zunft und
Bruderschaft der Müller, Bäcker und Zuckerbäcker der Stadt Zug geht auf das Jahr 1688 zurück. Damals
erhielt diese Berufsgruppe endlich die städtische Erlaubnis, sich in einer Zunft zu organisieren. Schon im
Mittelalter bildeten sich Interessengruppen von Gewerbetreibenden und Handwerkern, um gemeinsam ihre
Berufsinteressen besser zu schützen. Die Bruderschaft widmete sich auch den religiösen Belangen der
Mitglieder. Am Namenstag der Zunftheiligen, der heiligen Agatha, besuchte man zusammen die Kirche und
gedachte der Verstorbenen.
Eine noch lebendige Tradition: Diese Tradition hat sich in Zug bis
heute erhalten. Die Zünfter versammeln sich jeweils am Mittwoch vor dem Agathentag zum gemeinsamen
Gottesdienst. Anschliessend findet die Zunftversammlung (Hauptbot) statt.
Nach einem reichen Zunftmahl, dem so genannten 'Bäckermöhli' (= Bäckermahl), kommt der Höhepunkt für
alle Kinder, die draussen auf den Plätzen der Altstadt warten. Ausgerüstet mit Tragtaschen, Plastiksäcken,
Rucksäcken und Fischernetzen, versuchen sie, die Mutschli (Semmeli), Gützli, Orangen und Würste zu
fangen, welche die Zünfter aus den Fenstern der Altstadthäuser herunterwerfen.
Nur wer ruft, wird beschenkt: Doch nur dastehen und warten bringt
nichts. Die Kinder müssen laut und deutlich 'Bäckermöhli' rufen -
erst dann findet das Verteilen der Gaben statt. Früher kamen die guten Sachen ausschliesslich von oben.
Seit 2001 mischen sich die Zünfter unters Volk und verteilen ihre Gaben in der Menschenmasse.
Agatha und das Brot: Bis vor ca. 30 Jahren boten die Zuger
Bäckereien am Agathentag (5. Februar) ein spezielles Brot an, das die Kundinnen und Kunden dann in der
Kirche segnen liessen. Dieses Brot soll die Feuergefahr abwenden bzw. das Feuer vermindern, wenn man
es ins Feuer wirft.
In den Einsiedler Bäckereien werden noch heute zu Kränzchen geflochtene Brötchen aus Zopfteig, so
genannte Agathenringli, verkauft. Diese werden wie alles am Agathentag gebackene Brot vom Pfarrer
gesegnet. In der Klosterkirche wird der Heiligen mit Gebeten und einer Prozession gedacht und die St.-
Agatha-Glocke geläutet.
Das Agathenbrot soll nicht schimmeln und sogar vor Heimweh schützen.
Deshalb legten Mütter ihren von zuhause ausziehenden Kindern jeweils ein kleines Stück davon in den
Koffer. Auch hat sich der Brauch gehalten, ein Stück gesegnetes Brot im Estrich aufzuhängen, um das
eigene Haus vor Feuer zu schützen.
Feuer: Freund und Feind zugleich: Die Legende berichtet von der
christlichen Sizilianerin Agatha (ca. 225 bis 251 n. Chr.), die den Heiratsantrag des heidnischen
Statthalters abwies. Dieser liess sie u.a. mit brennenden Fackeln martern. Kurz nach ihrer Bestattung
bedrohte ein Lavastrom des Ätnas die Stadt Catania. Erst als den heranflutenden Lavamassen der Schleier
Agathas entgegengetragen wurde, kamen sie zum Stillstand. Seitdem gilt Agatha als Patronin gegen die
Feuergefahr.
Die Bäcker sind angewiesen auf ein ihnen wohlgesinntes Feuer: ein zu
schwaches verdirbt die Backwaren, ein zu starkes zerstört sie.