Was der Österreicher einen "Gespritzten" nennt, das ist dem Deutschen die Schorle.
Beiden Getränken gemeinsam ist, dass sie ein Mix sind aus Weisswein und Wasser, wobei das
Mengenverhältnis selbstverständlich eine individuelle Angelegenheit ist. Generell hingegen gilt, dass für
derlei Longdrinks junge Weine mit herber, spritziger Note am besten geeignet sind.
Geradezu naturgeborene Weine zum Mixen, ob mit Wasser, Soda, Fruchtsäften, Likören, oder sonstigen
Ingredienzen, sind Gewächse wie speziell der fruchtige Riesling, der traubige Muskateller, der sanftwürzige
Silvaner und der distinguierte Weissburgunder, der sich besonders gut für den klassischen Kir eignet, den
burgundischen Aperitif aus einem Achtel Creme de Cassis und sieben Achtel Wein (nimmt man
Champagner, entsteht der Kir Royal, mit Rotwein- am
besten: Spätburgunder, auch Pinot Noir genannt - wird es ein Kir
Rouge). Ein exzellenter Mixwein ist auch der Grüne Veltliner aus Österreich.
Ein Sauvignon blanc trumpft wiederum bei Getränken auf, die mit kräuterigen, gemüsigen oder gewürzigen
Essenzen gemixt werden. Ein herrlicher Frühlingstrunk ist die Mischung aus Holundersirup und Sauvignon
blanc, nach Belieben angereichert mit Zitronenscheiben und ~ falls gerade Saison ist - mit einigen
Holunderbluetendolden.
Erstklassige Sauvignons kommen aus der Südsteiermark, Spitzenwinzer sind Tement, Gross, E.& W.
Polz, Rebenhof, Lackner-Tinnacher.
Longdrinks sind naturgemäss keine kaltigen Kreszenzen, die man schluckweise mit dem Bewusstsein des
aussergewöhnlichen trinkt. Die erste Pflicht von Schorle, Kir & Co. ist die, zu erfrischen, und zwar auf
ebenso unkomplizierte wie heitere Art, sozusagen mit frechem Charme. Dennoch darf nicht der Fehler
gemacht werden, zum Mixen den Billigheimer aus dem Süden für 3,99 Mark die Flasche zu nehmen. Der
Wein soll keine Rarität sein, doch etwas Charakter muss er schon haben, denn aus einem mageren
Weinchen wird niemals ein hübsches Getränk.