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Mohn (Papaver somniferum L.) [3/3]



Für 1 Rezept (Fortsetzung Mohn) Etymologie:

Auch wenn man heute in der Schule nicht mehr Homer liest, so haben doch Zitate aus den homischen Epen in unsere heutige Umgangssprache gefunden: Wir sprechen von "homerischem Gelachter" (mit dem die Helden ihre eigene Kampfeslust anstachelten), von "geflügelten Worten" (epea pterönta: Worte, die zum Gesprächsparter "hinfliegen" sollen), und der Charme der Heliostochter Kirkee ist im Wort "bezirzen" unsterblich geworden. Und wem wären schliesslich Sk?lla und Ch rybdis, zwei Übel, von denen man nur einem entkommen kann, kein Begriff? In der Antike lag die Hauptbedeutung des Mohnes in den aus seinem Samen gepressten Öl; die narkotische und schmerzlindernde Wirkung des Milchsaftes war den Ärzten jedoch ebenfalls bereits bekannt. Mohn als Genuss- und Suchtgift ist im Westen eine sehr junge Entwicklung.

Mohnöl ist heute eine Spezialität und wird nur in sehr geringer Menge hergestellt; die üblichste Qualität ist ein kaltgepresstes Salatöl (siehe auch Sesam über Pflanzenöle allgemein). Die geringe Produktion erklärt sich teilweise auch mit den gesetzlichen Restriktionen und Kontrollen, denen Mohnbauern in Westeuropa ausgesetzt sind und die den Zweck haben, einen Missbrauch der Anbaufläche zur Opiumproduktion zu verhindern. Unter den klimatischen Bedingungen Europas hergestelltes Opium wäre aber von sehr geringer Wirkung.

In Europa verwendet man Mohnsamen zumeist, um Backwaren einen besonderen Geschmack zu verleihen, ähnlich wie Sesam- oder Nigellasamen im Nahen Osten. Auf Mohn basierende Füllungen findet man gelegentlich in croissants oder den bekannten österreichischen Nachspeisen, die man Strudel nennt. Diese Rezepte stammen grösstenteils aus Böhmen, von wo sie während der Österreichisch- Ungarischen Monachie nach Österreich kamen. Eine weiteres Beispiel für diese ebenso süsse wie kalorienreiche Kochtradition ist der Germknödel, dessen anregend-saure Füllung aus Powidl, einem sehr konzentrierten Zwetschkenmus, besteht und der mit grosszügigen Mengen einer Mohn- Staubzuckermischung und geschmolzener Butter serviert wird. Mohnsamen werden aber kaum zu pikanten Speisen gebraucht.

Auch in Asien wird der Mohnanbau betrieben; das berühmt- berüchtigte "Goldene Dreieck" an der Grenze zwischen Burma, Thailand und Laos ist allerdings zu Unrecht als Opiumquelle bekannt geworden, da der Mohn erst in höheren Lagen das richtige Wirkstoffspektrum entwickelt. Bergvölker in diesen drei Ländern und auch in Vietnam und China benutzen Opium seit Jahrhunderten als das einzige Genussmittel, das ihnen ihr hartes Leben bietet; die weite Verbreitung des Opiumrauchens unter ethnischen Chinesen und Vietnamesen ist allerdings durch die Politik Englands und Frankreichs im vorigen Jahrhundert bedingt. Anders als in Gemeinschaften mit langer Tradition im Umgang mit dieser Droge erwies sich die Neueinführung des Opiums in diesen Ländern als verheerend.

In China erstritten sich die Briten durch den Opiumkrieg (1840-42) das Recht auf Opiumimport in das Reich der Mitte, womit nicht nur ein unmittelbarer Gewinn erzielt werden konnte, sondern viele Verwaltungbeamte in materielle und psychische Abhängigkeit zu England und dessen Mittelsmännern gerieten. Die resultierende Korruption trug wesentlich zum rascheren Verfall des Kaiserreiches bei. Die Franzosen in Vietnam erzielten aus ihren Monopolen für Opium, Salz und Alkohol (ab 1890) enorme Gewinne und erhielten sich durch grosszügige Versorgung die Loyalität des Adels.

Mohn wird aber in Asien auch gelegentlich zum Kochen verwendet. So sind gemahlene Mohnsamen in der mogulischen Kochkunst Nordindiens (siehe auch Zwiebel und schwarzer Kreuzkümmel) ein Mittel, um Saucen anzudicken; bei hellen Saucen kommt dazu eine spezielle Mohnsorte mit rahmgelben Samen zum Einsatz. Der nussige Geschmack des Mohns wird auch in Japan sehr geschätzt und passt sehr gut zu den nur leicht gewürzten Gerichten dieses Inselreiches. Mohn ist in der japanischen Gewürzmischung shichimi togarashi (siehe Szechuanpfeffer) enthalten.

Quelle: http://www-ang.kfunigraz.ac.at/~katzer/germ/index.html

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