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Wasserpfeffer (Polygonum hydropiper L.) [2/2]



Für 1 Rezept (Fortsetzung Wasserpfeffer) Etymologie:

Der Name Wasserpfeffer bezieht sich einerseits auf den pfefferartigen Geschmack und andererseits auf den Standort der Pflanze; dasselbe gilt für viele andere europäische Bezeichnungen (englisch water pepper, französisch poivre d'eau und russisch vodyanoii peretc) und auch den botanischen Artnamen: Griechisch h?dor "Wasser" und zu lateinisch piper siehe Pfeffer.

Das Wort Wasser findet sich in verschiedenen Formen in fast allen indöuropäischen Sprachen: Hethitisch watar, griechisch h?dor, russisch voda (vodka "Wässerchen"), irisch uisce (whisky gekürzt aus gälisch uisge beatha "Lebenswasser"), litauisch vanduo, Sanskrit udan "Wasser", weiters lateinisch unda "Woge". Im Deutschen verwandt sind zudem Otter und vielleicht auch Aürochse. Alle diese Wörter werden auf eine formenreiche indöuropäische Wurzel AUD-, WED, WD "Wasser" zurückgeführt, die ihrerseits eine Erweiterung von AU-"befeuchten", "fliessen" ist.

Das lateinische Wort für Wasser, aqua lebt heute noch in romanischen Sprachen, etwa italienisch acqua und französisch eau. In germanischen Sprachen schliessen sich gothisch ahva, altenglisch ea, althochdeutsch aha und altnordisch a "Wasser" an, in modernem Deutsch ist die Sippe jedoch bis auf Au "Flusslandschaft" und Ache "Fluss" ausgestorben. Im westlichen Zweig des Indöuropäischen finden wir noch einige mögliche Verwandte: Hethitisch ekuzi "er drinkt" und tocharisch yok- "trinken". Eine mögliche indöuropäische Wurzel dazu ist AKWA "Wasser".

Der Gattungsname Polygonum (auf deutsch: Knöterich) ist durch die vielen Stengelglieder, die nicht ganz koaxial angeordnet sind und somit an ein schwach gewinkeltes Knie erinnern, motiviert: pol?s "viel" und gony "Knie". In dieselbe Kerbe schlägt auch englisch knotweed "Knoten-Unkraut".

Der in Singapore gebräuliche Name laksa plant "Pflanze für Laksa" spiegelt die häufige Verwendung des Wasserpfeffers für das malaiisch-chinesische Nudelgericht laksa wider (siehe unten); dieser Name ist mit Sanskrit lakhsha "hunderttausend" verwandt und bezieht sich offenbar auf die vielen Zutaten zu dieser Speise.

Die englische Bezeichnung als "vietnamesische Minze" ist grober botanischer Unfug, da Pfefferminze in die botanisch so gut wie gar nicht verwandte Familie Lippenbluetengewächse gehört.

Wasserpfeffer wird trotz seines weiten Verbreitungsgebietes nur auf der südostasiatischen Halbinsel als Gewürz verwendet. Er ist für die Küchen Vietnams und Malaysias, besonders aber Singapores, bezeichnend.

In Vietnam, vor allem im Süden, sind frische Kräuter eine conditio sine qua non. Nudelsuppen (pho) werden mit einem Berg an grünen Blättern serviert, die man mit den Stäbchen in die Suppe eintaucht und zusammen mit den Nudeln verzehrt (über nordvietnamesische Suppen, siehe vietnamesischer Zimt). Auch die schnell gebratenen Fleisch- und Gemüsegerichte (stir fries) kommen stets mit einer grosszügigen Grüngarnitur auf den Tisch. Da die vietnamesische Küche bei weitem nicht so stark gewürzt wie etwa die thailändische ist, spielen die Kräuter hier die Rolle eines ganz wesentlichen und unverzichtbaren Geschmacksträgers.

Das zu diesem Zweck bei weitem beliebteste Kraut ist der Koriander, dessen ubiquitäre Verbreitung in Vietnam viele Touristen frustriert; an zweiter Stelle rangieren Minzen und Basilikum. Wasserpfeffer wird vor allem im südlichsten Teil Vietnams, dem feuchten Mekong-Delta, viel gebraucht. Grössere Blätter werden in Vietnam oft dazu verwendet, Speisen damit zu umwickeln; siehe dazu auch langer Koriander.

In Malaysia wird der Wasserpfeffer ebenfalls zur Garnierung vieler Gerichte verwendet; nur ein Beispiel dafür ist das suppenartige Nudelgericht laksa, das man besonders stark mit Singapore assoziiert. Die Küche der Nonya, der Ureinwohner Singapores, macht in grossem Umfang von diesem Kraut Gebrauch; singapurianisches laksa wird aus gekochtem Fleisch und Meeresfrüchten mit einer Vielzahl von Gemüsesorten hergestellt und vor dem Servieren grosszügig mit gehacktem Wasserpfeffer bestreut.

Quelle: http://www-ang.kfunigraz.ac.at/~katzer/germ/index.html

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