China produziert mehr Wein als Deutschland. Das verbluefft vielleicht, aber überall arbeitet sich ja das
Land im Fernen Osten mit seiner schieren Grösse in den Tabellen nach vorne.
Eigentlich ist das kein Wunder, denn nach neueren Erkenntnissen ist der Weinbau überhaupt in China
erfunden worden. Schon vor 9000 Jahren sind dort Trauben zusammen mit Reis und Honig vergoren
worden, darauf weisen Funde hin. Seit mehr als 2000 Jahren sind Reben der Art Vitis Vinifera bekannt - der
europäischen Edelrebe.
Und die ersten Dokumente über Wein stammen aus dem 7. Jahrhundert.
Marco Polo berichtete um 1300 davon, dass es ausgezeichneten Wein gebe. Allerdings wurden kurz nach
seiner Zeit die meisten Weinberge ausgerissen. Auf kaiserlichen Befehl. Das Land brauchte die Flächen
um Nahrungsmittel anzubauen. Wein hat nie die Bedeutung gewonnen, wie in europäischen
Gesellschaften. Vielleicht hat das damit zu tun, dass zur einheimischen Küche andere Getränke besser
passen.
Der erste "Winzer" neuerer Zeit war Zhang Bishi, der vor gut 100 Jahren die Kellerei Changyu gründete. Der
Österreicher Max von Babo half ihm dabei. Fast zeitgleich gab es auch eine französische Kellereigründung
und eine deutsche in der kaiserlichen Kolonie Tsingtao. Auch nach Gründung der Volksrepublik wurde der
Weinbau ausgeweitet.
Heute hat das Land 260.000 Ha Rebflächen, das ist zweieinhalb mal so viel wie in Deutschland. Ein Teil
der Trauben werden als Obst oder Rosinen vermarktet. Jedes Jahr werden aber auch 12 Mio.
Hektoliter Wein gekeltert (Deutschland im Schnitt 9 Mio. Hl).
Tendenz stark steigend. Die heimischen Trauben der Art Vitis Amurensis werden zunehmend gerodet. Statt
dessen werden internationale Sorten angebaut. Seit etwa 25 Jahren erlaubt die chinesische Regierung
Joint Ventures. Europäische Unternehmen (etwa Remy Martin) haben Reben, Technik und Know-How ins
Land gebracht.
Die 10 grössten Kellerein produzieren über 80% des Weines.
Wein hat in China gerade mal 1% Anteil am Markt alkoholischer Getränke. Der Durchschnittliche
Weinkonsum pro erwachsenem Chinesen liegt bei nicht mal einem halben Liter (über 20 Liter in
Deutschland). Aber die Studie der Weinmesse Vinexpo zum Markt in China prognostiziert ein Wachstum
von 70% bis 2011. Ein Teil davon wird durch Importe gedeckt, aber auch die Produktion wächst.
Das riesige Land hat viele Klimabereiche. In den meisten Gegenden aber sind die Winter zu kalt für die
europäischen Reben. Deshalb gibt es verbreitet Kreuzungen der einheimischen Vitis amurensis-Sorten mit
Edelreben. Daraus sind etwa die Longyan
entstanden (Drachenauge) aus der u.a. auch der Markenwein Dynasty gekeltert wird, der auch in
Deutschland gelegentlich in den Märkten auftaucht.
Die Weinanbaugebiete des Landes reichen vom Nordwesten (Xinjiang -
das grösste Gebiet) bis nach Shanghai. Als Kernstück gilt die Shandong Halbinsel am Unterlauf des
gelben Flusses.
Chinesische Weine können durchaus mit europäischen Herkünften mithalten- allerdings gilt das nur für die
ausgesuchten
Exportprodukte der führenden staatlichen Kellereien. Die Produkte für den Inlandsmarkt sind dagegen
kaum als Wein erkennbar. Das liegt zum Teil auch daran, dass die Herstellung von Reiswein zwar penibel
geregelt ist, es aber kein eigenes Weingesetz in China gibt.
Die Folge: es ist üblich, den Wein mit allerlei Zutaten zu
verschneiden.