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Paprika (Capsicum annuum L.) [2/2]



Für 1 Rezept (Fortsetzung Paprika) Etymologie:

Die leuchtendrote Farbe des gemahlenen Paprikas bleibt jedem Besucher eines nah- oder mittelöstlichen Marktes in Erinnerung. Von Marokko über die Türkei bis nach Nordindien schätzt man milde bis mittelscharfe Paprikaarten gleichermassen wegen des Geschmacks als auch wegen ihrer Färbekraft. Das feine, süsse Aroma verträgt sich gut mit würzig-scharfen Gerichten, aber auch milde Eintöpfe profitieren sehr davon. Da Paprika merkliche Zuckermengen enthält, darf er nicht überhitzt werden, da der Zucker sonst einen bitteren Geschmack annimmt. Paprikapulver in heissem öl anzubraten erfordert daher Vorsicht und darf nur wenige Sekunden dauern.

Eine mittelöstliche Gewürzmischung, die Paprika enthält, ist das feurig-pikante Baharat aus den Golfstaaten. Diese Mischung besteht, wie auch viele andere Mischungen der arabischen Küche (siehe auch Paradieskörner über tunesisches galat dagga, Kubebenpfeffer über marokkanisches ras el hanout und langen Pfeffer über äthiopisches berebere) sowohl aus scharfen als auch aus süss-aromatischen Zutaten: schwarzer Pfeffer, Chili und Paprika auf der einen und Muskat, Gewürznelken, Zimt und Cardamom auf der anderen Seite werden zusammen mit Kreuzkümmel und Koriander fein gemahlen. Die Mischung wird hauptsächlich zu Lammfleischgerichten gebraucht und vor der Verwendung kurz in öl oder heisser Butter angebraten, um das Aroma zu verstärken.

In Europa sind vor allem Ungarn (für das Nationalgericht gulyas hus) und die Balkanländer für ihren Paprikakonsum bekannt, weniger so die Mittelmeerländer, obwohl einige spanische Sorten sehr berühmt sind. Auch in Ländern, in denen scharfe Chilis nicht beliebt sind, verwendet man Paprika gerne und würzt damit Eintöpfe, Gegrilltes und Würste. Paprika ist sehr häufig Bestandteil kommerzieller Gewürzmischungen.

Obwohl Chili und Paprika nicht aus Mittelamerika stammen, so hat doch die Kunst ihrer Kultivierung in Mexico die höchste Bluete erreicht. Viele Kultivare kann man nicht ohne Schwierigkeit den beiden Arten Capsicum annuum und Capsicum frutescens zuordnen; stattdessen werden sie mit lokalen Namen bezeichnet. Sie schwanken in der Grösse zwischen einem Zentimeter (tepin, pequin, malagueta) und zehn oder mehr Zentimetern (New Mexico, chilaca, pasilla). Mexicaner verwenden oft mehrere Sorten von frischem und/oder getrocknetem Chili und/oder Paprika für ein einziges Rezept, weil sie das Ziel weniger in Schärfe als im Geschmack sehen, und der ist bei den verschiedenen Sorten sehr unterschiedlich.

Einige der mexicanischen Paprikaarten sind ziemlich gross, dickfleischig und zeigen nur geringe Schärfe. Obwohl sie traditionell ebenfalls als chile bezeichnet werden, gehören sie doch ganz klar zur Art C. annuum. Eine der häufigsten Arten ist der poblano, dessen Grösse (bis zu 12 cm lang und 7 cm breit) es ermöglicht, ihn sogar als Gemüse zu verwenden: Die berühmten chiles rellenos bestehen aus roten oder grünen mit Käse gefüllten Poblanos, die in einen Teig getaucht, frittiert und mit Tomatensauce serviert werden. Poblanos und andere dickfleischige Sorten kann man nicht ohne weiteres trocknen, sondern muss sie vorher rösten und enthäuten oder auch räuchern. Je nach dem genauen Vorgang beim Trocknen kann dieselbe Sorte unter verschiedenen Namen verkauft werden; so ist ein getrockneter Poblano entweder ein ancho oder ein mulato. Getrocknete Paprikas stammen meist von reifen Früchten, während es die leichte Verderblichkeit reifer Paprikas oft schwer macht, sie frisch zu bekommen.

Vieles vom Geheimnis der mexicanischen Küche liegt in den Eigenschaften getrockneter Paprika-Sorten. Rösten verstärkt den Geschmack, Räuchern setzt neue Akzente und wenn man die Vielzahl an Sorten bedenkt, so hat ein mexicanischer Koch eine unüberschaubare Vielzahl von Möglichkeiten, aus denen er seine Wahl treffen kann. Salsas (siehe auch langer Koriander) werden sowohl aus frischem wie auch aus getrocknetem Paprika zubereitet, aber für Saucen mit längerer Kochzeit gibt man fast immer getrockneten Sorten den Vorzug. Oft werden getrocknete Chilies nochmals geröstet und dann in heissem (aber nicht kochenden) Wasser rehydratisiert. Durch diesen Vorgang verstärkt sich das Aroma.

Milde Sorten (wie ancho, mulato und pasilla, die man auch oft als die "heilige Dreifaltigkeit" bezeichnet) werden häufig mit weniger aromatischen, aber dafür schärferen Arten wie cayenne oder chipotle kombiniert. Die Resultate sind oft phantastisch.

Mexicanische mole-Saucen sind ausserordentlich komplexe Mischungen verschiedener Chilisorten (typischerweise getrocknet und geräuchert) mit einer grossen Vielfalt anderer Zutaten: Verschiedene Nüsse und Samen, Kakaobohnen (oder ungesüsste Schokolade), Zucker, Salz, getrocknete Früchte, Fleischbrühe, öl und aromatische Gewürze (z.B. Gewürznelken, Zimt, Piment und Pfeffer). Mole kann man zwar auch aus frischem Paprika herstellen, aber typischer und bekannter sind die Rezepte, die mit getrocknetem Paprika arbeiten. Mole rojo (roter Mole) ist besonders bekannt für sein nussiges Schokoladearoma; er enthält die "heilige Dreifaltigkeit" und wird vor allem zu Geflügel serviert.

Siehe The Mole Page (externer Link) für mehr Information über diese faszinierend schmeckenden Saucen, und für Rezepte.

Quelle: http://www-ang.kfunigraz.ac.at/~katzer/germ/index.html

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