Rare Tropfen - Weine aus Deutschlands Osten (Info)
Für
1
Text
Zutaten
1 Info
Allgemeines: Die Wiedervereinigung hat dem deutschen Weinbau zwei neue
Anbaugebiete gebracht: "Sachsen" und "Saale-Unstrut". Das klingt
gewaltig. Immerhin stieg die Zahl der Gebiete damit von 11 auf 13.
Aber die Wahrheit ist: diese Regionen sind klein! Vergleichbar im
Westen bestenfalls mit der Ahr oder der Hessischen Bergstrasse.
Zusammen 900 Ha Rebfläche. Das war nicht immer so: Das sich nach
Osten ausdehnende Christentum trug im Hochmittelalter zur Verbreitung der Weinbaukultur in Deutschland
bei und erreichte im 10. und 11.
Jahrhundert auch grosse Teile Thüringens. Der erste sichere Nachweis für Weinberge findet sich in einer
Schenkungsurkunde des Kaisers Otto III. an das Kloster Memleben aus dem Jahre 998. Zu Beginn des 16.
Jahrhunderts soll die Weinanbaufläche bis zu 10.000 ha betragen haben. Der 30-jährige Krieg und
Klimaänderungen reduzierten die
Anbaufläche deutlich und nach der Reblauskatastrophe 1887 blieben davon nur noch wenige Hektar übrig.
Der Weinbau stagnierte auf niedrigem Niveau bis in das 20. Jahrhundert hinein.Verstaatlichung und
Misswirtschaft während der Jahre der DDR ruinierten oder enteigneten viele Winzer. Lediglich ein paar
Staatsbetriebe blieben erhalten. Der Wein kam jedoch nicht in den freien Verkauf, sondern wurde vom
Staatsapparat zu Repräsentationszwecken verbraucht. Die typischen "Sachsenkeulen" - Spezialflaschen -
waren eine Art zweiter
Wärung in der DDR. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands dehnt sich die Rebfläche wieder aus.
Die Weinberge: Entlang der Elbe rund um Dresden und Meissen liegen die
sächsischen Weinberge. Nur besonders geschützte Teilgebiete sind bestockt: reine Südhänge mit
besonderem Mikroklima. In der Regel
handelt es sich um Gesteinsverwitterungsböden. An Saale und Unstrut, rund um Naumburg liegt das
zweite ostdeutsche Anbaugebiet. Auch hier sind nur beste Lagen bestockt, die Reben stehen überwiegend
auf Muschelkalk. Viele Flächen liegen am und über dem 51. Breitengrad Nord - so hoch oben wächst
nirgends sonst auf der Welt Wein. Winzer:
Nur wenige Winzer arbeiten dort, nur einige Dutzend leben von ihrem Wein, dafür hat aber alleine die
sächsische Winzergenossenschaft 2500 Mitglieder, zumeist Hobbywinzer, die oft nur ein paar
Quadratmeter bebauen. Zwei Staatsweingüter und zwei Genossenschaften sind die weitaus wichtigsten
Lieferanten für Wein.
Reben am Rande der Möglichkeiten: Die beiden ostdeutschen
Anbaugebiete sind schon sehr stark bestimmt vom kontinentalen Klima; vor allem kalte Winter sind für die
Reben gerade noch erträglich -
immer wieder aber auch zuviel: dementsprechend gibt es grosse
Ernteschwankungen (für Sachsen zwischen 5000 und fast 25.000 Hektoliter - Saale Unstrut zwischen
10.000 und 40.000 Hektoliter) Rebsorten: Der Rebsortenspiegel ist dem im Westen sehr ähnlich:
Müller-Thurgau steht an erster Stelle, gefolgt von Weissburgunder,
Silvaner und Riesling, Portugieser und Dornfelder bei den Roten. Mehr als zwei Dutzend Rebsorten finden
sich auf den wenigen Flächen.
Darunter auch mindestens ein echter Exot, der so im Westen nicht bekannt ist: der Goldriesling (eine
Züchtung des Elsässers
Christian Oberlin aus dem späten 19. Jahrhundert, Riesling und Courtillier Musqu#. Eine sehr frühreife
Sorte, die ausserdem Winterkälte gut abkann - also genau, was die Region braucht.
Allerdings ist der Wein nicht der intensivste) Weine: In den vergangenen Jahren hat sich vieles verbessert:
Schlechte
Keltern und Konservierungsstoffe haben zu DDR-Zeiten dazu
beigetragen, dass die Weine im Westen kurz nach der Wiedervereinigung jedenfalls einen schlechten Ruf
hatten. Sauber und reintönig sind sie heute meistens, im positiven Fall ähneln sie denen in Franken.
Im negativen sind sie eher unreifer. Vor allem bei den Rotweinen fragt sich oft, ob die in ein so rauhes Klima
noch gehören. Aus Tradition sind Sachsen- und Saale-Unstrut-Weine trocken und eines
kann man mit Bestimmtheit sagen: sie sind teuer - und es ist vom
Preis-Leistungs-Verhältnis her - im Westen einfacher an Wein zu
kommen. Allerdings beeinträchtigt das den Absatz nicht. Die Nachfrage alleine bei den Touristen ist
grösser als das Angebot.