Franz Schubert hat ihn im "Lob des Tokajers" als königlichen Wein besungen, im "Rosenkavalier", in der
"Fledermaus", Theodor Körner, Pablo Neruda und Heinrich Böll haben ihn in der Literatur verewigt.
Voltaire hat ihn zum Gottesbeweis erklärt und gemeint, "das jedermann, der guten Tokajer trinkt, ein
wohltätiges höchstes Wesen anerkennen muss." Der einzige Wein, der es sogar in eine Nationalhymne
geschafft hat! Es muss was dran sein, am Tokajer.
Seit dem 16. Jahrhundert ist wohl in Norden Ungarns edelsüsser Wein aus edelfaulen Trauben gemacht
worden. Über seine Entstehung gibt es eine Legende, die sehr der "Spätlese-Geschichte" aus dem
Rheingau
ähnelt. Es soll wegen eines Türkenüberfalls unmöglich gewesen sein, rechtzeitig die Trauben zu lesen, so
dass sie faul wurden und einschrumpelten. Der Wein, den man trotzdem daraus presste war vorzüglich.
Und so hat man es dann immer gemacht. Ab dem 17.
Jahrhundert jedenfalls setzte der Siegeszug dieses natursüssen Weins ein. Man muss dabei einfach
beachten, dass die meisten Weine damals sehr trocken, besser: schlicht sauer, waren. Gegen Ende des
19.
Jahrhunderts begann der Ruf zu leiden. Das lag zum einen daran, dass viel Wein "Tokajer Art" auf dem
Markt war, gepantschte Tropfen allerlei Herkunft, dann aber auch an schlechter Ware aus dem Land selbst.
Ein Trend der sich nach dem ersten Weltkrieg und vor allem nach der Sozialisierung verschärfte.
Nach der Wende haben sich Ungarische und ausländische Winzer gleichermassen in dem Anbaugebiet
engagiert und versuchen an die alte Tradition anzuknüpfen.
_Tokajer-Rebsorten_
Es werden vor allem Furmint, Harslevelü (Lindenblättriger) und Muscadelle angebaut und die beiden ersten
bilden auch den Grundsstock für die hochwertigen Weine.
_Tokajer-Typen_
Es gibt eine ganze Reihe mehr oder minder einfacher Weine aus der Tokajer-Region. Sie haben aber heute
keine Bedeutung mehr. Wichtig
sind:
"Szamordoni" - das sind Weine aus sehr reifen, teilweise edelfaulen
Trauben, die so wie sie im Weinberg gewachsen sind verarbeitet werden und teilweise in kleinen
Holzfässern reifen. Es gibt sie trocken und süss. Die trocknen (szaras) erinnern an leichte Sherrys, die
süssen (edes) an Auslese-Weine.
"Aszu" ist der "Normal-Tokajer". Dabei werden nur edelfaule Beeren
verarbeitet. Man presst sie sanft. Dabei fliesst ganz wenig hochkonzentrierter Saft ab.
Daraus werden die "Essencia" - die nobelste und teuereste Variante des
Tokajers. Die restlichen Beeren werden zerstampft und zu einem Brei verarbeitet, von dem man einige
Puttonyons in einfache Jungweine hineinschüttet. Drei bis sechs Puttonyons üblicherweise. Bei 6 ist die
gleiche Menge Beerenbrei und Jungwein erreicht. Der Zucker löst sich aus dem Brei und nach dem
Pressen vergärt der Most nur langsam und oxidativ, d.h. man lässt immer Luft an den Wein und
Edelschimmel kann sich ansiedeln (ähnlich wie beim Sherry). Da er zudem wenig geschwefelt wird, "altert"
der Wein sehr schnell. Aber er wird nicht schlecht dabei, sondern erreicht einen Punkt, auf dem er dann
Jahrzehnte stehen bleibt.
"Aszu-Essencia" ist eine - ein bisschen zweifelhafte -
Mischkategorie. Es kann sich um gute Aszu-Weine handeln. Aber
Essencia führen sie nur im Namen. Tatsächlich ist die Essencia so süss, dass sie jahrelang und sehr
langsam gären und dabei auch nur maximal 5% Alkohol erreichen - der Rest bleibt Zucker.
Die "Schein"-Tokajer: aus der Zeit in der alle Welt Tokajer imitierte
(mit wilden Wein-Zucker-Gewürz-Mischungen) hat sich die Eigenart
erhalten, andere Weine und Rebsorten als Tokajer zu bezeichnen. Z.B.
den "Tokay d'Alsace", bei dem es sich um Grauburgunder handelt. Auch in der Ostschweiz heisst diese
Sorte "Tokayer". "Tocai" aus Italien ist eine sehr reichtragende Traubensorte, die zwischen Gardasee und
slowenischer Grenze angebaut wird. Auch als Synonym für die Rebsorte Muscadelle wird "Tokay" in
Frankreich und Australien verwendet. Nach geltendem Recht müssen alle diese "Schein"-Tokajer bis 2007
auf
diese Bezeichnung verzichten. Nur in der Slowakei dürfen auch in Zukunft drei Ortschaften, die zum
historischen Tokajergebiet gehörten und heute eben durch die Grenze davon getrennt sind, diese
Bezeichnung weiter nutzen. Es gibt also auch slowakischen.