Das klingt wie Beipackzettel-Deutsch: "Für Diabetiker geeignet - nach
Befragen des Arztes". Das steht auf sogenannten "Diabetiker-Weinen"
drauf - und schreckt wahrscheinlich nicht nur Gesunde ab. Diabetiker
dürfen tatsächlich - wenn sie sonst keine Krankheiten haben - ganz
mässig auch Wein trinken. Sie sollen aber möglichst wenig Traubenzucker zu sich nehmen. In der Praxis
hat das früher bedeutet, dass sie nur ganz durchgegorene Weine trinken durften. Dafür gab es ein
spezielles gelbes Weinsiegel mit dem oben erwähnten Gesundheits-Zusatz. Wein-Kennern galt das
mitunter sogar als
Qualitätsausweis, denn als "trocken" gelten in Deutschland auch Weine mit bis zu 9 Gramm Restzucker
pro Liter. Das ist schon relativ deutlich spürbar. "Diabetiker"-trockene Weine dagegen dürfen nur 4
Gramm haben.
Aber die Zeiten sind vorbei. Die Weinwirtschaft hat es nämlich geschafft, auch süsse Weine für Diabetiker
herzustellen. Dabei nutzt sie eigentlich Altbekanntes: In der Traube gibt es etwa
gleichviel Glucose wie Fructose. Traubenzucker ist für Diabetiker quasi Gift, Fruchtzucker dagegen
verträglich. Bei der Gärung wandeln die Hefen die Glucose schneller in Alkohol um als die Fructose. Gegen
Ende ist nur noch Fructose im gärenden Wein. Der Winzer muss zu diesem Zeitpunkt die Gärung
irgendwie stoppen. Das kann er mit Schwefel (weniger fein), mit Alkohol (dann gibt#s aber so eine Art
Portwein) oder indem er kühlt und dann die Hefe herausfiltert (das ist die beste Art). Solche "fructose-
süssen"
Weine sind auch für Diabetiker unproblematisch.
Das steht dann aber auch drauf! Denn längst nicht alle süssen Weine sind Diabetiker-geeignet. Die
meisten "Süssen" nämlich entstehen
dadurch, dass die Weine zuerst völlig durchgären und dann mit Traubensaft ("Süssreserve") wieder gesüsst
werden. Nur enthält eben Traubensaft genausoviel Glucose wie Fructose. Damit ist das für Diabetiker tabu!
_Was können Gesunde dabei lernen?_ Es ist eben nicht Jacke wie Hose, welche Süsse im Wein ist.
Fructose ist nicht nur gesünder, sondern auch viel süsser als Glucose. Bei gleicher Menge Zucker in der
Analyse schmeckt ein "Diabetiker-süsser" Wein also süsser als normaler. Die Fructose
bringt aber auch einen anderen Geschmack mit sich. So dass solche Weine durchaus "fruchtiger"
schmecken.
_Was das Gesetz sagt_ Als Diabetikerwein dürfen die Weine bezeichnet werden, wenn: - der
Glucoseanteil nicht über 4 g/l - der Gesamtzucker nicht über 20 g/l
~ und der gesamte Schwefel nicht über 150 mg/l liegt - Der Alkohol
darf maximal 12 vol% betragen Der Alkohol ist denn auch der limiterende Faktor, wenn Diabetiker Wein
trinken; er hat eine Menge Energie in sich! Ein Glas Wein (0,25l) bringt es deshalb leicht auf 200 Kcal.
_Achtung Unterzucker!_ Alkohol blockiert die Freisetzung von Traubenzucker aus der Leber.
Ausserdem enthalten alkoholische Getränke meist auch Kohlenhydrate, die je nach Menge den Blutzucker
erhöhen. Diese Kohlenhydrate wirken meist nicht, wenn der Alkohol den Blutzucker senkt. Ein Auf und Ab
ist die Folge. Allgemein sollten Sie davon absehen, Kohlenhydrate aus alkoholischen Getränken gegen
Teile der Mahlzeiten auszutauschen.
Alkohol verzögert zudem die Magenentleerung, so dass die Blutzuckerwerte unmittelbar nach
Alkoholgenuss niedriger sind.
Deshalb ist es sinnvoll, zum Wein etwas zu essen.