Der Sommer ist die Zeit der leichten Weine. Das ist keine Frage des Gewichts - im Gegenteil: "schwere
Weine" mit viel Alkohol sind auf
der Waage tendenziell leichter, weil Alkohol einfach weniger wiegt als Wasser. Ob ein Wein als "leicht"
oder "schwer" empfunden wird, liegt an ganzen anderen Faktoren.
Zum ersten ist da der Alkohol. Je weniger davon ein Wein hat, als desto leichter wird er empfunden. Das ist
im Grossen und Ganzen wohl auch richtig. Allerdings gilt es da, das richtige Mass zu finden.
Weine mit wenig Alkohol laufen leicht Gefahr schlicht "dünn" zu schmecken. Alkohol ist nämlich ein
wichtiger Geschmacksträger. Er bringt Aromastoffe erst richtig zur Geltung. Ausserdem wirken Weine, die
wenig Alkohol enthalten (und damit auch weniger langkettige Nebenprodukte wie Glyzerin) auch schnell
wässrig im Mund. Das ist weniger eine Frage des Geschmacks, als des Gefühls, den sie im Mund
hinterlassen. Der Alkoholgehalt ist also wichtig für die Frage, ob ein Wein leicht oder schwer wirkt. Völlig
überschätzt wird dabei aber der Vorteil der "Leichtigkeit". Der Unterschied zwischen 11 und 13% Alkohol ist
von der Wirkung auf das Hirn so gross nämlich nicht. Erst nach 5 Gläsern kann man von dem "Leichten"
einen zusätzlich nehmen. Wer sich darauf einlässt, der trinkt sowieso zu viel.
Ob ein Wein als leicht oder schwer empfunden wird, hängt entscheidend auch noch von zwei weiteren
Faktoren ab: der Säure und
dem Extrakt. Wenig Säure lässt einen Wein "schwer" oder sogar "plump" wirken. Ein höherer Säuregehalt
wiederum macht einen schweren Wein schlanker. Säure belebt richtig fette Brummer und wirkt ihrer
alkohollastigen Art entgegen. Das gilt nicht nur für die Wein- (resp. Äpfelsäure) sondern auch für die
Kohlensäure.
Ein leichtes Prickeln macht schwere Weine leichtfüssiger.
Weine mit viel Extrakt (dem was übrigbleibt, wenn man Wasser und Alkohol abzieht) und starken Aromen
(auch Holzaromen aus dem Barrique) wirken ebenfalls "gewichtig". Dieser Effekt ist es, der gute deutsche
Leichtweine auszeichnet. Sie sind hocharomatisch und leicht, aber nicht dünn. Getragen von der
Aromenfülle eines guten Rieslings, können solche Weine sehr vergnüglich sein.
Auch die Restsüsse spielt eine Rolle. Sehr süsse Weine - Beeren-
und Trockenbeerenauslesen oder Eisweine - wirken gewichtig, obwohl
sie nur wenig Alkohol haben.
Wann ein Wein als "schwer" oder "leicht" empfunden wird, hat letztlich auch immer mit den gegebenen
Vergleichen zu tun. In Spanien wird diese Frage anders beantwortet als in Deutschland.
Wobei sich eine weltweite Angleichung abzeichnet.
Beispiele für "leichte" Weine:
Besonders leicht und trotzdem nicht dünn sind gute und klassische deutsche Kabinett-Weine. Ihr Alkohol
kommt nur aus dem Zucker der
Trauben. Sie haben aber davon noch nicht so viel wie Spät- oder
Auslesen. Vor allem Weine einfacherer Sorten kommen dabei auch geschmacklich "leicht" daher: Gutedel
oder Elbling, aber auch
Müller-Thurgau, Riesling und Weissburgunder wirken mit ihrer Säure
leicht. Moderne "Seccos" sind oft sehr leicht. Fruchtige süsse Riesling-Spätlesen. Aus dem Ausland:
Muscadet, Soave, Vinho Verde.
Bei den Roten: Trollinger und Portugieser, Bardolino, Beaujolais.