Der Volksmund weiss es noch: früher hat man Wein in Schläuche
gefüllt! Manchmal eben auch alten Wein in neue Schläuche.... Die Flasche ist ja als Wein-"Verpackung"
recht jung, erst im 17.
Jahrhundert und dann auch nur zögerlich üblich geworden. Vorher gab's Fässer und eben - für den
persönlichen Gebrauch -
Schläuche. Zum Beispiel aus Ziegenhaut. Solche Exemplare werden heute noch in manchem mediterranen
Urlaubsland als Souvenir verkauft.
Funktionell ist das nicht, aber schön...
Wein im Kanister, Vin en vrac, Bulk-Wine: Unter solchen Bezeichnungen
werden in vielen Weinbauländern einfache Weine ab Kellerei, Weingut, Genossenschaft angeboten. Vor
allem im französischen Midi ist es üblich, mit einem Kanister eine grössere Menge Wein für den
Alltagsverbrauch direkt abzuholen. Der Nachteil: wenn Wein abgelassen
wird, kommt immer mehr Luft rein, der Wein oxidiert und wird im Grunde sehr schnell minderwertig bis
ungeniessbar.
Bag-in-Box: So heisst die geniale Weiterentwicklung des Systems. Die
Tasche im Karton, könnte man das etwa übersetzen. Von aussen ein Pappkarton, aber drinnen ist ein
Folienschlauch. Der Karton ist Schutz beim Transport und gegen Licht sowie Werbeträger, die Folie wird
unter Vakuum befüllt und zieht sich deshalb ohne Blubbern und Luftsaugen zusammen, wenn Wein
herausgelassen wird. Da kommt dann keine Luft dran und die Weine sind durchaus mehrere Wochen
haltbar.
Diese Folien sind mehrlagige Hightech-Produkte, die vor allem selbst
Sauerstoff-undurchlässig sein müssen, dazu lebensmittelecht (damit
der Wein nicht danach schmeckt!) Verwendet werden z.B. Polyethylen in Verbindung mit Ethyl-Vinyl-
Alkohol/EVOH. Nur wenn sowohl der Beutel
als auch der spezielle Verschlusshahn absolut dicht sind, kann verhindert werden, dass sich der Wein
verändert und auch noch mal zu gären beginnt. Die gesamte Verpackung kann getrennt auch im Gelben
Sack bzw. der Altpapiertonne entsorgt werden.
International verbreitet: In Deutschland sind solche Verpackungen eher
selten, aber in Australien werden 70% des Weins so gekauft und auch in Neuseeland ist Bag-in-Box sehr
verbreitet. Dort gibt es das sogar ab 1
Liter Inhalt. Bei uns werden in der Regel 5 und 10 Liter angeboten.
Bag-in-Box kommt gerade der Gastronomie gelegen, denn es gibt keine
Reste und die Weine sind immer frisch. Sehr gut eignen sich solche Weine aber auch für Partys und
Grillfeste.
Die Weine im Schlauch: Sie gelten oft als minderwertig. Sind sie
sicherlich nicht. Nur finden sich jedenfalls auf dem deutschen Markt auch keine wirklich guten Tropfen
darin. In der Regel sind es ordentliche Konsumweine. Sie kosten übrigens auch ordentliches Geld.
Prinzipiell werden die Weine für die Box genauso behandelt wie Flaschenweine auch. Allerdings muss man
auf die Kohlensäure acht geben. Gerade Weisse kriegen gerne einen Schuss mit in die Flasche, damit sie
frischer wirken. Da ist Zurückhaltung angesagt, denn bei hohen Temperaturen und wenn die Box
geschüttelt wird, dann könnte der Plastikschlauch platzen.
Gelegenheit macht Diebe: Der Weinschlauch zuhause kann eine schöne
Sache sein. Allein: die ständige Verfügbarkeit verführt dazu ein
Gläschen mehr zu trinken. Das rechte Mass (die Flasche) fehlt halt.
Tipp: einfach eine abgemessene Menge in eine Karaffe füllen, dann
geht der Überblick nicht verloren.
Der kleine, billige Bruder: Weine im Pappkarton gibt's auch im
Liter-Massstab, in den Backsteinformen a la Tetra-Pak. Auch die sind
innen foliert, allerdings ist die Folie fest und kann nicht zusammenfallen. Deshalb kommt Luft rein. Das ist
bei dem geringeren Volumen nicht so wichtig. Das grösste Problem ist die Qualität: in
solche Behältnisse wird nun wirklich die unterste Qualitätsstufe eingefüllt.