Information

Ausdünnen des Rebstocks (Info)



Für 1 Text

Zutaten

  • 1 Info
  • Laurenz, die Studiorebe, ist ein schmächtiges Kerlchen. Er hat's viel schwerer als die Kollegen Rebstöcke draussen in den Weinbergen. Eingepfercht in einen Blumenkübel, mal mehr mal weniger gepflegt....Na ja. Trotzdem hat er sich selbst eine Menge auf seine schwachen Schultern geladen! Er trägt viel mehr Trauben, als ihm gut tun kann. Schon damit er sich nicht selbst kaputtmacht, müssen ein paar davon weg.

    Das passiert durchaus auch in der Praxis: reichtragende Sorten wie Müller-Thurgau oder Dornfelder können so viele Trauben entwickeln, dass sie unter deren Gewicht auseinandergerissen werden oder sich völlig verausgaben. Das straft die Natur dann später. Diese Anlagen sind anfällig gegen Frost und Krankheiten und bringen tendenziell schlechtere Qualität im Folgejahr. Allerdings sind jetzt auch viele Winzer in gesunden, kräftigen Anlagen unterwegs, um halbreife Trauben abzuschneiden. Sie wollen dafür sorgen, dass die Qualität besser wird.

    Ausdünnen nennt man das. Die Zeit ist gut. Die Trauben etwa zur Hälfte durchgefärbt. Wer jetzt etwa ein Drittel abschneidet, der kann einen klaren Effekt erzielen. Der Rebstock konzentriert seine Energie auf weniger Trauben und gibt denen einfach mehr Zucker und sonstige Inhaltsstoffe mit. Das ist gerade in einem so grosszügig mit Wasser gesegneten Jahr wichtig, denn der Segen von oben lässt die Trauben über Gebühr anschwellen und verdünnt sozusagen das Aroma.

    Gerade wegen des vielen Wassers müssen die Winzer auch ziemlich stark ran. Die Reben gleichen nämlich einen Teil des Ausdünn-Effekts einfach dadurch wieder aus, dass die anderen Trauben dicker werden. Bei Trollinger z.B., der von Natur aus schon grosse Trauben hat, kann schon eine einzige Traube pro Trieb mehr Ertrag bringen als das Gesetz erlaubt.

    Eine Wissenschaft für sich hat sich rund ums Ausdünnen entwickelt. Denn zum einen macht das viel Arbeit und dann soll diese Arbeit wenigsten ordentlich was bringen.

    In guten Jahren (wie diesem) bringt die Mühe erfahrungsgemäss etwa 10 Grad Öchsle beim Most. Dieser Qualitätsunterschied kann durchaus den Sprung vom einfachen Qualitätswein zu Kabinett- oder gar Spätleseweinen ausmachen. Dabei reagieren die Sorten unterschiedlich: Burgunder und Riesling stärker als Massenträger wie Müller-Thurgau, Gutedel oder Elbling. Bei roten Sorten ist das Ausdünnen noch wichtiger, denn niedrigerer Ertrag bringt da tendenziell auch mehr Farbe. Und die ist wichtig als Verkaufsargument.

    Laurenz ist ein Sankt Laurent, also rot und gehört im weitesten Sinne zur Burgunderfamilie. Bei ihm also lohnt der Einsatz sicher. Am meisten bringt es, die Trauben weiter weg vom Stamm wegzuschneiden. Und natürlich die, die sichtbar weniger reif sind.

    Natürlich versuchen sich die Winzer aber auch, die Arbeit so effektiv wie möglich zu machen. Ganze Triebe mit überschüssigen Trauben abschneiden, das geht schnell. Der Arbeitsaufwand ist trotzdem beachtlich: zwischen 30 und 80 Stunden pro Hektar. Ein Winzer mit nur fünf Hektar, das ist ein kleiner Familienbetrieb, braucht also alleine fünf Wochen harter Arbeit, um das durchgängig zu machen. Das schafft er gar nicht. Deshalb ist das Ausdünnen auch eine Sache, die nur gemacht wird, wenn ein Lohn (in Euro und Cent) winkt. Also etwa, wenn ein ganz besonderer Wein erzeugt werden soll. Oder wenn die Genossenschaft an die die Trauben verkauft werden, höhere Qualitäten auch wirklich besser bezahlt.

    http://www.swr-online.de/kaffee-oder-tee/tipps-tricks/weinecke/archi v/2002/08/15/index.html :Letzte Änder. : 21.08.2002

    Stichworte

    Drinks, Info, Information, Wein

    Titel - Rubrik - Stichworte