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Wein vom Bodensee (Info)



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  • Der Bodensee ist ein Drei-Länder-Eck. An seinen Ufern wachsen sowohl deutsche, als auch schweizerische und sogar ein wenig österreichische Weine. Das macht ihn spannend.

    Der Bodenseeraum ist altes Weinland. Seit Jahrtausenden wachsen dort natürlich Wildreben an den Bäumen. Die steinzeitliche Bevölkerung ass mindestens Trauben, wenn sie nicht schon wusste, wie man Wein macht. Das jedenfalls konnten spätestens die Römer, als sie in die Region kamen. Einen schweren Stand hatte der Weinbau wohl während der Völkerwanderung und der Herrschaft der Alemannen am Bodensee. Die tranken nämlich nur Bier. Erst unter den Franken dürfte es einen Wiederaufschwung gegeben haben. Die erste urkundliche Erwähnung nennt den merowingischen Hausmeier Karl Martell, der um das Jahr 724 Reben in Ermatingen anpflanzte. Ein Urenkel Karls des Grossen, Karl der Dicke, legte um 884 in seinem Weingut in Bodman den ersten Weinberg mit Spätburgunderreben an. Im 15. Jahrhundert gab es um die 4000 Ha Reben in der Bodenseeregion. Sechs mal mehr als heute. Doch die ständig fallende Nachfrage führte dazu, dass der Weinbau mitte des 19. Jahrhunderts in eine existenzielle Krise geriet. Um schlimmeres zu verhindern, gründete Pfarrer Heinrich Hansjakob 1881 den ersten Winzerverein Badens. Heute ist die deutsche Bodenseeseite geteilt: der grösste Teil (von Konstanz bis Immenstaad) gehört zum Anbaugebiet Baden, im Osten von Kressbronn bis Lindau schliesst sich das Anbaugebiet Württemberg an. Das hat hier eine grosse Besonderheit: neben dem württembergischen Bodensee gehört bei Lindau auch der kleine Zipfel vom bayerischen Bodensee zu diesem Anbaugebiet.

    Am Bodensee beginnt der Frühling zwei Wochen später als etwa am Oberrhein. Das hat damit zu tun, dass der See und seine Weinberge sehr hoch liegen. Doch diesen Nachteil gleicht die Sonne im Laufe des Jahres wieder aus. Nirgendwo sonst in gibt es eine höhere Sonneneinstrahlung als hier. Die Temperaturen sind sehr ausgeglichen. Deutlich niedriger als z.B. am Kaiserstuhl, aber eben sehr gleichmässig. Dafür sorgt der See mit seiner Thermik, den Winden, die im Hochsommer Kühlung bringen. Hitzestress kann die Reife nämlich auch behindern. Diese Bedingungen erbringen eher leichte Weine mit viel Aroma und einer angenehmen Säure.

    Klassische Seewein-Sorten sind der Müller-Thurgau und der Spätburgunder. Während die rote Sorte eine grosse Tradition hat, ist die weisse ein Kind der Neuzeit. Ursprünglich - und bis weit ins 20 Jahrhundert hinein - dominierten wohl ältere Massenträger. Allen voran der Elbling. Erst langsam wurde er durch den ausdrucksvolleren Müller-Thurgau ersetzt. Die Winzer liessen aber schliesslich nur deshalb vom Elbling, weil die meisten Weinberge während der harten Frostwinter Mitte der 50er Jahre erfroren. Der Müller-Thurgau wurde von einem Kind der Region gezüchtet: dem Prof. Hermann Müller aus dem Thurgau. Er wird in der Schweiz immer noch als RieslingxSilvaner verkauft obwohl wir heute wissen, dass der Züchter offenbar Unordnung in seinen Unterlagen hatte und die Sorte in Wirklichkeit einer Kreuzung von Riesling und Madelaine royale entspringt. Der Thurgau findet hier aber beste Bedingungen und bringt bei moderaten Erträgen sehr anregende und keineswegs parfümierte Weine hervor.

    Die Böden direkt am See sind - und das ist einmalig im deutschen Weinbau - eiszeitliche Verwitterungsböden. Ein weicher Sandsteinfels, die sogenannte Süsswassermolasse, wird von einer mehr oder weniger dicken Schicht von Moränenschotter überdeckt im Hochrheintal auch von Schwemmsandböden. Dieser Untergrund erwärmt sich vor allem schnell. Das kommt vor allem den Burgundersorten zu Gute. Ausserdem geben diese Böden den Weinen weniger Wucht als vielmehr einen feinen Stil, Eleganz und Frucht mit. Im Hegau wachsen die Reben schliesslich auf Tuffstein. Sie sind würziger und noch mineralischer.

    In der Schweiz gibt es rund 270 Ha Reben im Kanton Thurgau und 200 im Kanton St. Gallen. Im Kanton Schaffhausen sogar über 400 Ha. Aber davon liegen die wenigsten am See. Die Schweizer Weissweine zeichnen sich dadurch aus, dass sie traditionell einen biologischen Säureabbau hinter sich haben und deshalb weniger säurereich und "glatter", dafür aber auch etwas weniger fruchtig und lebendig schmecken.

    Einige wenige Winzer gibt es auch auf der Vorarlberger Uferstrecke. Sie zählen zur Weinbauregion Bergland Österreich.

    Autor und Experte im Studio: Werner Eckert

    http://www.swr.de/kaffee-oder-tee/tipps-tricks/wein/2005/04/28/index .html :Letzte Änder. : 2.05.2005

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    Bodensee, Deutsch, Drinks, Info, Information, Wein

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