Seitan: Weizeneiweissfleisch. Seitan ist ein Weizenprodukt, das durch
die Trennung von Kleie und Stärke vom Eiweiss (Gluten) aus dem Vollweizen gewonnen wird. Der Gluten
wird dann in einem Fond aus Wasser, Soyasauce und verschieden Gewürzen gekocht.
Vor mehr als tausend Jahren wurde Seitan von Zen-Buddhisten in China
und Japan entwickelt, die ihn in ihrer Küche an Stelle von Fleisch verwendeten.
Hier die Herstellung nach einer Beschreibung von Vegi-Info 3/96: Für
diese Herstellung wird etwa zwei Stunden Zeit gebraucht. Das fertige Produkt steht nach zwei Tagen
Kühlschrankruhe für Kochzwecke zur Verfügung.
So wird's gemacht:
Aus dem Weizenmehl und dem Wasser kneten wir in einer Teigschüssel einen Teig. Wir brauchen kein
Vollkornmehl, da die Ballaststoffe im Laufe der Zubereitung ohnehin ausgewaschen werden. Es genügt
somit ein fein ausgemahlenes Mehl z.B. Weiss-, Halbweiss- oder Ruchmehl.
Nach zehnminütigem Kneten hat der Teig die richtige Konsistenz.
Nun füllen wir handwarmes Wasser in die Teigschüssel, bis der Teig vollständig mit Wasser bedeckt ist
und lassen ihn für eine halbe Stunde im Wasser ruhen.
In der Zwischenzeit bereiten wir in einer möglichst weiten Pfanne einen Sud zu. Dazu schneiden wir zuerst
eine Zwiebel klein und braten sie in etwas Öl goldgelb an. Dann fügen wir einen Teelöffel Curry bei und
rösten diesen kurze Zeit mit, löschen mit 2 Liter Wasser ab und geben Flüssigwürze, den Knoblauch, das
Tomatenpuree (10 cm aus der Tube) bei und lassen das Ganze ca. 20 Minuten leicht köcheln.
Der Sud kann nach Belieben mit Gewürzen verfeinert werden. Der Sud ist geschmacklich in Ordnung, wenn
er leicht versalzen und etwas zu feurig, ansonsten aber schön würzig ist.
Inzwischen hat der Teig brav gebadet und ist bereit zur weiteren Verarbeitung. Wir verlegen nun unsern
Arbeitsplatz an den Schüttstein und kneten den Teig im Wasser gründlich durch. Er wird nach und nach
zerfallen und das Wasser verwandelt sich in eine dicke weisse Milch. Nun schütten wir diese Stärkemilch
durch ein Draht-
oder feines Salatsieb ab, das die Teigfetzen auffängt und geben letztere in die Schüssel zurück. Nun fügen
wir frisches Wasser zu, das den Händen zuliebe auch lauwarm sein darf und kneten weiter, bis wiederum
eine dicke Milch entsteht, die durchs Sieb abgeschüttet wird. Diese Prozedur wiederholen wir so oft, bis
statt der Milch nur noch eine leicht weissliche Flüssigkeit anfällt. Mit genügend Wasser kann die Prozedur
auch unter fliessendem Wasser weitergeführt werden.
Der Teig verwandelt sich im Laufe des Knetens unter Wasser. Nach einigem Kneten scheint er sich erst
gänzlich aufzulösen. Mit zunehmender Auswaschung der Stärke wird der Eiweissgehalt immer
konzentrierter und schliesslich bleibt ein schwammiges Etwas zurück, das seine richtige Konsistenz dann
erreicht, wenn beim Zerreiben zwischen den Fingern keine rauhen Stärketeilchen mehr zu spüren sind und
das Wasser sich kaum mehr weisslich verfärbt.
Dieser poröse Schwamm dient uns nun als Ausgangsprodukt für die weitere Verwendung: Für Ragout
schneiden wir davon Stückchen in der
Grösse des kleinen Fingernagels ab oder formen kleine Bällchen von etwa 4 cm Durchmesser und rollen
diese zu Schnitzeln aus, oder wir lassen den ganzen Schwamm am Stück für einen Braten. Ein Ankleben
auf der Unterlage wird verhindert, indem dieselbe feucht gehalten wird.
Nun zurück zum Sud: Wir haben die Möglichkeit, entweder den Sud in
ein Gefäss abzusieben und von all den festen Teilen zu befreien oder gleich alle Gewürze für die weitere
Verarbeitung drinzulassen. Für den Sud erhöhen wir nun das Feuer, damit er kräftig kocht.
Gegebenenfalls ist Wasser nachzuschütten.
Nun geben wir laufend Ragoutstückchen, Schnitzel oder den Braten hinein, aber so, dass sie möglichst
nicht zusammenkleben, bedecken den Kochtopf und halten die Hitze vorerst so, dass der Pfanneninhalt
kräftig kocht ohne überzukochen. Wenn alle Seitanstücke im Sud drin sind, kochen wir mit bedecktem
Topf ca. 5 bis 10 Minuten kräftig weiter. Die Seitanstücke gehen nun prächtig auf und nehmen über die
Poren die Geschmacksstoffe des Sudes auf. Sodann lassen wir den Inhalt ca. 30 Minuten auf kleiner
Flamme weiterköcheln.
Anschliessend stellen wir den Kochtopf beiseite, lassen ihn auskühlen und füllen Seitan und Sud in ein
Frischhaltegefäss.
Dieses wird nun für zwei Tage im Kühlschrank aufbewahrt, damit der Sud seinen feinen Geschmack im
Seitan weiter entfalten kann.
Nun steht der Seitan für seinen vorgesehenen Verwendungszweck bereit.
Der Sud lässt sich sehr gut als Basis für eine feine Sauce verwenden. Die Plätzchen lassen sich als
"Rahmschnitzel" verwenden, wobei Veganer sich aus einem Teelöffel Mandelpuree, ein paar Tropfen
Zitronensaft, einer Prise Zucker und Wasser schnell einen pflanzlichen Rahm bereiten. Die feuchten
Schnitzel lassen sich aber auch in Paniermehl wenden und anbraten.