Denkt man an Paris, fallen einem sofort der Eiffelturm und der Triumphbogen ein. Eine ebenbürtige, aber
ungewöhnliche Sehenswürdigkeit ist der Grossmarkt in der südlich gelegenen Gemeinde Rungis. Von der
Fläche her ist er grösser als das Fürstentum Monaco - und somit der grösste Frischwarenmarkt der
Welt. Pro Jahr werden rund zwei Millionen Tonnen Frischeprodukte umgeschlagen. In mehr als 40
Markthallen gibt es von Fisch über Geflügel und Fleisch bis hin zu Obst und Gemüse alles, was das
Geniesserherz begehrt. Ein Schlaraffenland für Gourmets und Küchenchefs - aber auch für passionierte
Hobbyköche.
_Kulinarischer Kurztrip nach Paris_ Die Delikatesslieferfirma "deli team" aus Sinzig (zwischen Bonn und
Koblenz gelegen) bietet ihren Kunden einen besonderen Service: eine
Fahrt zum Pariser Grossmarkt Rungis unter fachkundiger Leitung. "Mit Gastronomen und Hoteliers war ich
schon häufiger in Paris", sagt Andreas Zimmermann, Geschäftsführer vom "deli team", "aber auf Nachfrage
eines Kunden ist es entstanden, dass wir auch mit Privatiers und Hobbyköchen nach Paris fahren." Er
veranstaltet die Fahrt zum Selbstkostenpreis von rund 100 Euro pro Person. Mitfahren kann jeder Kunde
des "deli teams". Wer im E-Mail-Verteiler ist, wird
über die Termine informiert.
Servicezeit: Essen & Trinken hat eine solche Fahrt begleitet: Mit
einem Rieslingsekt von der Ahr werden die rund 15 Teilnehmer auf dem Firmengelände begrüsst. Gegen
17.00 Uhr fährt der Kleinbus ab -
es ist die dritte Fahrt nach Paris, die den Privatkunden angeboten wird. Etwa 24 Stunden werden sie nun
auf den Beinen sein.
_Fischmahlzeit bei Ankunft_ Gegen Mitternacht erreicht die Gruppe den Pariser Grossmarkt. Im
Fischrestaurant "A la Marée" stärken sich die Hobbyköche mit frischen Meeresfrüchten und Bouillabaisse
für den anstrengenden Besuch des Grossmarkts, der die ganze Nacht dauern wird. Die Fischhalle öffnet in
Kürze - als erste der 40 Hallen. Hier gibt es
alles zu kaufen, was im Wasser lebt: Meeresspinnen, Heringsmakrelen,
Hummer, Langusten, Steinbutt, Zahnbrassen, Goldbrassen, Knurrhahn, Taschenkrebse, Rochen, aber auch
Froschschenkel. Die Auswahl ist gigantisch. Hobbykoch Dr. Dominik D. ist völlig überwältigt:
"Eine unglaubliche Vielfalt, so was hat man noch nicht auf einem Haufen gesehen. Man sieht hier also
wirklich alles und noch viel mehr, was man noch nicht gesehen hat, und unglaubliche Mengen, das ist
faszinierend." _Tipps vom Profi: Wie frisch ist der Fisch?_
Genauso vielfältig wie die Auswahl sind auch die Qualitätsstufen.
Andreas Zimmermann braucht nur einen Blick, um zu erkennen, ob ein Fisch frisch ist. "Die Augen
müssen klar sein und dürfen nicht hervortreten. Und man kann den Drucktest machen: Man drückt auf den
Fisch, und das Fleisch kommt direkt zurück. Dann ist der Fisch frisch." Er arbeitete fünf Jahre lang als
Einkäufer auf dem Pariser Grossmarkt Rungis. Deshalb kennt er alle Tricks. Bei einem Thunfisch wurden
beispielsweise die Kiemen herausgeschnitten, um die mangelnde Frische zu vertuschen. "Der nächste
Schritt ist, dass man den Kopf heraustrennt. Ein altes Sprichwort sagt, der Fisch stinkt vom Kopf her - und
das ist auch so." Aufgetriebene Schwimmblasen sind weitere
untrügliche Zeichen dafür, dass ein Fisch nicht mehr frisch ist.
Ob Leinenfang oder Netzfang, Wildtier oder Zuchtware - der Profi
kennt alle Unterschiede und erklärt sie seiner Reisegruppe.
_Frankreich: Genuss vor Tierschutz_
Viele Franzosen haben eine klare Einstellung zum Essen: Tierschutz
ist Nebensache - Hauptsache, es schmeckt. Das nationale Kulturgut
"Foie gras" ("Gänsestopfleber") darf in der Spezialitätenhalle deshalb natürlich nicht fehlen. Ähnlich wie die
Gänse, werden hier auch die Wachteln äusserst brutal behandelt. Andreas Zimmermann: "Die Wachteln
wurden früher erwürgt, denn durch das
Würgen kommt Blut ins Gewebe, und dadurch wird das Fleisch zarter und schmackhafter. Bei dem
Riesenbedarf heute werden sie blitzschnell (lebendig) vakuumiert, also der Sauerstoff wird entzogen. So
werden sie getötet, und man hat den gleichen Effekt." Dem Tierschützer graust es, der Feinschmecker
leckt sich die Lippen. Diese "Étouffé-Wachteln" sind eine Spezialität der
gehobenen Gastronomie.
_Rinderherztomaten und andere Spezialitäten_ Weitaus sanfter geht es in den Obst- und Gemüsehallen
zu: Der Duft
nach Pfefferminze, Melonen und Erdbeeren erfüllt die Luft. Von der ceylonesischen Kokosnuss über
Ananas von der Elfenbeinküste, französische Artischocken, Kirschen, Pfirsiche, Grapefruit, Süsskartoffeln
bis hin zu essbaren Blueten - die Auswahl ist
genauso gigantisch wie in den anderen Hallen. Man bekommt sogar "Rinderherztomaten" (Coeur de Böuf),
eine Neuzüchtung, die der Urtomate entsprechen soll. Dominik D. nimmt sich gleich eine Kiste davon als
Souvenir mit - 25 Euro zahlt er dafür.
_Kaffee und Croissant für die Heimfahrt_ Nach sechs Stunden auf dem Grossmarkt zieht die Dämmerung
auf.
Andreas Zimmermann führt seine Kunden in eines der vielen Cafés auf dem Gelände. Ein schneller Kaffee,
eine Tüte frischer Croissants -
und die Hobbyköche sind bereit für den Heimweg nach einer aufregenden Nacht. Dominik D.: "Daran sieht
man, wie viel man erlebt
hat. Wir haben um 12.00 Uhr nachts angefangen, und jetzt haben wir schon halb sieben morgens. Also,
das war schon sehr erlebnisreich und hat viel Spass gemacht." Gegen Mittag ist die Gruppe wieder zu
Hause angekommen, und dann steht nur noch eines auf dem Programm:
schlafen.
Von Paris aus kann man geführte Touren auf den Pariser Grossmarkt Rungis buchen. Infos unter:
* http://www.visiterungis.com/www.visiterungis.com
Seite "VisiteRungis.com" auf Französisch, Englisch und Spanisch
http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20070907/b_3.phtml