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Artgerechte Schweinehaltung (Info)



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Zutaten

  • 1 Info
  • von Wolfram Schiebener,
  • - Winfried Bätz und Anja
  • - Dannenberg
  • MMMMM------------------------QUELLE-------------------------------
  • - Servicezeit: Essen &
  • - Trinken - Kostprobe,
  • - WDR 05.10.2007
  • - Erfasst von Christina Phil
  • Wie alle Haustierrassen wurden auch Schweine in der Vergangenheit im Freiland gehalten. Über viele Jahrhunderte hinweg bewegten und ernährten sich die Tiere auf Weiden und im Wald, lediglich beaufsichtigt von speziellen Schweinehirten. Heute ist die Schweinehut aus Mitteleuropa verschwunden und die Schweinekoppel nur noch selten anzutreffen. Mit der Schweinefreilandhaltung verschwanden auch die alten Schweinerassen, die aufgrund ihrer robusten Konstitution an die Bedingungen der Weidehaltung bestens angepasst waren. Die Schweinehaltung hat sich zur Schweineproduktion gewandelt. Die heutigen Höchstleistungsrassen werden in Massentierhaltung in kürzester Zeit zur Schlachtreife gebracht - mit allen Nachteilen für Tier und Mensch.

    Gerade in der Schweinemast herrschen teils katastrophale Bedingungen für die Tiere, die in dunklen, engen Verschlägen auf Spaltenböden ihr trauriges Dasein fristen. Öko-Bauern zeigen, dass es auch anders geht, dass Tierschutz durchaus mit Mast zu vereinbaren ist. In dem Beitrag haben wir drei Schweinemastbetriebe besucht, die eine mögliche Alternative zeigen. Das Fleisch ist zwar etwas teurer, aber wenn man die glücklichen Schweine und auch die zufriedenen Landwirte sieht, dann ist es einem schnell das Geld wert.

    _Beispiel 1: Düppeler Weideschwein - Alte Rasse, gutes Fleisch_

    Im westfälischen Bellersen betreut der Biologe Dr. Burkhard Beinlich seit 1998 ein wissenschaftliches Bundesforschungsprojekt, in dem sogenannte "Düppeler Weideschweine" gehalten werden - eine Rückzüchtung des Mitte der 60er-Jahre ausgestorbenen Deutschen Weideschweins. Untersucht wird u.a. auch der Zusammenhang von artgerechter Haltung und höherer Fleischqualität. Unterstützt wird der Biologe von dem ortsansässigen Landwirt Markus Bauer, auf dessen üppigen Weideflächen die Tiere sich sehr wohl fühlen. Es sind robuste, behaarte Schweine, denen das Leben im Freien bestens bekommt. Sie fressen alles, was die Weide hergibt - erst ab Herbst wird zugefüttert.

    _Strengere Auflagen_ Die Tierhygieneverordnung schreibt seit 1998 besonders strenge Auflagen für Betriebe vor, die ihre Schweine im Aussenbereich halten. Zur Vermeidung des Kontaktes mit Wildschweinen, die als Überträger der Schweinepest gelten, wurde eine doppelte Umzäunung und eine aufwändige Schmutzschleuse zur Pflicht gemacht. Dazu Burkhard Beinlich: "Die Schweinehygienerichtlinie der EU gilt für alle Mitgliedsländer. Sie schreibt vor, dass bei Freilandhaltung für mehr als zwei Tiere ein wilddichter Aussenzaun errichtet wird. Dann braucht man einen Korridor von 2 bis 3 Metern, und dann kommt noch einmal ein weiterer Zaun, ein Elektrozaun, und zwar aus dem Grunde, dass die Tiere von innen keinen direkten Kontakt mit ihren wilden Vettern, den Wildschweinen, bekommen können. Da geht es vor allem darum, die Tiere vor der Schweinepest zu schützen, also die Wildtiere auch vor Krankheiten, die die Haustiere haben." _Hohe Fleischqualität - höherer Preis_

    Aufgrund der zahlreichen Skandale in der Massentierhaltung und dem dadurch erweckten Problembewusstsein bei den Verbrauchern sah Burkhard Beinlich wirtschaftlich gute Chancen für die Zucht der Düppeler Weideschweine. Allerdings klingen die Schockeffekte auch schnell wieder ab. Durch den höheren Preis für seine Ware ist es daher nicht immer leicht, Abnehmer zu finden. Mit westfälischer Beharrlichkeit hat der Biologe im Nachbarort jedoch Unterstützung gefunden. Einige Wirte in der Umgebung von Bellersen haben das Fleisch der Weideschweine auf der Speisekarte - mit gutem Erfolg. Die Gäste schätzen die gute Fleischqualität von Tieren, die natürlich aufwachsen, sich dabei viel bewegen und so reichlich Muskelfleisch aufbauen. Daher schrumpfen die Koteletts in der Pfanne auch nicht zusammen, sondern bleiben schön zart und saftig. Inzwischen hat man auch anderen Ortes die Vorzüge des Weideschweins entdeckt: Die Westfälische Museumsmeile in Nieheim ist seit April 2006 fester Abnehmer und Werber für das Düppeler Weideschwein - vom Land NRW zur Hälfte mitfinanziert.

    _Beispiel 2: Fünf-Sterne-Schweinestall_

    Ernährung, Umwelt und Wohlbefinden gehören auch auf dem Bauernhof Korte in Menden im Sauerland zusammen. Die rund Tausend Schweine von Bauer Heiner Korte können sich Sommer wie Winter in offenen Ställen tummeln. Das macht sie widerstandsfähig. Statt verdreckter Borstenviecher tummeln sich blitzsaubere, rosarote und gut riechende Schweine im Stall. Sie spielen mit Bällen, die Heiner Korte in ihre Ställe hängt, tollen ausgelassen herum oder liegen ganz entspannt unterm luftigen Stroh.

    Der Stallgeruch erinnert an Saunaduft. Grund dafür ist die Aromatherapie. Täglich werden Duftöle, die verschiedene Wirkungen haben, mit Hilfe eines Vernebelungsgerätes versprüht: Lavendel beruhigt die Tiere, Teebaumöl vertreibt Parasiten, Orangenöl fördert die Durchblutung der Haut. Auch Brottrunk wird in den Ställen zerstäubt, dadurch haben die Tiere weniger Hauterkrankungen. Die verschiedenen Rezepturen werden inzwischen deutschlandweit an Landwirte verkauft.

    _Müsli im Schweinetrog_ Auch das zählt zur Philosophie von Bauer Korte: Die Schweine bekommen basisches, rein vegetarisches Futter, bestehend aus Kartoffeln, Gerste, Weizen, Erbsen, Mineralien vermischt mit Brottrunk sowie einem Schuss Heilkräuterextrakt. Es enthält weder Antibiotika, Wachstumsförderer noch Tiermehl. Zudem verwendet Heiner Korte die Frischkorn-Bräu-Methode der Hildegard von Bingen, bei der das frisch gemahlene Getreide noch am gleichen Tag verfüttert wird. Der im Futter enthaltene Brottrunk wirkt positiv auf die Darmflora der Tiere und steigert ihre Widerstandskraft. Alle wesentlichen Futterzutaten stammen aus eigenem Anbau. Heiner Korte: "Im Prinzip ist es das Müsli, das ich morgens auch esse! Wenn man hochwertige Lebensmittel produzieren will, darf man keine Abfälle verfüttern. Die Futtermittel müssen schon Lebensmittelqualität haben." Die Kosten fürs Futter sind kaum höher als die bei konventionellen Landwirten, weil an Medikamenten und Wachstumsförderern gespart wird. Das Fleisch verkauft Familie Korte im eigenen Hofladen, aber auch verschiedene Metzger arbeiten mit Heiner Korte zusammen und verkaufen es in ihren Läden.

    _Beispiel 3: Kooperation zwischen Industrie und Bauernhof_

    Viele Verbraucher fordern mehr Qualität und Transparenz, wenn es um ihre Lebensmittel geht. Um diesen Ansprüchen eher gerecht werden zu können, arbeiten einige grosse Lebensmittelhersteller mit hiesigen Landwirten eng zusammen. Die Unternehmen beziehen ihre Rohware beispielsweise von bäuerlichen Erzeugergemeinschaften, die ihre Tiere umwelt- und artgerecht halten.

    _Glückliche Schweine für "Du darfst"_ Auf dem Bauernhof Krämer bei Schwäbisch Hall können die Schweine das Sonnenlicht geniessen und auf Stroh herumtollen. Auch, wenn es im ersten Moment so scheint - der Hof ist kein Öko-Betrieb. Die Tiermast erfolgt im Auftrag der Lebensmittelindustrie. Der Hof gehört zu den rund 300 bäuerlichen Betrieben der regionalen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, die für ihr Rind- und Schweinefleisch den Lebensmittelkonzern Unilever mit seiner Marke "Du darfst" als Abnehmer haben.

    Seit März 2003 liegen die "Du darfst"-Wurstprodukte aus dieser Partnerschaft in den Regalen der Supermärkte. Das liegt nicht nur an der Tierliebe des Konzerns, sondern hat in erster Linie mit den Ansprüchen der Zielgruppe zu tun. Die besonders gesundheitsbewussten und überwiegend weiblichen Käufer von "Du darfst" sind äusserst sensibel im Hinblick auf Qualität und Sicherheit der Lebensmittel.

    _Bäuerliche Selbsthilfe_ Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall wurde 1988 von Rudolf Bühler als wirtschaftlicher Verein ins Leben gerufen. Das Konzept: Auf der Basis bäuerlicher Selbsthilfe sollen ökologisch und sozial verträgliche Produktionsverfahren in der bäuerlichen Landwirtschaft gefördert und ein Markt für umwelt- und sozialverträgliche Produkte etabliert werden. Auf diese Weise versucht die Gemeinschaft, die Einkommenschancen der Mitgliedsbetriebe zu verbessern, um eine intakte bäuerliche und regionale Struktur zu erhalten. Ebenso engagiert sich die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft erfolgreich für die Rettung und Sicherung alter Haustierrassen wie dem Schwäbisch-Hällischen Landschwein und dem Limpurger Rind.

    _Strenge Vertragsbedingungen_ Die Bauern halten laut Vertrag mit Unilever ihre Schweine auf Stroh in hellen, luftigen Ställen mit Auslauf und Aussenplatz. Die Rinder werden auf Weiden gehalten. Es handelt sich um robuste, regionale Landrassen. Alle Tiere bekommen rein pflanzliches Futter, das überwiegend aus eigenem Anbau stammt. Zusätze wie Wachstumsförderer oder Antibiotika sind in dem Qualitätsfleischprogramm verboten. Zudem werden kranke Tiere mit Naturheilverfahren behandelt, oder sie werden vom Qualitätsfleischprogramm ausgeschlossen. Jeder Landwirt bringt seine Tiere selbst zum Schlachthof und sorgt somit für einen kurzen und stressarmen Transport zum Schlachthof der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. Produziert wird die Wurst im "Du darfst"-Werk in Ansbach. Dabei wird der gesamte Bedarf an Rind- und Schweinefleisch über die Bauerngemeinschaft in Schwäbisch Hall gedeckt.

    _Mehr Geld für die Bauern_ Die Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall hat für sich gute Bedingungen ausgehandelt. Für die Landwirte lohnt sich die Arbeit wieder. Götz Bühler, Sprecher der Erzeugergemeinschaft: "Die Bauern bekommen einen garantierten Mehrpreis auf den marktüblichen Preis, und das ist schon ein Premium, das mindestens die hohen Auflagen abdeckt. Aber es ist auch noch eine zusätzliche Wertschöpfung. Man sieht auch, dass die Bauern sehr motiviert sind, sie sehen darin eine Zukunft. Es bietet auch jungen Bauern wieder die Chance, neu einzusteigen, etwas Vernünftiges zu erzeugen. Es ist eigentlich ein Segen für die Region." _Unterstützung durch Stiftung Euronatur_ Eine Kooperation dieser Tragweite zu entwickeln ist ein sehr komplexer Vorgang, der Zeit benötigt, um den richtigen Partner zu finden, der eine langfristige Bindung dieser Art eingehen kann. Die unabhängige Stiftung Euronatur hat dieses Projekt bis zur Vertragsunterzeichnung unterstützt und begleitet die Kooperation fachlich. Die Produktlinie "Du darfst" hat in Bezug auf Fleisch mit dieser exklusiven Partnerschaft eine Vorreiterrolle innerhalb der Lebensmittelindustrie eingenommen. Die Kooperation zwischen Industrie, regionaler Erzeugergemeinschaft und international tätiger, unabhängiger Umweltorganisation ist in dieser Dimension die erste gewesen.

    Eine Übersicht zu allen Beiträgen unserer Themenwoche unter:

    http://www.wdr.de/tv/service/tierschutz.phtml "Tierschutz" Themenwoche "Tierschutz" _Links_ * http://www.bauer-korte.de/ Die Anschriften der Metzgereien und Feinkostgeschäfte, die das Fleisch von Kortes Hof im Angebot haben, finden Sie auf der Internetseite von Bauer Korte.

    * http://www.besh.de/ Homepage der Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall _Beiträge der Servicezeit: Essen & Trinken zum Thema_

    * http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20060526/b_5.phtml Essen & Trinken aktuell: Das Westfalen Culinarium (Servicezeit: Essen & Trinken vom 26. Mai 2006)

    * http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20040426/b_5.phtml Schnitzelreport: Der wahre Preis eines Schnitzels (Servicezeit: Kostprobe vom 26. April 2004)

    * http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20020617/b_4.phtml Weidemastochsen: Natürliches Futter - gutes Fleisch (Servicezeit: Kostprobe vom 17. Juni 2002)

    * http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20050131/b_5.phtml Mozzarella und Fleisch von deutschen Wasserbüffeln (Servicezeit: Kostprobe vom 31. Januar 2005)

    http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20071005/b_1.phtml

    :Letzte Äend. am: 10.10.2007

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