Vergeblich versuchen Fasnächtler, Comit# und Traditionalisten dieser Wurst-und-Brot-Stimmung am
Rheinknie entgegenzuwirken. Offiziell
werden von der Allmendverwaltung nur 60 Stände bewilligt. Und die dürfen erst mittags mit dem Verkauf
beginnen. Hunderte von Wurst-
und Döner-Buden stehen aber auf privatem Areal. Hier kann der Staat
nichts vorschreiben. Tatsächlich scheint die Wurst an der Fasnacht bald einmal denselben Stellenwert
einzunehmen, wie die Mehlsuppe am Morgestraich.
Peter Wyss, Restaurateur der Kunsthalle, wollte diesen 'scheusslichen Essgewohnheiten' Paroli bieten
und stellte vor drei Jahren einen Stand mit Pot-au-feu auf: 'Kein Mensch wollte Suppenfleisch.
Nachmittags haben wir die 100 Kilo an die Cliquen verschenkt. Die Leute sind heiss auf Wurst - schuld
daran sind auch die veränderten
Ess-Sitten, die Philosophie des "Quick-Lunchs" von Hand...'
Bisher hat es niemand geschafft, die Basler Wähenbäcker auszubooten Immerhin - in den Basler
Restaurants werden zumindest am Morgestraich
noch die Mehlsuppe sowie die traditionellen Zwiebel- und Käsewähen
serviert. Doch auch hier sind die Kuchen zumeist nicht mehr selbst gemacht. Dafür stellt Basels
Beizenszene die Firma Wacker an. Schon nach dem Dreikönigstag werden in der kleinen Fabrik die ersten
Zwiebeln angedünstet - und Hunderte von Ziibele- oder Kääswaije
auf den Morgestraich hin vorbereitet.
Sven Schwob, Juniorinhaber der Firma Wacker, behält das ureigene Rezept dieses typischen Basler
Kuchens für sich - aber immerhin
verrät er so viel, dass alle Kuchen von A bis Z handgemacht und die Zwiebeln mit Rauchspeck angezogen
werden: 'Bei der Käsewähe handelt
es sich um ein Gemisch aus Rapskäse und Rohmilch - auch hier:
Hausrezept seit 70 Jahren. Ein eingespieltes Team legt dann die Wähen aus. Die halb ausgebackenen
Kuchen werden bei 60 Grad minus "schockgefrostet" und bis am Samstag vor Morgestraich im Kühlhaus
gelagert. Für die Morgestraichstunde können sie die Basler Beizer dann in ihren öfen fertig ausbacken,
ohne dass die Kuchen an Qualität verlieren.' Immer wieder haben andere Firmen versucht, die wackeren
Basler Wähenbäcker mit Dumpingpreisen auszubooten. Aber hier sind die Bebbi-Beizer der Tradition treu
geblieben: 'Wackers Kuchen sind zwar
teurer als die der Konkurrenz - aber sie haben dieses gewisse
Geschmacksgemisch, das die Basler wollen...' Allerdings - ein paar Stunden nach dem Morgestraich ist
der
Ziibelewaija-Zauber bereits wieder pass#. Nun dominieren nur noch die
Würste. Und vielleicht wird im Jahre 2000 das Comit# einen wurstkauenden Waggis als Plakettensujet
propagieren: 'Syt 2000 Johr
gohts um d#Wurscht!'