Bulgarien gehört zu den ältesten Weinbauländern Europas! Weinbau gab es in dieser Region schon in der
Antike. Bereits Homer erwähnte im 8. Jahrhundert vor Chr. in seiner Ilias die thrakischen Weine. Die
Thraker haben wohl Wildreben kultiviert und daraus Wein gewonnen. Ihre Verbundenheit mit diesem
Getränk äusserte sich auch in einem ausgeprägten Dionysos-Kult (in dem sie dem Gott des Weines
huldigten). Thrakischer Wein war bei den Römern berühmt. Eine schwierige Zeit brach an, als 1393 das
heutige Bulgarien von den (islamischen) Türken erobert wurde. Sie setzten aber dort mit Rücksicht auf die
Tradition kein absolutes Alkoholverbot durch.
Erst vor wenigen Jahrzehnten begann eine neue Entwicklung im bulgarischen Weinbau: immer mehr Wein
wird exportiert. Die Produktion
beträgt etwa 4 Mio Hektoliter (zum Vergleich: Deutschland hat bei
etwa gleicher Rebfläche - 110.000 Ha - etwa 9 Mio Hl
Jahresproduktion. Das liegt aber auch daran, dass in Bulgarien viele Trauben als Obst angebaut werden
und grosse Weinbestände zu Schnaps gebrannt werden.) Fast der gesamte Wein wird exportiert! (75-90%,
die
Angaben schwanken). Das war schon zu sozialistischen Zeiten so.
Abnehmer damals vor allem die UdSSR. Allerdings ging auch schon früh Wein nach Amerika, denn
ausgerechnet Pepsi-Cola war auf dem
bulgarischen Markt aktiv und lies sich seine Brause in Wein bezahlen (die Währung war den Cola-Leuten
zu schwach und Devisen hatten die
Bulgaren nicht genug). Schon damals begann eine erste Modernisierung des bulgarischen Weinbaus.
Heute ist Polen ein stabiler Absatzmarkt für die Bulgaren, aber ihre Weine gehen mit ausgesprochen
wechselhaften Erfolg in viele Länder dieser Welt. Bulgarische Weine sind in aller Regel im Billig-Segment
eingereiht. Das hat zur Folge,
dass die Weinpreise im Land selbst bei nur noch 15-20 Ct/l liegen.
Das ist zu wenig, um Anbau und Produktion auf dem Stand der Technik zu halten.
Das Klima ist kontinental mit warmen Sommern, langen, trockenen Herbsten und kalten Wintern. Das
bulgarische Weinrecht kennt Tafel-
und Qualitätsweine, dazu Reserve-Weine, die länger im Holzfass
liegen müssen. Es gibt fünf grosse Weinregionen, die allerdings kaum beworben werden. Praktisch spielen
für deutsche Verbraucher vor allem Marken eine Rolle. Das sind in der Regel die Namen der Kellereien.
Davon gibt es kaum mehr als 100 im ganzen Land und sie haben die Produktion voll in ihren Händen. Die
grössten und bedeutendsten gehören heute in der Regel internationalen Konsortien (wie z.B. die grösste
"Domaine Boyar"). Diese Unternehmen bauen zunehmend internationale Sorten - vor allem Cabernet
Sauvignon und
Merlot - an. Nach wie vor aber dominiert die einfache rote Sorte
Pamid. Einheimische Qualitätsreben sind die Mavrud und die Melnik.
In den seltensten Fällen nutzt das Land sein Potential. Nur bei Prestigeweinen (wie dem in Deutschland
weit verbreiteten "Zar Simeon") funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Winzern und Kellerei und werden
die qualitätssichernden Massnahmen wirklich durchgesetzt.