Das Elsass ist unter den französischen Weinanbaugebieten das mit Abstand "deutscheste". Und das hat
damit zu tun, dass diese Region jahrhundertlang im Mittelalter unter deutschem Einfluss stand, aber vor
allem auch zwischen 1871 und 1918 zu Deutschland gehörte und in dieser Zeit der Wiederaufbau der
Weinkultur nach der Reblausplage stattfand. Damit wurden schlicht die Sorten wieder gepflanzt, die eben
in Deutschland üblich waren.
Der Weinbau ist natürlich auch links des Rheins viel älter: die
Kelten, danach die Römer, die Mönche des Mittelalters, sie alle haben entlang des Rheins in allen
Regionen Wein angebaut und ganz langsam eine Weinkultur entstehen lassen. Zeitweise waren im Elsass
doppelt so viele Flächen unter Reben wie heute. Mit 15.000 Ha ist die Anbaufläche in etwa so gross wie die
Badens. Die Weinberge erstrecken sich mehr als 100 km lang von der Strassburger Gegend bis Mulhouse.
Das Zentrum ist die Gegend von Colmar. Die Vogesen im Westen schützen die Weinberge vor Wind und
Regen. Die Winter sind eher kalt, die Sommer heiss und trocken.
_Rebsorten_ Der Riesling führt die Rebsortenstatistik an, (ca. 1/4 der Fläche), es folgen Weissburgunder,
Gewürztraminer, und Silvaner. Danach erst kommt (mit ca. 10% Flächenanteil) die einzige Rotweinsorte,
der Spätburgunder. Der Grauburgunder wird auch als Tokay d'Alsace bezeichnet, obwohl er mit dem
Tokajer nichts zu tun hat.
_Die Qualitäten_ Da gilt im Elsass das französische System. Das heisst: es gibt
Landweine, Qualitätsweine und "Cru"-Weine. Die Landweine - eher
selten - dürfen auch aus Sorten wie Gutedel und Müller-Thurgau
hergestellt werden, die für die Qualitätsweinproduktion nicht zugelassen sind. Die AOC-Weine, tragen in
der Regel
Rebsortenbezeichnungen. Die Grand-Cru-Weine stammen von 51
festgelegten Weinbergen. Käfferkopf, Hengst, Spiegel oder Bruderthal, es gibt einen erstaunlich grossen
Anteil an Grand-Cru-Lagen für ein eher kleines Gebiet (mehr als 10% der
Fläche). Da aber nur vier festgelegte Reb-Sorten unter dieser
Bezeichnung auf den Markt gebracht werden dürfen, machen letztlich Grand-Cru-Weine nur ca. 3% der
Erntemenge aus. Einen eigenen
Qualitätsweinstatus haben die Cremant d'Alsace - Winzersekte.
Neben dieser klassisch-französischen Qualitätspyramide gibt es
noch eher an die deutschen Gebräuche angelehnte Bezeichnungen wie "Vendange Tardive" (Spätlese) und
"Séléction de Grains nobles" (Beerenauslese). Diese Begriffe werden neben den anderen gebraucht, nicht
anstatt.
_Der Edelzwicker_ Ist eine eher historische Qualität. In den siebziger Jahren der "In-Wein" der Deutschen
Schickeria, ist er in dieser Funktion vom
Pinot Grigio abgelöst worden und weitgehend vergessen. Es handelte sich um einen Verschnitt der
besseren Sorten aus dem Elsass. Einem Wein, der sich historisch fast zwangsläufig daraus ergeben hat,
dass früher meist verschiedene Sorten im Weinberg standen. Nach dem die Deutschen kein Interesse
mehr zeigten, wird er kaum noch produziert.
Der grösste Elsässer Betrieb ist die Winzergenossenschaft in Eguisheim. Unter dem Markennamen
"Wolfberger" setzt sie etwa 10% der gesamten Produktion der Region ab.
Weinfreunde schätzen am Elsass seine opulenten, fast barocken Weine. Es gibt keine Süsse-Angaben auf
dem Etikett! Und das hat zur
Konsequenz, dass elsässische Wein oft als trocken gelten, es aber oft nicht sind. Im Gegenteil: gerade die
Grand-Cru-Weine haben neben
viel Alkohol oft auch noch erheblichen Restzucker. Das spricht für die Reife der Trauben, aber die Weine
sind doch manchmal arg schwer und breit. Ein Klassiker der französischen Lebensart ist der elsässer
Gewürztraminer zur Gänseleber.