_Ein Notenblatt, frisch aus dem Ofen_ Sardische Spezialitäten bringen einen Hauch von Mittelmeer nach
Nippes "Kies" müsste der kleine Laden in Nippes wohl heissen, wenn dort kölsche Köstlichkeiten zu
haben wären. Es handelt sich aber um Kölns einziges Geschäft, das ausschliesslich Spezialitäten aus
Sardinien vertreibt. Deshalb nannte das Besitzerpärchen seine vor zwei Jahren eröffnete
Feinschmeckeroase "Casu" - was in einem
Dialekt der italienischen Mittelmeerinsel schlicht "Käse" bedeutet.
Doch längst nicht alles ist Käse im Sortiment der Kölnerin Gesa Mosebach und des waschechten Sarden
Giulio Raga.
In groben, dickwandigen Holzregalen stehen sardische Weine, Olivenöle, Honig sowie ungewöhnliche
Nudelsorten wie Malloreddas.
Auch das inseltypische Pane carasau gibt es hier, ein doppelt gebackenes rundes Brot, so hauchdünn,
dass es die übrigen Italiener nur "Carta di musica" (Notenblatt) nennen. Das ganze ist appetitlich dekoriert
mit Korkeichenrinde, Lorbeerblättern und getrockneten Myrtensträuchern und "was sonst auf Sardinien
wächst", sagt Mosebach. Selbst die an der Wand hängenden Körbe kommen von dort.
In der Kühltheke liegen Wurstspezialitäten und - natürlich Käse.
15 verschiedene Sorten aller Altersstufen und Aromen bietet Casu. Vom kräftigen Fiore Sardo bis zum
milden Pecorino dolce. "Wir haben zu 90 Prozent Schafskäse", erklärt Raga, was für sardische
Verhältnisse ganz normal sei. Die Angaben zur Schafspopulation schwanken zwischen drei und sieben
Millionen Tieren, die im doppelten Wortsinn über die Wiesen Sardiniens mähen. "Wir kennen inzwischen
jedes Schaf persönlich", lacht die 29-Jährige. Wenn nämlich die
Vorräte zur Neige gehen, fahren sie mit einem Kühlanhänger gen Süden und holen selbst den Nachschub
direkt von der Insel. "Ohne Zwischenhändler", sagt Raga, denn nur so könnten sie die Qualität garantieren.
Und das, obwohl er neben Casu noch einen anderen Job hat. Hauptinhaberin ist Mosebach.
"Wir möchten eine persönliche Beziehung zum Kunden aufbauen", so der Sarde. Mal eben rein, Salsiccia
Sarda (Ringsalami) kaufen und nach Hause hasten, passe weniger ins Konzept. "Wir sind kommunikativ
auf mediterrane Art", sagen die Feinkosthändler. Dazu gehört, dass die Ware vor dem Kauf probiert und der
Kunde ausführlich beraten wird.
Zu jedem Käse, Schinken, Wein gibt es genauste Angaben zu Produktion, Tradition, Geschmack - und
obendrein einen netten Plausch.
[Foto] Übersetzt heisst "Casu" zwar Käse, doch Gesa Mosbach und Giulio Raga haben in ihrem Laden
weit mehr zu bieten.
Casu - Sardische Spezialitäten Mauenheimer Strasse 21 Nippes
50733 Köln U: Florastrasse Öffnungszeiten: Mo. 15-19 Uhr,
Di.-Fr. 10-14 und 15-19 Uhr, Sa. 10-15 Uhr.