Viele Weintrinker rätseln, welche Trends beim Wein in der nächsten Zeit anstehen werden. Ich persönlich
glaube, es werden die Weine aus Neuseeland sein. Es ist ja wirklich faszinierend, dass es sich bei diesem
Übersee - Land um ein Kühlklimaland handelt - in etwa
vergleichbar mit Frankreich. Dementsprechend reifen die Trauben hier langsam heran und sie sind dabei
starken Tages- und Nachtschwankungen
der Temperatur ausgesetzt. Rebsorten wie Sauvignon Blanc oder Pinot Noir (bekannt aus dem Burgund)
lieben dieses kontinentale Klima und ihre Weine schmecken den Erzeugnissen aus dem Ursprungsland
verblueffend ähnlich.
Andere Winzer spezialisieren sich auf Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc, um Weine-
vergleichbar denen aus Bordeaux zu
produzieren. Das ist allerdings kein leichtes Unterfangen- denn damit
die Reben genügend Wärme für eine optimale Traubenreife erlangen, müssen die Rebstöcke sehr niedrig
gehalten werden. Bei 30- 40 cm
über dem Boden strahlt die Wärme auch abends noch auf die Trauben ab. Die Kehrseite der Medaille ist,
dass die Rebstöcke sehr empfindlich für Frost sind. Ich habe hier die tollsten Einfälle gesehen, um die
Reben vor Frost zu schützen, wie zum Beispiel Windmühlen, Heizschlangen, ausgetueftelte Folien und
Brennöfen.
Das Faszinierende an der Weinregion ist aber, dass alle Weinkellereien in den letzten zwanzig Jahren
entstanden sind. In früheren Jahren gab es zwar schon den einen oder anderen Rebberg, die Weine waren
jedoch nicht mit dem heutigem Standard zu vergleichen.
Nun haben also Winzer aus aller Welt entdeckt, welches Potential in den Weinbauregionen Neuseelands
steckt, und Jahr für Jahr entstehen neue Rebberge und Kellereien. Dabei ist mir aufgefallen, dass einige
renommierte Winzer aus Europa die Jahreszeit der Südhalbkugel dazu nutzen, im europäischen Winter die
Rebberge in Neuseeland zu bearbeiten. Prominente Beispiele hierfür sind K.H. Johner vom Kaiserstuhl oder
Bruno Prats vom Château Cos d#Estournel in Bordeaux.
Obwohl in den Weingütern fast alle Nationalitäten als Investoren und Kellermeister anzutreffen sind, gibt es
auffallende Gemeinsamkeiten:
Alle Wineries sind mit modernster Technik ausgestattet und nicht selten ist ein attraktiver Weinprobiershop
angegliedert. Ich empfand es auch immer als ungewöhnlich, dass mir in jedem Keller fetzige oder
klassische Musik entgegenschallte.
In der östlichen Region Hawkes Bay sind bei ungefähr zwanzig Wineries sogar ausgezeichnete
Restaurants integriert, die einen Besuch wirklich lohnen. Auf einem Weingut zu essen, macht dabei
doppelt soviel Spass. Die Atmosphäre ist immer sehr gemütlich, und die Köche verstehen es, passend zu
ihren Weinen zu kochen.
Die Qualität von Fleisch, Fisch (Meeresfrüchte) und Gemüse ist unvergleichlich gut! Wenn Sie einmal in
Neuseeland waren, verwundert es Sie auch nicht weiter. Neuseeland lebt fast ausschliesslich von
Landwirtschaft und Fischfang. Da es sich um zwei langgezogene Inseln handelt, finden Sie - egal wo Sie
sich aufhalten - immer frische
Meeresfrüchte und Fische im Angebot. Das wirklich besondere aber ist, dass die beiden Inseln unglaublich
grün sind (ich dachte immer, dass gäbe es nur in Irland). Soweit das Auge blickt, sehen Sie landauf, landab
Schäfchen, oder alle Sorten von Rindern grasen. Hin und wieder entdecken Sie auch# mal eine Herde von
Rehen und Hirschen auf den Farmen. Bei soviel Natur bekommen Sie richtig Appetit auf ein herzhaftes
Stück Fleisch. Das nächste Aha-Erlebnis ist das hohe
Niveau der Küche. In fast allen Restaurants bekommen Sie eine Qualität, wie man sie in Deutschland fast
nur in einem Gourmet Restaurant findet. Wunderbar einreduzierte Saucen, und ein Rinderfilet in einer
Stärke von 8 cm - optimal auf den Punkt
gebraten.
Aber zurück zum Wein - dass die Weine nicht für jeden Tag sind,
regelt leider der Preis. Selbst im Land bekommt man kaum eine Flasche neuseeländischen Wein unter
zehn Euro. Die Neuseeländer bieten unter zehn Euro ein grosses Sortiment an australischen Weinen.
Wenn Sie allerdings sich erst einmal von den hervorragenden Qualitäten überzeugt haben, werden Sie den
Preis gerne bezahlen.