Qahwe, Kaffee, coffee, caf#; caffè, Kaffe, kophe: in allen Ländern
dieser Welt hat das anregende braune Getränk ähnliche Namen. Sie alle stammen ab von dem arabischen
Wort qhawa, das ursprüngilch soviel bedeutet wie Wein. Und überall stellt man den »Wein des Islam« im
Prinzip auf ähnliche Weise her: man überbrüht die
gerösteten, gemahlenen Bohnen des Kaffeestrauches mit Wasser.
Allerdings nur im Prinzip: Denn zwischen einem türkischen »qahwe«
und einem dänischen "Kaffe" zum Beispiel bestehen feine, aber entscheidende Unterschiede. Auf wie viele
verschiedene Weisen man Kaffee zubereiten kann, dafür finden Sie hier gesondert paar Beispiele.
Die schwarze Kunst des Kaffeekochens stammt aus Arabien. Wenn man der Legende glauben darf, war
ein Ziegenhirt des Klosters Shehodet ihr Entdecker. Er merkte nämlich, dass seine Ziegen immer dann
besonders munter waren, wenn sie von den Früchten des Kaffeebaums gefressen hatten. Wer allerdings
auf die Idee kam, die Bohnen zu rösten, wird nirgendwo überliefert. Und das ist eigentlich verwunderlich.
Denn der Kaffee ist im Vergleich zum Tee ein ziemlich junges Getränk, gerade 500 Jahre alt. Historisch
überliefert ist nur soviel: Im
Jahre 1450 tranken die Pilger in Mekka erstmals Mokka. Dort lernten auch die Türken den "Wein des
Islam" kennen. Sie machten ihn bald zu ihrem Nationalgetränk. Überall entstanden Kaffeehäuser,
sogenannte "Schulen der Weisheit". Und als die Türken sich anschickten, die Welt zu erobern und zum
Islam zu bekehren, nahmen sie überallhin Säcke der braunen Bohnen mit, auch nach Europa. Sie bereiten
ihren Kaffee übrigens noch heute auf dieselbe Weise wie damals. Die Bohnen werden in hohen, schmalen
Kaffeemühlen staubfein gemahlen und mit Zucker in einem kleinen, langstieligen Kupferkessel, dem Ibrik,
aufgekocht. Die Zuckermenge richtet sich nach der Tageszeit, aber auch nach dem Anlass des
Kaffeetrinkens: Morgens und zu freudigen
Ereignissen trinkt man ihn sehr süss, am Abend und vor allem zu Beerdigungen hat er bitter zu sein. Der
Gastgeber bereitet den Kaffee stets am Tisch vor seinen Gästen zu. Ist der Kaffee fertig, gibt er zuerst mit
einem Löffel den Schaum, "das Gesicht des Kaffees", in winzig kleine Mokkatassen und giesst dann die
Flüssigkeit ein.
Türkischer Mokka wird so heiss wie möglich getrunken, den Satz lässt man in der Tasse zurück. In einigen
arabischen Ländern würzt man den Mokka mit einem Hauch Zimt, Orangenbluetenessence oder
Kardamom.
Italien: Als erste Europäer lernten die Italiener den Kaffee kennen:
zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Sie machten aus dem Türkentrank sogleich ein christliches Getränk, und
zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ein paar überängstliche baten nämlich Papst Clemens VIII., das
heidnische Teufelsgebräu zu verbieten. Der liess sich eine Tasse davon bringen, nahm einen tiefen Schluck
- und taufte den Kaffee mit
Weihwasser. Denn, so meinte er, es sei eine Schande, dies köstliche Getränk den Heiden zu überlassen.
Was Papst Clemens damals probierte, war natürlich noch kein Espresso. Der wurde erst in den dreissiger
Jahren unseres Jahrhunderts erfunden, als die Italiener unter der Regierung Mussolini ausschliesslich
Kaffee aus dem eroberten Abessinien kaufen mussten. Ein Kaffee, der ihnen zuviel Gerbsäure hatte. Zum
Espresso braucht man zweierlei: schwarz
geröstete Bohnen (bei uns sind sie kastanienbraun) und eine Espressomaschine. (Geräte für den
Hausgebrauch sind auch bei uns preiswert zu haben.) Bei den Espressoma- schinen wird das Wasser zu
Dampf erhitzt und mit grossem Druck durch das Kaffeemehl gepresst (dadurch lösen sich nur die
Aromastoffe, nicht aber die Gerbsäure).
Der Espresso wird in klein Tassen serviert und süss getrunken. Die Zuckermenge hängt dabei vom
Breitengrad ab. In Mailand genügt ein Teelöffel, in Palermo braucht man vier. Man trinkt Espresso stets
schwarz mit zwei Ausnahmen: am Morgen (als caffèlatte) und als
Cappuccino.
Frankreich: Die Franzosen kamen durch den Gesandten des türkischen
Sultans, Soliman Aga, auf den Kaffeegeschmack. Der exotische Herr fiel bei Ludwig XIV. zwar schon bei
seinem Antrittsbesuch in Ungnade ~ seine Verbeugung war nicht tief genug gewesen -, aber alle Pariser
Damen waren von ihm und seinem schwarzen Getränk tief beeindruckt.
Wer "in" sein wollte, der kleidete sich türkisch und liess sich von kleinen Negerjungen türkischen Kaffee
servieren. Oder er ging ins Caf#. Das berühmteste der Caf#s, die damals entstanden, war das "Procope",
dessen erster Besitzer, ein Herr Procopio Coltelli aus Florenz, auch der Erfinder des Eiskaffees ist. Heute
hat sich der Kaffee mit dem Wein die Gunst der Franzosen zu teilen. Nur morgens behauptet er
unangefochten das Feld, als caf# au lait. Sonst gilt die strenge Einteilung: zum Essen der Wein und
nachher eine kleine Tasse
sehr starker, sehr schwarzer, sehr süsser Kaffee. Nach einem Festessen serviert man dazu etwas
Hochprozentiges als "digestif", entweder extra oder mit dem Kaffee gemischt; zu besonderen Anlässen
wird der Kaffee auch flambiert, wie der Caf# Royal.
Britische Inseln: Es ist heute kaum mehr vorstellbar - aber zu Beginn
des 18. Jahrhunderts waren die Briten und die Iren die eifrigsten Kaffeetrinker der Welt. Um 1820 gab es in
London allein 9000 Caf#s, die übrigens nur den Männern vorbehalten waren. Ein Durchschnittsbrite ging
mindestens dreimal am Tag dorthin, um Kaffee zu trinken und Zeitung zu lesen. Kein Wunder, dass die
Frauen verlangten, man solle die "Unglücksbohnen" verbieten, denn sie "machen ihre Ehegenossen so
trocken und dürr wie den Sand von Arabien". Knapp 30 Jahre später war die Kaffeemode vorbei, Engländer
und Iren kehrten zu Tee und Whiskey zurück (mehr zu Hause waren sie deshalb aber nicht). Der Kaffee,
den sie manchmal trinken, ist hell wie englisches Bier, schmeckt aber bitter und scharf. Denn man lässt
ihn lange ziehen. (Für kontinentale Kaffeekenner eine Todsünde.) Trotzdem sind die Iren Erfinder eines der
schönsten Kaffeerezepte.