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Schwarzer Treibstoff der Gedanken 1/2



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KAFFEE

  • - und seine Wege um die Welt
  • Qahwe, Kaffee, coffee, caf#; caffè, Kaffe, kophe: in allen Ländern dieser Welt hat das anregende braune Getränk ähnliche Namen. Sie alle stammen ab von dem arabischen Wort qhawa, das ursprüngilch soviel bedeutet wie Wein. Und überall stellt man den »Wein des Islam« im Prinzip auf ähnliche Weise her: man überbrüht die gerösteten, gemahlenen Bohnen des Kaffeestrauches mit Wasser. Allerdings nur im Prinzip: Denn zwischen einem türkischen »qahwe« und einem dänischen "Kaffe" zum Beispiel bestehen feine, aber entscheidende Unterschiede. Auf wie viele verschiedene Weisen man Kaffee zubereiten kann, dafür finden Sie hier gesondert paar Beispiele.

    Die schwarze Kunst des Kaffeekochens stammt aus Arabien. Wenn man der Legende glauben darf, war ein Ziegenhirt des Klosters Shehodet ihr Entdecker. Er merkte nämlich, dass seine Ziegen immer dann besonders munter waren, wenn sie von den Früchten des Kaffeebaums gefressen hatten. Wer allerdings auf die Idee kam, die Bohnen zu rösten, wird nirgendwo überliefert. Und das ist eigentlich verwunderlich. Denn der Kaffee ist im Vergleich zum Tee ein ziemlich junges Getränk, gerade 500 Jahre alt. Historisch überliefert ist nur soviel: Im Jahre 1450 tranken die Pilger in Mekka erstmals Mokka. Dort lernten auch die Türken den "Wein des Islam" kennen. Sie machten ihn bald zu ihrem Nationalgetränk. Überall entstanden Kaffeehäuser, sogenannte "Schulen der Weisheit". Und als die Türken sich anschickten, die Welt zu erobern und zum Islam zu bekehren, nahmen sie überallhin Säcke der braunen Bohnen mit, auch nach Europa. Sie bereiten ihren Kaffee übrigens noch heute auf dieselbe Weise wie damals. Die Bohnen werden in hohen, schmalen Kaffeemühlen staubfein gemahlen und mit Zucker in einem kleinen, langstieligen Kupferkessel, dem Ibrik, aufgekocht. Die Zuckermenge richtet sich nach der Tageszeit, aber auch nach dem Anlass des Kaffeetrinkens: Morgens und zu freudigen Ereignissen trinkt man ihn sehr süss, am Abend und vor allem zu Beerdigungen hat er bitter zu sein. Der Gastgeber bereitet den Kaffee stets am Tisch vor seinen Gästen zu. Ist der Kaffee fertig, gibt er zuerst mit einem Löffel den Schaum, "das Gesicht des Kaffees", in winzig kleine Mokkatassen und giesst dann die Flüssigkeit ein. Türkischer Mokka wird so heiss wie möglich getrunken, den Satz lässt man in der Tasse zurück. In einigen arabischen Ländern würzt man den Mokka mit einem Hauch Zimt, Orangenbluetenessence oder Kardamom.

    Italien: Als erste Europäer lernten die Italiener den Kaffee kennen: zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Sie machten aus dem Türkentrank sogleich ein christliches Getränk, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ein paar überängstliche baten nämlich Papst Clemens VIII., das heidnische Teufelsgebräu zu verbieten. Der liess sich eine Tasse davon bringen, nahm einen tiefen Schluck - und taufte den Kaffee mit Weihwasser. Denn, so meinte er, es sei eine Schande, dies köstliche Getränk den Heiden zu überlassen. Was Papst Clemens damals probierte, war natürlich noch kein Espresso. Der wurde erst in den dreissiger Jahren unseres Jahrhunderts erfunden, als die Italiener unter der Regierung Mussolini ausschliesslich Kaffee aus dem eroberten Abessinien kaufen mussten. Ein Kaffee, der ihnen zuviel Gerbsäure hatte. Zum Espresso braucht man zweierlei: schwarz geröstete Bohnen (bei uns sind sie kastanienbraun) und eine Espressomaschine. (Geräte für den Hausgebrauch sind auch bei uns preiswert zu haben.) Bei den Espressoma- schinen wird das Wasser zu Dampf erhitzt und mit grossem Druck durch das Kaffeemehl gepresst (dadurch lösen sich nur die Aromastoffe, nicht aber die Gerbsäure). Der Espresso wird in klein Tassen serviert und süss getrunken. Die Zuckermenge hängt dabei vom Breitengrad ab. In Mailand genügt ein Teelöffel, in Palermo braucht man vier. Man trinkt Espresso stets schwarz mit zwei Ausnahmen: am Morgen (als caffèlatte) und als Cappuccino.

    Frankreich: Die Franzosen kamen durch den Gesandten des türkischen Sultans, Soliman Aga, auf den Kaffeegeschmack. Der exotische Herr fiel bei Ludwig XIV. zwar schon bei seinem Antrittsbesuch in Ungnade ~ seine Verbeugung war nicht tief genug gewesen -, aber alle Pariser Damen waren von ihm und seinem schwarzen Getränk tief beeindruckt. Wer "in" sein wollte, der kleidete sich türkisch und liess sich von kleinen Negerjungen türkischen Kaffee servieren. Oder er ging ins Caf#. Das berühmteste der Caf#s, die damals entstanden, war das "Procope", dessen erster Besitzer, ein Herr Procopio Coltelli aus Florenz, auch der Erfinder des Eiskaffees ist. Heute hat sich der Kaffee mit dem Wein die Gunst der Franzosen zu teilen. Nur morgens behauptet er unangefochten das Feld, als caf# au lait. Sonst gilt die strenge Einteilung: zum Essen der Wein und nachher eine kleine Tasse sehr starker, sehr schwarzer, sehr süsser Kaffee. Nach einem Festessen serviert man dazu etwas Hochprozentiges als "digestif", entweder extra oder mit dem Kaffee gemischt; zu besonderen Anlässen wird der Kaffee auch flambiert, wie der Caf# Royal.

    Britische Inseln: Es ist heute kaum mehr vorstellbar - aber zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren die Briten und die Iren die eifrigsten Kaffeetrinker der Welt. Um 1820 gab es in London allein 9000 Caf#s, die übrigens nur den Männern vorbehalten waren. Ein Durchschnittsbrite ging mindestens dreimal am Tag dorthin, um Kaffee zu trinken und Zeitung zu lesen. Kein Wunder, dass die Frauen verlangten, man solle die "Unglücksbohnen" verbieten, denn sie "machen ihre Ehegenossen so trocken und dürr wie den Sand von Arabien". Knapp 30 Jahre später war die Kaffeemode vorbei, Engländer und Iren kehrten zu Tee und Whiskey zurück (mehr zu Hause waren sie deshalb aber nicht). Der Kaffee, den sie manchmal trinken, ist hell wie englisches Bier, schmeckt aber bitter und scharf. Denn man lässt ihn lange ziehen. (Für kontinentale Kaffeekenner eine Todsünde.) Trotzdem sind die Iren Erfinder eines der schönsten Kaffeerezepte.

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    Aufbau, Info, Kaffee

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