Für die Herstellung eines Croissants braucht man zunächst einen Blätterteig, in Wien auch als "Plunder"
bekannt. In den Grundteig wird reichlich Butter eingearbeitet. Schliesslich wird er maschinell in rund 150
Schichten gefaltet. Am Ende sollen Hörnchen daraus werden. Fast überall auf der Welt kennt man das
Frühstücksgebäck unter dem Namen "Croissant". In der Alpenrepublik heisst es allerdings "Kipferl" - und
es soll, der Erzählung nach, an die
einstige Belagerung durch die Türken erinnern:
Die osmanischen Angreifer wollten 1683 Wien mit einer List einnehmen. In der Nacht hörten die Bäcker
Geräusche und schlugen Alarm. Die Attacke konnte abgewehrt werden, und zu Ehren des ruhmreichen
Sieges kreierten die Bäcker - quasi als Verhöhnung -
das Kipferl, das an den Halbmond in der türkischen Flagge erinnern sollte. So weit die - gern erzählte -
Legende.
_Von Kipferln, Hörnern und Pfählen_ Die Form des Hörnchens hat eigentlich eine wesentlich längere
Tradition. Schon um 1000 wurden in den Klöstern Backwaren hergestellt, bei denen Tierhörner nachgeformt
wurden. Und auch die Historie über das Kipferl, das sich daraus entwickelt hat, ist älter als die der
türkischen Belagerung.
Das Wort "Kipferl" selbst stammt aus dem Lateinischen - "Cippus" ist
der Pfahl. So entstand die Assoziation mit dem Gebäck, das länglich ist und zugespitzte Enden hat.
Ursprünglich unterscheidet man Kipfen und "krumpe" Kipfen, also krumme Kipferl. Diese wurden von den
Bäckern aus der Umgebung von Wien schon vor der Türkenbelagerung hergestellt und in der Stadt verkauft.
_Mondsichel als Namensgeber_ Dass das österreichische Kipferl dann unter der Bezeichnung "Croissant"
berühmt wurde, verdankt es der Heiratspolitik der Habsburger - so eine weitere Legende. Die Kaisertochter
Marie
Antoinette wurde im 18. Jahrhundert mit dem französischen König Ludwig XVI. vermählt. Sie brachte das
Buttergebäck mit nach Paris.
Es gab in Frankreich allerdings keinerlei Verbindung zwischen Kipferln und dem türkischen Halbmond. Die
Franzosen hat das Kipferl eher an eine normale Mondsichel erinnert. Sie heisst auf Französisch "Croissant
de lune". Daher nannten sie das Gebäck kurz "Croissant".
Weitere Beiträge aus der Serie "Wie Gerichte zu ihren Namen kamen":
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http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20071102/b_5.phtml
Pichelsteiner (Servicezeit: Essen & Trinken vom 2. November 2007)
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http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20061208/b_5.phtml
Strammer Max (Servicezeit: Essen & Trinken vom 8. Dezember 2006)
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http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20061027/b_4.phtml
Fürst-Pückler-Eis
(Servicezeit: Essen & Trinken vom 27. Oktober 2006)
* http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20050103/b_5.phtml
Waldorfsalat (Servicezeit: Kostprobe vom 3. Januar 2005)
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http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20070907/b_4.phtml
Arme Ritter (Servicezeit: Essen & Trinken vom 7. September 2007)