Fleisch

Frischling mit Hagebutten



Für 1 Rezept Wenn wir in dieser Jahreszeit vom Wildschwein sprechen, geht es um den Frischling oder AoberlA#ufer. Nicht, weil das ausgewachsene Wildschwein, wie Walterspiel bemerkt, der feinen Restaurant- und HerrschaftskA¼che fernzubleiben hat, sondern weil A#ltere Keiler und Bachen in der Rauschzeit, von Oktober bis Dezember, einen penetranten Geruch und Geschmack haben. Da hilft kein Beizen oder Marinieren, es stinkt nach Eber. Beim Frischling oder AoberlA#ufer schmeckt sogar das Fett, das die Koteletts oder den Braten saftig hA#lt. Zwei Frischlings-Stielkoteletts salzen und pfeffern, in heiAYem A#l von beiden Seiten anbraten. Bei kleiner Hitze wenige Minuten garziehen lassen. FA¼r die Sauce aus Knochen und ParA¼ren vom Frischling und ein paar Kalbsknochen wie A¼blich einen Fond ziehen. Den entfetteten Fond mit einem LA#ffel Honig, einem SchuAY Rotwein und etwas KreuzkA¼mmel einkochen. Mit ein, zwei LA#ffeln Hagebuttenmark (aus dem Reformhaus) abschmecken. Ich entkerne 200 g frische Hagebutten, koche sie mit Zucker und Zitronensaft weich und gebe die FrA¼chte unpA¼riert in meine Sauce.

Dazu paAYt ein WirsinggemA¼se, das ich zubereite wie in Norditalien. Die A#uAYeren BlA#tter, Strunk und Rippen entfernen. In Streifen schneiden und in Salzwasser blanchieren. Mit feingehackten SenffrA¼chten vermischt, in Butter wA#rmen. HeiAYe, geschA#lte Kastanien oder gebratene Polentascheiben dazu. Der Wein kann ein sanfter Brunello di Montalcino sein, ein Cote Rotie, ein Madiran - und das FestFrischling beginnt.

Will ich mir den Geschmack der Kindheit in Erinnerung rufen, den Wildschweinbraten im Gasthaus FA#rtschenbeck mit Opa am Markttag, entbeine ich die Keule eines AoberlA#ufers. Gut mit Pfeffer & Salz einreiben. Wacholderbeeren, Piment, MuskatblA¼te im MA#rser zerstoAYen und in die Furche streuen, die der Knochen hinterlieAY. Einen Streifen grA¼nen Speck hineinlegen und den Braten in Form binden. In Butter ringsum anbraten. Feingehackte Zwiebeln, geputztes SuppengrA¼n und Steinpilzabschnitte mit anrA#sten. Mit Wildfond und Rotwein aufgieAYen. Bei 180 Grad gut 2 Stunden schmoren lassen. Fleisch herausheben, den Bratfond durch ein Sieb drA¼cken und entfetten. Steinpilzscheiben in Butter anbraten, mit dem Fond und 2,5 dl Sahne aufgieAYen und einkochen. Den Braten aufschneiden und mit der Sauce begieAYen. Dazu gibt es Kartoffel- oder SemmelknA#del, ein frisches Bier und einen Vogelbeerschnaps. Im Frankenwald waren noch HA#llberla (Preiselbeeren) oder Saucenbirnen auf dem Teller, das waren kleine, roh recht holzige Birnen, mit einer Zimtstange in LA#uterzucker weichgekocht. Und der Wirt erzA#hlte von seinen Abenteuern in Australien und wie er dieses Wildschwein selbst erlegte. Alle lachten, denn er war wohl in Australien, aber als erfolgloser JA#ger im ganzen Ort bekannt.

Tips aus der hohlen Hand Sollten sie einen "falschen Wildschweinbraten" herstellen wollen, hier ein Rezept meiner Mutter. Einen Schweinekammbraten mit Wacholderschnaps einreiben. Drei Tage in einer Marinade aus einem Liter Rotwein mit Wacholderbeeren, 3 Nelken, Pfeffer-, Koriander- und PimentkA#rnern, Lauch, Karotten, Sellerie und ZwiebelwA¼rfeln ziehen lassen. Ein Fichten- oder Tannenzweiglein mit frischen Trieben dazulegen. Das Fleisch trockentupfen, SpeckwA¼rfel auslassen, und das Fleisch darin anbraten. Die GemA¼se aus der Marinade mit anrA#sten, einen LA#ffel Tomatenmark dazugeben und mit der Marinade ablA#schen, ohne den Tannenzweig. Im Ofen fertig schmoren. Fond durch ein Sieb drA¼cken und mit etwas Mehlbutter binden. Schmeckt fast wie Wildschwein.

Das Wildschwein, Sus scrofa, ist in ganz Europa verbreitet. In Mitteleuropa ist es grA#AYer als im SA¼den. Keiler werden bis 300 kg schwer. Die Damen heiAYen Bachen. Die Kinder sind die Frischlinge, anfangs mit gestreiftem Fell, sie werden als JA#hrlinge "AoberlA#ufer" genannt. Die Jagd auf Frischlinge und AoberlA#ufer ist ganzjA#hrig offen, in manchen Gegenden nur von Juni bis Januar. In der Paarungszeit sollten geschlechtsreife Tiere weder geschossen noch verzehrt werden. Erlegte Tiere werden meist in Nacken, Schulter, RA¼cken und Keulen zerwirkt. Etwas Besonderes war frA¼her der gefA¼llte Wildschweinkopf. Aber wer mag noch ein Wildschwein rasieren? Eine Delikatesse ist mild gerA#ucherter Wildschweinschinken. Luftgetrocknete Schinken, noch in der Decke, sind eine SpezialitA#t der Toskana. Dort produzieren sie auch leckere WA¼rstchen, meist in A#l eingelegt. Das Schwarzwild gehA#rt A¼brigens zum Hochwild, das frA¼her nur vom Adel gejagt werden durfte, mit der Saufeder. Heute sind die Wildschweine an vielen Orten zur Plage geworden, wie einst die adeligen Herren.

"Drauf und dran, SpieAY voran!"

Stichworte

Fleisch, Info, Schwein, Wild

Titel - Rubrik - Stichworte