Globale Vielfalt oder ökologischer Unsinn? Spitzenkoch Vincent Klink kann ein Lied davon singen: "Wenn
Erdbeeren
bei uns Saison haben, dann haben alle davon schon längst die Nase voll, Spargel gibt es nicht nur zur
Spargelzeit, sondern sowieso dauernd. Und das restliche Obst und Gemüse ist Sowieso ständig verfügbar,
weil aus dem Treibhaus oder importiert. Die Qualität ist zwar mies, aber was soll's." Die Abschaffung der
Jahreszeiten durch die Handelsketten bringt mittlerweile sogar Anbieter von Naturkostware in Zugzwang:
"Auch Ökos wollen eben im Winter
Salatgurken", sagt eine Bioladen-Besitzerin aus Berlin. Die Gurke
wird dann schnell aus Ägypten eingeflogen. Von dort kommen auch die Möhren, die Zwiebln und selbst die
Äpfel.
Ist Obst noch gesund?
:Beispiel 1: 1995 erfuhr die Chiquita-Banane mit ihrer Normlänge von
20 Zentimetern einen goldgelben Einbruch: Es wurde bekannt, dass des
Deutschen Lieblingsobst in einen hochgiftigen Pestizideocktail getränkt wurde: Allein auf einen Quadrat-
Kilometer Plantagenfläche
gingen 200 Kilo Pflanzenschutz- mittel nieder. Gegen Pilze,
Unkräuter- und gegen Plantagen- arbeiter, die dadurch unfruchtbar
wurden.
Beispiel 2: Unter langen Transportwegen leidet vor allem der
Vitamingehalt. Ein Apfel aus Chile liefert zum Beispiel nur noch 2mg Vitamin C pro 100Gramm. Zum
Vergleich: Der deutsche Boskoop bringt es
auf bis zu 30mg! Und dass der globale Obstexpress alles andere als ökologisch ist, konnte Greenpeace
nachweisen: Jedes Kilo Bohnen aus
Ägypten verpestet beim Transport die Luft mit 3,2 Kilo Kohlendioxid.
Bei Bohnen aus der Heimat wären es nur 250 Gramm! EIN JOGHURT KOMMT IN FAHRT:
:Dass es auch Energie kostet, wenn Waren aus deutschen Landen
transportiert werden, demonstrierte die Raumplanerin Stefanie Böge unlängst am Beispiel eines
Erdbeerjoghurts: Mehr als 9.000 Kilometer
fahren Lastwagen durch halb Europa, bis ein simpler Fruchtjoghurt im Supermarktregal landet. Die
Erdbeeren kommen aus Polen, die Baktrienkulturen aus Schleswig-Holstein und die Milch wird aus der
Region Heilbronn nach Stuttgart gekarrt, wo die Molkerei steht.
Allein für den Jahrestransport der Zutaten werden 500 Stickoxide, 35 Kilo Russ und 32,5 Kilo Schefeldioxin
in die Luft geblasen.
DIE SUMME MACHT's:
:Aus Sicht des Unternehmens rollen die Laster nicht einen Meter
zuviel. Gesamtwirtschaftlich und ökologisch hingegen nimmt sich der Verkehrsstrom ganz anders aus. Der
ins Rampenlicht beförderte Fruchtjoghurt steht beispielhaft für den alltäglichen Verkehrswahnsinn. "Schon
ein Frühstückstisch mittlerer Güte," erklärt Helmut Hlozapfel, "ist mindestens 100 Lkw-Meter lang." Die
Summe aller transportierten Güter ist in den vergangenen fünf Jahren um 40% gestiegen, die damit
zurückgelegten Kilometer sogar um 85%. Soll heissen: Es wird mehr transportiert als je zuvor, und vor
allem: über grössere Distanzen. Und ein Ende ist nicht in Sicht.