[...] Wie so viele edle Obstarten stammt die Quitte (Cydonia oblonga) vermutlich aus Mittel- oder
Westasien; das Gebiet lässt sich jedoch
nicht exakt abgrenzen. Heute findet man sie weltweit dort, wo ihr das Klima gefällt. [...] Die Quitte ist die
einzige Art der Gattung Cydonia und gehört wie Apfel und Birne zum Kernobst und damit zu den
Rosengewächsen (Rosaceä). Häufig nennt man sie zusammen mit anderen Verwandten, den Schein- oder
Zierquitten (Chänomeles), die
erst 1796 aus China bzw. 1874 aus Japan zu uns kamen, zu einer Zeit, als die echte Quitte schon längst
bei uns heimisch war. Die Quitte unterscheidet sich aber deutlich von ihnen allen.
Apfel- oder Birnenquitten?
Quittenfrüchte entwickeln, je nach Sorte, für sie typische Formen.
Sie wachsen oft auch nach Standort, Boden, Klima und Unterlage verschieden, beispielsweise kugelig,
hochkugelig, länglich, konisch, zum Kelch oder Stielansatz verjüngt, glatt und wulstig.
Es bürgerte sich ein, die Obstart in zwei Kategorien, in "Apfel-" und
"Birnenquitten", einzuteilen. Auf dieser Einteilung, die nach den Früchten der wenigen bei uns bekannten
Sorten vorgenommen wurde, basieren einige Missverständnisse und Irrtümer.
Man weist dem jeweiligen Typ bestimmte Eigenschaften zu. Früchte von "Birnenquitten" seien weicher,
duftender, mit wenigen Steinzellen und die von "Apfelquitten" härter, steinzelliger, weniger wohlriechend.
Unter den rundlichen, kugeligen Früchten finden sich jedoch häufig solche mit weichem Fleisch und wenig
Steinzellen. Früchte der Sorten "Vranja" oder "Radonia", seltener "Bereczki", mit sehr grossen, länglichen,
typisch quittenförmig-wulstigen Früchten, weisen
härteres, gröberes Fleisch und mehr Steinzellen auf.
Wer aber glaubt, die einen seien mit Äpfeln, die anderen mit Birnen näher verwandt oder sie wüchsen auf
der entsprechenden Unterlage, auf Apfel oder Birne, liegt völlig falsch. Sie gedeihen nur auf eigener
Unterlage, z. B. auf Quitte A, C, BA 29 oder Sido, aber auch auf Weiss- oder Rotdorn und Vogelbeere.
[...] Wann erntet man? Die Früchte der einzelnen Sorten reifen, auch in Abhängigkeit von Standort, Boden
und Klima, unterschiedlich aus.
Sie verändern ihre Farbe von Grün nach Gelbgold, verlieren oder behalten ihren "Naturpelz", lassen sich
abdrehen, fallen hellgrün ab oder bleiben bis vor den ersten längeren Frösten am Strauch.
Diejenigen, die schon am Baum eine innere Verbräunung aufweisen, die so genannte Fleischbräune,
werden sofort verarbeitet. Andere halten in einem guten Obstlager gut bis März, wenn sie locker und luftig
aufbewahrt werden. Fleischbräune ist eine Stoffwechselstörung; im Frühstadium können die Früchte
dennoch verwertet werden.
[...] Das Stichwort "Quitte" lässt bei älteren Menschen Erinnerungen wach werden an den Duft, an
Schleckereien wie Quittengelee und Quittenbrot, das wohl verwahrt in Schachteln bis Weihnachten
versteckt wurde. Heute interessieren sich wieder mehr Verbraucher für diese wertvolle und uralte Obstart.
Die "Frucht mit Charakter" passt sich den anderen Zutaten an, ohne dabei ihren Eigengeschmack zu
verlieren. Sie lässt sich, z. B.
geraffelt in Müsli, roh verwenden oder zu einer Vielzahl von Schmankerln und Süssspeisen verarbeiten.
Aber auch als Beilage zu Fisch oder Fleisch eignet sie sich vorzüglich, ebenso als Bestandteil von vielen
pikanten Gerichten. Man kann sie gut konservieren, etwa durch Trocknen, Einkochen oder Einfrieren:
Sinnvoll ist es, nicht mehr als 2 kg Früchte auf einmal zu verarbeiten.
Besonders wichtig ist es, den pelzigen Belag vor der Verarbeitung zu entfernen! Wer die Früchte schälen
will, sollte die Schalen trocknen und für Tee (Kräuterteemischungen) verwenden, ebenso Kernhaus und
Kerne.
Man teilt sie, roh oder gekocht, in Stücke, in Ringe, halbe Ringe, Hälften, Viertel, Achtel, Spalten oder
Würfel und entfernt dabei das Kernhaus. Rohe (hartfleischige) Früchte lassen sich gut (leichter quer als
längs) mit der Brotschneidemaschine zerteilen.
Es ist nicht notwendig, sie während des Verarbeitens in Essig-, Salz
oder Zitronenwasser zu legen, da die Verfärbungen während des Dünstens oder Kochens schwinden.
Ganze rohe Früchte raffelt man, lässt das Kernhaus übrig und verwendet sie frisch.
Man dämpft sie, ganz oder halbiert, im Kartoffeldämpfer oder Schnellkochtopf, verarbeitet das Fruchtmark
weiter, oder löffelt sie "pur" aus und serviert nach Belieben noch Schlagrahm oder Eis dazu.