_Herkunft, Geruch und Geschmack des Korken_ Es ist eine unendliche Geschichte: der Korkgeschmack
im Wein.
Jahrzehnte, ja Jahrhunderte haben die Weinfreunde mit dem Korken aus der Rinde der Korkeiche gelebt.
Und nach wie vor gilt: das ist ein
guter Verschluss. Ein Naturprodukt, das auch auf Dauer dicht ist.
Sein Nachteil: er ist nicht völlig geschmacksneutral. Er kann dazu
beitragen, dass sich im Wein Trichloranisol bildet. Das ist der Stoff, der den charakteristischen Korkton
verursacht. Der ist manchmal stärker zu riechen, manchmal stärker zu schmecken. Meist beides. Der
Geruch ist eben der von nassem, muffigem Kork, im Mund kommt ein bitterer, astringierender Ton dazu,
der die anderen Aromen überlagert. Jedenfalls hat die Frucht des Weins keine Chance dagegen.
Die Quote der "Korkschmecker" wird zwischen 3 und 10 Prozent beziffert. Und wahrscheinlich hat sie in
den vergangenen Jahren gar nicht zugenommen. Aber die Empfindlichkeit! Nicht nur die der Weintrinker.
Sondern vor allem die der Winzer. Bei denen ist eine Schmerzschwelle erreicht. Vor allem weil sie sich mit
Reklamationen schwer tun. Wenn sie die Weine (auch in Streitfällen über die man diskutieren kann) nicht
zurücknehmen, dann verlieren sie Kunden und haben schnell einen schlechten Ruf. Tun sie es aber, dann
kann das ein herber wirtschaftlicher Verlust sein. Deshalb setzen sie zunehmend Alternativ-Verschlüsse
ein.
_Welche Verschlüsse sind gut für den Wein?_ Der Drehverschluss wie wir ihn von Saftflaschen kennen, ist
eigentlich ideal - sagen Wissenschaftler. Dicht (höchstens ein bisschen zu
dicht, wenn es um Weine geht, die sich entwickeln müssen), einfach zu handhaben, wiederverschliessend.
Der Kronkorken ist auch nicht schlecht. Kunststoff-Pfropfen, die Korken nachahmen sind schon
ziemlich verbreitet. Oft werden sie gar nicht als solche erkannt. Sie sind in der Farbe auf das Naturmaterial
abgestimmt und man kann ihnen auch mit dem Korkenzieher zu Leibe rücken. Für frische, junge und
ohnehin nicht zur Lagerung bestimmte Weine sind sie gut geeignet. Sie sind allerdings nicht auf lange Zeit
wirklich dicht. Da fehlen noch Langzeit-Erfahrungen aber sie lassen wohl nach zwei, drei Jahren
deutlich mehr Luft durch als Korken - zu viel!
_Glas kontra Kork_ Neu ist ein System, bei dem ein Glasstöpsel in die Flasche gesteckt wird. Die Idee
hat Tradition. In früheren Jahrhunderten gab es durchaus Stöpsel, die entweder an der Flasche
festgebunden wurden oder aber so genau eingeschliffen waren, dass sie dicht wurden.
Dieses Prinzip kennen wir aus Labors und dem Parfüm-Bereich. Auch
manche Karaffen bieten solche Verschlüsse. Sie sind allerdings sehr aufwändig, passen nur wenn auch die
Flaschen exakt ausgeschliffen sind und das ganze ist für die Massen-Anwendung im Grunde nicht
geeignet.
Der Ingenieur Rudolf Gantenbrink, der für Furore sorgte, als er vor Jahren mit seinem Roboter die
Geheimnisse der Cheops-Pyramide
entschlüsseln wollte, hat einen Glasverschluss entwickelt, der mit er Flasche fest verschweisst wird. Der
soll sich an einer Soll-Bruchstelle (ohne Glassplitter!) entfernen lassen.
Die Firma Alcoa in Worms ist eine Stufe weiter: sie hat in den
vergangenen Wochen in rund einem Dutzend Betrieben tatsächlich grössere Mengen Wein in Flaschen mit
dem Vino-Lok-Verschluss füllen
lassen. Dabei wird ein Glasstöpsel durch einen PVC-Ring gedichtet in
die Flasche gedrückt und mit einem zusätzlichen Aluminium-Überzug
festgehalten.
_Wie bekommt man nun den Korkgeschmack heraus?_ Wer Spass am experimentieren hat, der kann
auch zuhause dem Korkgeschmack zu Leibe rücken. Da ist zum einen die alte Weisheit, dass man mit
Milch manches retten kann: ein paar Tropfen mildern den
Korkton deutlich - nur: wer mag Wein mit Milch???
Sehr viel verblueffender ein Dreh, der neuerdings in manchen Wein-Fachblättern empfohlen wird: eine
handelsübliche Abdeckfolie
für Lebensmittel für ein paar Minuten ins Glas geknäult.
Tatsächlich ist der Korkton weg! Allerdings verändert sich der Wein auch auf eine nicht genau zu
beschreibende Weise.
Im Internet wird auch immer wieder von einem Ausgiesser berichtet, der angeblich den Korkton herausfiltern
soll. Das amerikanische System wird schon seit geraumer Zeit angekündigt, war aber bislang nicht wirklich
zu kaufen (auch nicht in den USA). Nach der Beschreibung handelt es sich letztlich um einen Filter auf
Aktivkohle-Basis. Der
wirkt ganz sicher: nur lässt er vom Wein nicht mehr viel übrig!