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Reine Formsache: Weinflaschen und ihr Inhalt (Info)



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  • Seit dem 17. Jahrhundert werden in nennenswertem Umfang Glasflaschen für Wein hergestellt. Die Kunst der Glasbläserei ist zwar schon im 1. Jahrhundert v. Chr. entwickelt worden, aber Fässer, Krüge und andere Behälter waren schlicht billiger. Zunächst waren die Flaschen dann kugelförmig mit einem angesetzten Hals, erst im 19. Jahrhundert setzten sich langgestreckte Formen durch (wie wir sie heute kennen), weil diese sich viel besser stapeln liessen.

    Der Mündungswulst, den viele Flaschen heute noch haben, hat seinen Ursprung darin, dass die ersten Verschlüsse (oft schon aus Kork) nicht wirklich fest sassen und mit einer Schnur befestigt werden mussten (so wie das heute oft bei Prosecco-Flaschen ist). Der Wulst gab dieser Schnur Halt.

    Der Inhalt solcher mundgeblasenen Flaschen lag in etwa immer bei einem dreiviertel Liter. Diese Grösse konnte ein Glasbläser mit einer Lungenfüllung erreichen. Nachdem offiziell in Deutschland lange 0,7 Liter in einer Weinflasche sein mussten, hat die EU dann genau 0,75 Liter als Standardmass festgelegt. Daran halten sich fast alle Produzenten weltweit. (Daneben gibt es üblicherweise "halbe Flaschen" mit 0,375 Litern, Literflaschen und Halbliter-Flaschen sowie diverse Übergrössen) Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurden Weine für den regionalen Verbrauch nicht in Flaschen abgefüllt. Flaschen waren also vor allem für den Vertrieb von exklusiveren Weinen im Export wichtig. Und sie dienten von Anfang an als Marketinginstrument. Einzelne Gebiete und Erzeuger wollten sich damit von einander absetzen.

    * Die Schlegelflasche gilt als typisch deutsch. Sie war früher braun für Rheinwein und grün für Moselwein üblich.

    * Die Bordeaux-Flasche ist die internationale Flasche schlechthin. Sie ist walzenförmig und hat über einer stark eingezogenen Schulter einen geraden, kurzen Hals. Es gibt sie in Grün für Rotweine und trockne Weisse und als Klarglasflasche für die edelsüssen Weissen. Die Form wird mitlerweile in vielen Ländern benutzt. Praktisch durchgängig in der Neuen Welt. Italienische Winzer benutzen die Flasche gerne in Braun. Spanische füllen sie eher mit den jugendlich frischen Weinen. Aber diese Abgrenzung ist längst nicht durchgängig üblich. Gerne verzieren die Spanier diese Flasche auch noch mit goldfarbenem Drahtgeflecht.

    * Die Burgunder-Flasche ist kürzer und gedrungener als die Schlegelflasche. Sie ist traditionell hell-gelb-grünlich. In Frankreich steht sie für rote und weisse Burgunder. International nutzen Winzer sie gerne ebenfalls für Weine aus den Rebsorten der Burgunder-Familie und auch für Chardonnay. In Spanien werden darin sehr kräftige und wertvolle, gelagerte Weine abgefüllt.

    * Die Champagner-Flasche ist weltweit für Schaumweine üblich geworden. Sie hat dickeres Glas, weil sie dem grossen Druck, der durch die zweite Gärung entsteht, standhalten muss. Aus dem gleichen Grund ist ihr Boden nach innen gewölbt. Das hatte früher aber noch einen zweiten Vorteil: so liessen sich die Weine in den Rüttelkörben kopfüber besser ineinander stecken.

    Neben diesen weltweit bekannten Formen gibt es zahllose regionale Spezialflaschen:

    * Der Bocksbeutel hat sich aus den uralten kugeligen Flaschenformen entwickelt. Er ist sozusagen eine plattgedrückte Kugel. In Deutschland steht er für Frankenweine (und einige wenige Lagen in Nordbaden). Auch portugiesische und griechische Weine werden vereinzelt in solche Flaschen abgefüllt.

    * Die Flute d#Alsace, die elsässer Flöte, ist eine langgezogene Schlegelfflasche, der Clavelin steht für das französische Jura, die Keulenflasche für Sächsische Weine aber auch für solche aus der Provence oder dem italienischen Verdicchio di Jesi.

    * Das Fiasco ist die bastumwickelte Flasche des Chianti, die Albeisa wird im Piemont für Barolo oder Barbaresco benutzt....

    Die Standardformen werden immer mehr von Designern abgewandelt. Es ist schwierig noch ein System in den Flaschenformen zu erkennen. Bedenklich ist, dass immer mehr Klarglas verwandt wird: Wein leidet nämlich unter dem Licht. Dunkle Flaschen sind viel besser. Und auch die Flaschengrösse hat einen Einfluss: je grösser das Volumen, desto langsamer altert der Inhalt.

    http://www.swr.de/kaffee-oder-tee/tipps-tricks/wein/2004/04/22/index .html :Letzte Änder. : 23.04.2004

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