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Flohsamenkraut, Flohsamen??, Teil 2 von 3



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KOMPILIERT AUS VERSCHIEDENEN

  • - Quellen
  • - Erfasst von Rene Gagnaux
  • Anfang: siehe Teil 1 von 2.

    Bei uns gilt der Spitzwegerich als Archäophyt, der bereits in der jüngeren Steinzeit vermutlich gemeinsam mit Getreidearten aus Vorderasien unbeabsichtigt als Unkraut nach Mitteleuropa kam. So ist verständlich, dass der Spitzwegerich im alten Ägypten zu Zeiten der Pharaonen nicht vorhanden war. Angaben in der Literatur, nach denen er dort zu Heilzwecken verwendet wurde, sind demnach falsch. Bei den von Dioskurides aufgeführten Wegerich-Arten dürfte es sich auch nicht um den Spitzwegerich gehandelt haben. Im Mittelalter wurde er hingegen in Deutschland oft bei verschiedenen Krankheiten zur innerlichen und äusserlichen Einnahme empfohlen (Hildegard von Bingen, Albertus Magnus, Leonhart Fuchs). Damals galten für ihn folgende Indikationen: Blutungen verschiedener Art, Weissfluss, Blasenschwäche, Leberleiden, Durchfallerkrankungen, Sodbrennen, Spulwürmer, Husten, Asthma, Kopfschmerz, Fieber, Gicht, Rheuma, Geschwülste, Geschwüre, Wunden, Augenentzündungen, Insektenstiche. Heute ist er auch in anderen Ländern der Erde durchaus als Heilpflanze bekannt, wobei immer wieder seine Wirksamkeit bei Katarrhen hervorgehoben wird. So wird er beispielsweise in der Türkei (Baytop), in Nordafrika (Boulos), in Kuwait (Halifa & Sarkasi),Indien (Chopra, Nayar & Chopra), Südostasien (Perry), Süd- und Ostafrika (Watt & Breyer-Brandwijk) sowie in Mexiko (Martinez) zur Heilung von Krankheiten benutzt. Die nordamerikanischen Indianderstämme dürften hingegen nur den Breitwegerich verwenden.

    Der Spitzwegerich heisst wissenschaftlich Plantago lanceolata. Das Wort Wegerich kommt aus dem Althochdeutschen. In ihm stecken wega (=Weg) und rih (= König). Man könnte den deutschen Namen mit Wegbeherrscher übersetzen, was auf den Standort hinweist. Plantago leitet sich vom Lateinischen planta = Fusssohle ab, weil einerseits die breiteren Blätter des Breitwegerichs an die Fusssohlen des Menschen erinnern, andererseits der Breitwegerich eine Trittpflanze ist, d.h. dort wächst, wo der Tritt des Menschen, aber auch die Räder von Fahrzeugen Pflanzen das Leben schwermachen und nur Spezialisten eine ökologische Nische geboten wird. Der Spitzwegerich mit seinen lanzettlichen (lanceolatus) Blättern ist jedoch keine Trittpflanze. Deshalb wird er ,von den nordamerikanischen Indianern auch nicht "Fussstapfen der Blassgesichter" genannt, wie oft behauptet wird. Dieser Name trifft nur für den Breitwegerich (Plantago major) zu.

    Der zur etwa 220 Arten umfassenden Familie Plantaginaceä (Wegerichgewächse) zu zählende Spitzwegerich ist eine krautige Pflanze von 5 - 50 cm Höhe. Er besitzt eine reichverzweigte Wurzel, mit der er bis 60 cm Tiefe gehen kann. Alle Laubblätter, in einer Rosette zusammenstehend, sind lanzettlich. Die Spreite geht allmählich in den Stiel über, der am scheidigen Grund wollig behaart ist. Vorne läuft sie spitz zu. Ihr Rand ist glatt oder entfernt gezähnelt. Sie ist anliegend behaart bis beinahe kahl. Besonders auffällig sind die 3 - 7 parallel angeordneten Adern, die stark hervortreten und dem Blatt besondere Stabilität verleihen. Der Adernverlauf weicht von der Norm ab, denn alle Zweikeimblättrigen Pflanzen (Dicotyledoneä), zu denen auch die Gattung Plantago gehört, zeigen Netznervatur. Die Blätter werden vom Vieh gerne gefressen und sind der wichtigste medizinisch nutzbare Teil der Pflanze. Die pharmazeutische Bezeichnung lautet Plantaginis lanceolatä Herba oder Folium (früher Herba oder Folia Plantaginis lanceolatä).

    Der aufrecht wachsende oder aufsteigende, blattlose, kantige, gefurchte und angedrückt behaarte Schaft trägt am Ende während der Bluetezeit zwischen Mai und September eine dichte, walzliche Ähre mit verhältnismässig kleinen, unscheinbaren Zwitterblueten. Da sie proterogyn (vorweiblich) sind und hauptsächlich vom Wind bestäubt werden, bluehen sie zonenweise von unten nach oben auf. Zuerst ist das weibliche Stadium an der Reihe, dann folgt das der Staubblätter, die sich durch leicht bewegliche Staubfäden und -beutel auszeichnen. Die sehr kleinen, kugeligen, glatten und nicht klebenden Pollenkörner (Durchmesser 0,028 mm) werden bei warmem, trockenem Wetter entlassen und durch Luftbewegungen fortgetragen. Obwohl die Blueten weder auffällige Hüllblätter tragen, Nektar absondern noch duften, werden sie doch von Insekten besucht. Es handelt sich einerseits um Schwebfliegen, die auch Pollen übertragen, andererseits um pollenfressende, kleine Käfer. Bedeutsam ist, dass manche Menschen allergisch auf den Pollenflug des Wegerichs reagieren.

    Die später erscheinenden Kapselfrüchte gehen aus einem oberständigen Fruchtknoten hervor. Sie sind eiförmig, 3 - 4 mm lang und öffnen sich mittels eines Deckels. Die 2 mm langen Samen haben eine schwärzliche Färbung und eine schleimhaltige Aussenschicht. Im Gegensatz zum Breitwegerich oder gar von Plantago afra und P.arenaria (Flohsamen = Psyllii Semen) sind die Samen weniger quellfähig. Trotzdem werden sie als Schleimsamen bezeichnet, weil sie eine Klebverbreitung haben. Sie finden in der Medizin keine Verwendung. Im Spätherbst und im Vorwinter werden sie aber von körnerfressenden Vögeln verzehrt.

    Weiter: siehe Teil 3 von 3.

    Stichworte

    Aufbau, Flohsamen, Kräuter

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