Das Schlimmste, was ich meinem Magen antun könnte, wäre ein Menü, das ungefähr so aussähe:
kräftige Fleischbrühe, ein Currygericht
mit Sauerkraut, Apfelcreme (oder Gebrannte Creme) und als Getränk Apfelwein. Diese Kombination würde
mich einen Tag (oder eine Nacht) nur und ausschliesslich im kleinsten Raum meiner Wohnung zum
längeren Aufenthalt zwingen.
Ich habe da meine Sorgen, was Essenskombinationen betrifft. Wie erwähnt, auch Sauerkraut gehört zu
meinen heiklen Speisen. Witwe Bolte mochte es immer aufgewärmt. Wie oft die mollige Frau
Verdauungsprobleme hatte, mochte Wilhelm Busch sich nicht ausdenken.
Es gibt nun mal Menschen, ich, du, er, sie, wir, ihr, sie (Mehrzahl), die nach einem Sauerkrautessen
Durchfall kriegen. Manche Bauern oder Ärzte sagen: Das ist gut so. Das putzt den Körper durch. Putzen
wir
also durch, wenn auch auf die sanfte Art.
Nun denn, hier ein Gericht, das auch mein Magen gut übersteht, vor allem dann, wenn es ihm mittags
zugeführt wird. An einem Samstag beispielsweise.
Das Rezept für vier Personen: Eine kleine Zwiebel fein hacken und mit
einer durchgepressten Knoblauchzehe und einem Esslöffel erhitzter Bratbutter/Butterschmalz in einer
Bratpfanne sanft dünsten lassen.
Den Knoblauch gebe ich etwas später dazu, weil er den fatalen Hang hat, schnell dunkel und bitter zu
werden. Jetzt kommen zweihundert Gramm geschälte, kleingewürfelte Kartoffeln hinein, die ich acht-
oder zehn- oder zwölfmal durcheinanderwirble. Anschwitzen, das ist
der Fachausdruck dafür.
Dreihundert Gramm rohes Sauerkraut darunter mischen. Dann gebe ich einen Esslöffel Paprika dazu.
Wer's gerne milder oder schärfer mag, nimmt die entsprechende Sorte. Sofort mit einem Deziliter
trockenem Weisswein ablöschen.
Jetzt geht's um die Wurst: Entweder giesse ich einen Liter
Gemüsebrühe oder einen Liter Fleischbrühe dazu. Beides schmeckt am Schluss gut - Geschmackssache!
Ungefähr eine halbe Stunde köcheln
lassen. Aufpassen: Die Kartoffelwürfelchen dürfen nicht matschig
werden. Abschmecken mit Salz und Pfeffer aus der Mühle. Oder mit einer kräftigen Prise Cayennepfeffer.
Die Suppe ist nun fertig - und sie bekommt den letzten Touch.
Ich schneide zwölf Scheiben Baguette (ob weiss oder vollkörnig -
das ist Ihnen überlassen), bestreiche sie mit einer Schicht zimmerwarmer Butter und etwas, je nach
Gusto, mildem oder scharfem Senf. Der Clou: ein Dutzend mit einem grossen Messer oder im Mörser
zerdrückte getrocknete Wacholderbeeren darüberstreuen. Die Brotscheiben auf einem mit Backpapier
ausgelegten Blech im auf 220 Grad Oberhitze vorgeheizten Backofen kurz überbacken.
Entweder richtet man die Suppe nun in Tellern an, legt die Brotscheiben darauf -oder man isst die
Wacholder-Senf-Brote separat
dazu. Dies ist meine bevorzugte Variante. Kein Getränk dazu! Allerhöchstens Hahnenwasser. Denn
Vorsicht, Mägelchen ist empfindlich!
:Fingerprint: 21638325,101318672,Ambrosia