Fleisch

Grinnchesbroare (Kaninchenbraten aus dem Siegerland)



Für 4 Portionen

Zutaten

  • 1 Kaninchen
  • 100 g Speck
  • ; Salz
  • FÜR DIE BEIZE

  • 250 ml Essig
  • 250 ml Rotwein
  • 2 Zwiebeln
  • 2 Lorbeerblätter
  • 3 Nelken
  • 10 Pfefferkörner
  • - evtl. einige
  • - Wacholderbeeren
  • Der beliebteste Siegerländer Festtagsbraten. Man trennt den Kopf und die Vorderläufe von dem gehäuteten und ausgenommenen Kaninchen und bereitet es durch Salzen weiter zum Braten vor. Zerteilen und in einen Keramiktopf geben.

    BEIZE:

    Zutaten für die Beize gerade bis kurz vor den Siedepunkt erhitzen. Etwas abkühlen lassen und über das zerteilte Kaninchen giessen. Dort bleibt es 2-3 Tage.

    ZUBEREITUNG:

    Kaninchenstücke aus der Beize nehmen und abtrocknen und in ausgelassenem Speck von allen Seiten anbraten.

    Beize durch ein Sieb giessen.

    Kaninchenteile häufig mit der Beize begiessen und in ca. 1 1/2 Stunden gar schmoren.

    Herbert Schmitt:

    Wenn ich auch beim letzen Mal das hohe Lied der Siegerländer auf die Kartoffel die "Doffel" (Raum Siegen) oder "Duffel" (nördliches Siegerland) begeistert mit angestimmt habe, so heisst das noch lange nicht, dem Siegerländer wäre jede andere Form von Nahrung zuwider. Wie in vielen anderen Regionen unseres Kontinents wurde auch hier aus der Not eine Tugend gemacht, und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Die Not erlaubte oft nur die Verwendung dieser schlichten Zutaten, aber Phantasie und Liebe der Frauen und Mütter schafften es immer wieder, Abwechslung in den Speisenplan zu bringen und dabei mit manchen kulinarischen Schätzen aufzuwarten.

    "Wenn man sich einmal Fleisch leistete, und dies geschah gewöhnlich nur an Sonn- und Feiertagen, dann bevorzugte man Rindfleisch, zumal dies eine gute Suppe abwarf, die mit Reis angereichert, mit Safran gefärbt und mit Ei verbessert werden konnte. Auch "Schampe", Pansen oder Netzmagen des Rindviehs in schmackhafter Sauce, gehörte zu den typischen Siegerländer Gerichten. Vom Kalb ass man gern das "Gelüng" (Lunge, Leber, Herz), nachdem es in Mehl gewälzt und gedünstet worden war. An Werktagen gab es gelegentlich Salzheringe und an Festtagen oft "Grinnchesbroare" (Kaninchenbraten)." (Trutzhard Irle) Übertroffen werden konnte der Grinnchesbroare (Stallkaninchenbraten) nur noch von einem leibhaftigen Hasenbraten.

    Ein Familienvater aus Obersetzen hatte beschlossen, sich und seinen Angehörigen zur Feier der Ostertage einen derartigen Luxus zu gönnen. Man erwarb also einen prächtigen Meister Lampe und hing ihn zum Zwecke der Kühlung über Nacht an das Fensterkreuz. Längst im Bette liegend, vernahmen die Eheleute zu später Stunde von draussen einen dumpfen Laut, den sie sich aber zunächst nicht erklären konnten. Als man jedoch am kommenden Morgen das wertvolle Löffeltier in die Küche holen wollte, war der edle Braten verschwunden. Der Hausherr, der seine Sätze stets mit den Worten "wie gesät" zu beginnen pflegte, versank in tiefes Nachdenken, und sein Verdacht fiel prompt auf seinen Nachbarn, der ein grosses Sortiment Kaninchen unterhielt und diese zu besonderen Gelegenheiten ihrem lukullischen Bestimmungszweck zuführte. Somit verlieh er seinen Gedanken der besseren Hälfte gegenüber mit den Worten Ausdruck: "Wie gesät, Sophie, dat woar dä Bommsch, dä mr de Nacht hoorde. Wie gesät, wä Grinncher fresst, dä fresst och Hase!"

    Stichworte

    Deutschland, Fleisch, Haarwild, Kaninchen, Speck, Wild

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