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Flohsamenkraut, Flohsamen??, Teil 3 von 3



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  • - Quellen
  • - Erfasst von Rene Gagnaux
  • Anfang: siehe Teile 1 und 2 von 3.

    Als Hemikryptophyt zieht der Spitzwegerich sich im Herbst zurück, bleibt aber am Leben und überdauert die ungünstige Zeit. Er wird deshalb zu den Stauden gerechnet. Er bevorzugt frische oder wechselfrische, nährstoffreiche, meist tiefgründige, sandige oder lehmige Böden. Vor allem sind Fettwiesen und -weiden, Parkrasen, vor allem auch magere Ausbildungsformen wie Trocken- und Halbtrockenrasen, Wegränder und sogar Äcker von der Ebene bis ins Gebirge seine Standorte. Da er formenreich auftritt , werden in Mitteleuropa zwei deutlich unterscheidbare Unterarten beschrieben. Während die eine Unterart (ssp. lanceolata) nur wenig Behaarung aufweist und in Wiesen vorkommt, ist die andere (ssp. sphaerostachya) vor allem mit stark wollig behaartem Blattgrund ausgestattet und Bewohner trockener, lückiger Rasen.

    Die Inhaltsstoffe machen den Spitzwegerich zu einer wichtigen Arzneipflanze. Deshalb wird er auch in europäischen Pharmakopöen (DAB 9, ÖAB 9, Helv. VI u.a.) angetroffen. Die Kommission E des früheren Bundesgesundheitsamtes hat bereits am 11.11.1985 für Plantaginis lanceolatä herba eine positive Monographie erstellt. In der Droge finden wir vor allem Schleimstoffe, das Glykosid Aucubin (Rhinanthin), Gerbstoffe und Kieselsäure. Die Schleimstoffe dürften für die Reizlinderung verantwortlich sein. Sie überziehen die angegriffenen Schleimhäute des Atemtraktes mit einer Schutzschicht, lassen Entzündungen abheilen, bewahren sie vor neuen Angriffen von aussen und verhindern dadurch den reflektorisch ausgelösten Hustenreiz. Aucubin wirkt erst als Aucubigenin, das enzymatisch durch Hydrolyse bei der Aufbereitung der Droge entsteht. Sein Gehalt kann beim Spitzwegerich bis zu 1,6 % betragen. Dies ist die grösste Menge, die bisher bei Wegericharten analysiert wurde. Hier liegt der Effekt bei der Wachstumshemmung oder sogar Abtötung humanpathogener grampositiver und gramnegativer Bakterien. Auch die Gerbstoffe wirken sich günstig auf die Schleimhäute aus. Auf Grund ihrer adstringierenden Eigenschaft helfen sie, die gesteigerte Sekretion herabzusetzen, die Entzündung einzudämmen, das Terrain von krankheitserregenden Bakterien zu befreien und einen leicht lokalanästhetischen Effekt zu erreichen. Schliesslich trägt auch die Kieselsäure zur Gesundung der Atemwege bei, indem sie das Bindegewebe kräftigt, evtl. vorhandene tuberkulöse Herde in der Lunge abkapselt und durch Anregung der Leukozytose sowie Stimulierung der Interferon-Produktion für die Steigerung der Abwehr sorgt. Der Spitzwegerich verfügt also über eine so günstige qualitative und quantitative Wirkstoffkombination, so dass wir mit ihm über eines der besten Hustenmittel verfügen. Neben Efeu und Thymian erhielt nur noch er im Rahmen einer vor drei Jahren durchgeführten Marktanalyse eine positive Monographie als Expektorans und Ein-Pflanzen-Präparat.

    Die Aufbereitung der Spitzwegerich-Blätter und anderer Teile für medizinische Zwecke erfolgt unterschiedlich, wenn man die Literatur studiert. Zum einen ist die Verwendung der frischen Pflanzenteile in der Volksheilkunde üblich. Das Aufträufeln ausgepressten Saftes ebenso wie das Auflegen gequetschter Blätter auf Wespen- und Bienenstiche, Wunden, nässende Hautentzündungen und wirken abschwellend und abheilend. Interessant ist, dass der Saft nicht so schnell schimmelt und unbrauchbar wird. Vermutlich ist dies dem antibiotisch wirksamen Aucubin zu verdanken. Junge, zarte, im Frühjahr gesammelte Blätter können als Salat gegessen werden. Sie haben einen verdauungsfördernden und stuhlregulierenden Effekt. Ähnlich wirken angeblich die schleimproduzierenden Samen. Zur Bluetezeit geerntete Pflanzen einschliesslich Wurzel lassen sich mit anderen Kräutern zu Suppe verarbeiten. Die gut gesäuberte Wurzel, gekocht und gekaut, soll bei Zahnschmerzen helfen.

    Am bekanntesten ist die Zubereitung eines Tees aus der Droge. Das Material zu deren Herstellung wird während der Bluetezeit gesammelt. Hauptlieferländer der im Handel befindlichen Droge sind das ehemalige Jugoslawien, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Tschechien, Polen und Russland. Die Ware ist Wildbeständen entnommen. Der Anbau ist unbedeutend. Er findet auf kleinen Flächen in Deutschland, Tschechien, Frankreich und Belgien statt. Wichtig ist, dass Droge und Tees (Species, z.B. Mischung mit Lungenkraut Pulmonaria officinalis) sachgerecht aufbewahrt und für die innerliche und äusserliche Verwendung richtig aufbereitet werden. Sonst besteht die Gefahr des Verlustes an Wirkstoffen. Bei minderwertiger oder nicht richtiger Bearbeitung sowie bei Erhitzung, wie dies bei der Herstellung eines Aufgusses oder gar einer Abkochung geschieht, geht die Wirksamkeit des Spitzwegerichs zumindest teilweise verloren. Es findet dann eine Zerstörung des Enzyms Beta-Glukosidase statt, wodurch die Hydrolyse des Aucubins verhindert wird. Das bedeutet, dass dann ein solches Getränk keine antibiotische Wirkung mehr hat. Geeignetere Aufbereitungen der Droge stellen heutzutage wässrige Kaltauszüge oder Fluidextrakte dar. Kaltauszüge, für die 15 - 30g pro halbem Liter genommen werden, können aber nie eine gleichbleibende Qualität besitzen. Besser ist der Fluidextrakt. Er kommt beispielsweise in dem Monopräparat Broncho-Sern vor, das von der pharmazeutischen Firma Sertürner in Gütersloh auf den Markt gebracht wird. Es handelt sich hierbei um einen zuckerfreien Sirup, von dem 100 g 20 g Spitzwegerich-Fluidexkrakt (1 ; 1) enthält. Beachtenswert ist nicht nur der niedrige Alkoholgehalt (6 %) sondern auch der in ihm enthaltene Zuckeraustauschstoff Malitol. So besitzt dieses angenehm schmeckende und lange haltbare Hustenmittel hervorragende Eigenschaften. Es leistet Dienste bei der Behandlung von durch Bakterien hervorgerufenen Katarrhen der oberen Luftwege und der entzündlichen Erkrankungen von Mund- und Rachenschleimhaut, die durch fremdstoffbelastete und klimaveränderte Atemluft verursacht werden. Es lindert den Hustenreiz, wirkt entzündungshemmend und erleichtert das Abhusten. Broncho-Sern fördert keine Zahnkaries und belastet nicht unnötig den Stoffwechsel des Diabetikers. Kontraindikationen, Neben- und Wechselwirkungen sind unbekannt. Als Dosierungsvorschlag werden täglich 3 x 1 Esslöffel für Erwachsene und 3 x 1 Teelöffel für Kinder angegeben. Eine Flasche enthält 150 ml Sirup.

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    Aufbau, Flohsamen, Kräuter

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