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Aquavit



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Zutaten

  • Aquavit
  • NACH EINEM TEXT VON

  • - Claus Schweitzer
  • - Erfasst von Rene Gagnaux
  • Der zunächst noch wasserklare Korn- oder Kartoffelschnaps wird mit würzenden Zutaten aromatisiert und in alten Sherry-Fässern um die Welt geschickt...

    Wie alle Skandinavier haben auch die Norweger ein ziemlich gebrochenes Verhältnis zu Alkohol. Die Abstinenzbewegung ist ebenso aktiv wie die weitverbreitete illegale Schwarzbrennerei. Die Besteuerung alkoholhaltiger Getränke gehört in Norwegen zu den höchsten der Welt. In vielen Gemeinden gilt seit dem Jahr 1927 und bis heute Schankverbot, und das einzige alkoholische Getränk, das man in Norwegen überall erhält, ist mildes, alkoholarmes Bier.

    Der Vertrieb aller anderen alkoholischen Getränke ist Sache des Staates. Die staatliche Gesellschaft Vinmonopol führt Wein und Spirituosen ein und übernimmt auch deren Verkauf. Vinmonopol betätigt sich darüber hinaus auch als Produzent und stellt vor allem akevitt, wörtlich "Lebenswasser", her.

    Jedes nordeuropäische Land besitzt einen eigenen hochprozentigen, mehr oder weniger aromatisierten Schnaps. Russischer oder polnischer Wodka, schwedischer oder finnischer Brannvin, holländischer Brandewijn oder eben norwegischer Aquavit haben alle unterschiedliche historische Ursprünge und spezielle Eigenarten. Meist basieren sie auf der Weinbrennerei, werden dann mit weiteren Grundstoffen verarbeitet, die im Herstellerland erhältlich und daher billig sind, wie Getreide (vor allem Roggen) oder Kartoffeln. Aber in Anbetracht der kontinuierlichen Destillation, die einen hohen Alkoholgehalt erzeugt, spielt der Rohstoff, von dem man im Endprodukt kaum mehr Spuren findet, eigentlich keine allzugrosse Rolle. Diese ganzen Spirituosen zeichnen sich vor allem durch ihren starken, wenn nicht gar strengen Geschmack aus, und man merkt, dass es den Brennern nicht in erster Linie um das Aroma geht. Es gibt jedoch originelle regionale Schnäpse, die durchaus die Aufmerksamkeit des Schnapsliebhabers verdienen. Dazu zählt der norwegische Aquavit, bei dem Wert auf die Aromatisierung des Endprodukts gelegt wird. Diese Schnäpse werden mit Kümmel, Gewürzen, Holunderblueten, Bitterorangen, Fenchel, Anis oder Wacholderbeeren verfeinert.

    Der berühmteste Aquavit ist der sogenannte "Linie-Aquavit". Der in der Luft- und Schiffahrt gebräuchliche Begriff der "Linie", mit dem man auf eine regelmässig befahrene Route verweist, macht in diesem Fall den Konsumenten darauf aufmerksam, dass der Schnaps einmal über den Äquator und zurück geschippert ist, bevor er abgefüllt wurde. Der Transport über die Weltmeere und die damit verbundenen Temperaturunterschiede tragen entscheidend zur Reife und zum milden Geschmack des Linie-Aquavits bei. Man füllt den Schnaps in gebrauchte Sherry-Fässer aus Eiche und schickt ihn über Australien einmal um die Erde. Durch die permanente Bewegung des Schiffes nimmt der zunächst noch wasserklare Schnaps auf seiner Reise die in den Holzfässern enthaltenen Aromastoffe auf und erhält dabei einen warmen Bernsteinton.

    Der erste Schnaps, bei dem diese doch etwas ungewöhnliche Methode angewandt wurde, war "Lysholm Linje", den erstmals im Jahr 1885 Jergen Lysholm in Trondheim produzierte und der einen Alkoholgehalt von 41,5 Prozent hat. Er ist leicht gewürzt und schmeckt nach Kümmel und Holz. Später kam der etwas stärker gewürzte und süssere "Leiten Linje" hinzu. Auf dem Etikett eines Linie-Aquavits erfahrt man, mit welchem Schiff und auf welcher Route der Schnaps seine Reise um die Welt unternommen hat (z.B. von Oslo nach Sydney und zurück). Auch wenn sie keine derart aufwendige Behandlung erfahren, gibt es andere interessante Aquavits, wie etwa den "OP Anderson" mit seiner ansprechenden Bernsteinfarbe, den "Hallands Fleader" mit dem starken Bluetengeschmack oder den "Gamal Norrlands", dessen intensiver Harzgeschmack auf die Aromatisierung mit Kieferspänen zurückzuführen ist. Alle Aquavits sollten bei Zimmertemperatur oder leicht gekühlt, aber nicht eisig, serviert werden.

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