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Hähnchenkeulen im Test (Info)



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Zutaten

  • 1 Info
  • von Anja Dannenberg und
  • - Najette Dworeck
  • MMMMM------------------------QUELLE-------------------------------
  • - Servicezeit: Essen &
  • - Trinken - Kostprobe,
  • - WDR 23.05.2008
  • - Erfasst von Christina Phil
  • Die Grillsaison hat begonnen. Dabei landet neben den Klassikern Würstchen und Kotelett auch häufig Hähnchenfleisch auf dem Rost. Doch Geflügelfleisch ist leicht verderblich, und besonders die Salmonellenbelastung stellt oft ein Problem dar. Servicezeit: Essen & Trinken liess Hähnchenkeulen aus Supermärkten und Metzgereien im Labor untersuchen. Wie frisch und appetitlich ist die angebotene Ware? Erhält der Verbraucher hochwertiges Fleisch für sein Geld oder eher Fett und Haut? _Geflügelfleisch - beliebt wie nie zuvor_

    Bei den Herstellern von Geflügelfleisch läuft die Produktion auf vollen Touren. Das magere Fleisch ist bei den Deutschen sehr beliebt. Die Nachfrage nach Grillartikeln mit Hähnchenfleisch ist sprunghaft gestiegen. Der deutsche Geflügelmarkt hat die Auswirkungen der Vogelgrippe 2006 überwunden. Der Verbrauch und die Produktion von Geflügelfleisch sind 2007 deutlich gestiegen und verfehlten knapp das Rekordniveau des Jahres 2001 - während der BSE-Krise (Bovine spongiforme Enzephalopathie - "schwammartige Gehirnkrankheit der Rinder", umgangssprachlich "Rinderwahn"). Geflügelfleisch ist aber hierzulande meist industrielle Massenware.

    _Wichtig: Hohe Hygienestandards und ununterbrochene Kühlkette_

    Geflügelfleisch ist sehr empfindlich, es kann sehr schnell verderben. Auch die natürlicherweise im Fleisch enthaltenen Keime können sich sehr schnell bedenklich vermehren. Daher müssen bei der Verarbeitung in allen Bereichen höchste Hygieneansprüche gelten. Alle Erzeuger müssen sich an strenge Auflagen halten. Dazu zählt die lückenlose Einhaltung der Kühlkette vom Schlachthof bis zum Supermarkt. Das Fleisch darf auf keinen Fall warm werden. Auch während des Transports muss der Fahrer ständig einen Blick auf das Thermostat werfen, um die Temperatur im Laderaum zu kontrollieren. Im Supermarkt muss das Fleisch dann schnell in das Kühlregal. Auch hier muss die Kühlanlage regelmässig überprüft werden. Läuft es so reibungslos, haben unerwünschte Keime keine Chance, sich zu vermehren.

    _Zwölf Produkte im Test_ Doch so ausgefeilt dieses System auch scheinen mag - es läuft nicht immer so glatt wie im oben skizzierten Beispiel. Bei der Vermarktung von Frischgeflügel gibt es enorme Schwachstellen. Das zeigte der Stichprobentest der Servicezeit: Essen & Trinken: Hähnchenkeulen zwölf verschiedener Anbieter haben wir im Labor untersuchen lassen. Sechs Packungen stammten aus dem Kühlregal in Supermärkten und Discountern. Sechs weitere Proben haben wir an Bedientheken, beispielsweise in Metzgereien, gekauft.

    Um die Haltbarkeit der Supermarktware zu verlängern, wird das Fleisch gut verpackt angeboten: vakuumiert, unter Schutzatmosphäre abgepackt oder einfach in einer Schale mit Folie umwickelt. Häufig ist hier eine lange Haltbarkeitsspanne von bis zu acht Tagen angegeben! Ist das Geflügel dann überhaupt noch einwandfrei? _Erschreckende Hygienemängel_ Beim mikrobiologischen Test suchten die Experten nach unerwünschten Keimen und Krankheitserregern - und wurden fündig. Eine starke Belastung zweier Proben mit Hefen zeigte, dass sie längst nicht mehr frisch waren. Und damit nicht genug. Auch erhöhte Mengen an Darmbakterien, darunter die gefährlichen Escherichia coli, wurden gefunden. Dasselbe gilt für möglicherweise infektionsauslösende Staphylokokken - alles Keime, die in derart hohen Mengen nichts im Hähnchenfleisch zu suchen haben. Das zeigt: In vielen Betrieben wurde offenbar nicht hygienisch einwandfrei gearbeitet.

    _Belastung mit Salmonellen und Campylobacter_ Ein besonderes Problem bei der Geflügelzucht stellt die Belastung der Tiere mit Salmonellen und Campylobacter dar. Diese Erreger kommen insbesondere im Magen-Darm-Trakt von Tieren vor und können während des Schlachtprozesses auf Haut und Fleisch gelangen. Somit deutet der Nachweis auf mangelnde Schlachthygiene hin. Diese Keime können beim Menschen zu schweren Lebensmittelinfektionen mit Durchfall und Erbrechen führen.

    Wie unser Labortest zeigt, haben die getesteten Hersteller die Salmonellenproblematik im Griff - es wurden keine Salmonellen nachgewiesen.

    Anders bei den Campylobacter: Sie steckten in gut der Hälfte der Proben. Der alleinige Nachweis dieser Keime führte allerdings nicht zur Beanstandung eines Produkts. Noch vor Jahren wären diese Werte wohl noch viel höher ausgefallen. Das Ergebnis ist ein Hinweis darauf, dass die inzwischen getroffenen Massnahmen zur Hygiene in der Geflügelzucht langsam greifen.

    _Teils ekelerregend: Aussehen und Geruch_

    Die hohe Keimbelastung war das Eine, der zum Teil ekelerregende sensorische Test machte den Experten dann aber wirklich zu schaffen. Viele Proben waren am Ende des Verbrauchsdatums unappetitlich. Geruch und Aussehen sind bei Lebensmitteln ein entscheidendes Qualitätsmerkmal. Mikrobiologisch einwandfreie Proben können daher bei einer fehlerhaften Sensorik im Gesamturteil höchstens mittelmässig abschneiden. Teilweise hingen an den Keulen grosse Federn, Blutbahnen waren sichtbar, oder überschüssige Haut und Fett waren vorhanden.

    _Keine einwandfreie Probe_ Unser trauriges Testergebnis: Kein Produkt bekam die Gesamtnote "sehr gut" oder "gut". Mit der mittelmässigen Note "zufriedenstellend" schnitten acht Proben ab. Entweder enthielten sie Campylobacter, oder sie waren in Sachen Aussehen und Geruch nicht sehr appetitlich. Vier Proben waren sehr stark mit Keimen belastet. Zwei davon hätten gar nicht in den Verkehr gebracht werden dürfen.

    Die genauen Testergebnisse finden Sie unter: * http://www.wdr.de/tv/servicezeit/essen_trinken/sendungsbeiträge/200 8/0523/pdf/hähnchenkeulen.pdf Die Tabelle als PDF-Datei zum Downloaden und Ausdrucken (76 KB) _Keine mikrobiologischen Grenzwerte_ Angesichts des schlechten Testergebnisses ist es eigentlich ein Skandal, dass es nicht für alle Keimgehalte spezifische, gesetzliche Grenzwerte für Frischgeflügel gibt. Sowohl für die amtliche Lebensmittelüberwachung als auch für Hersteller und Handel wären solche einheitlichen Hygienevorschriften jedoch wichtig, um die Qualität der Produkte künftig sicherzustellen. Bislang kann eine Beanstandung belasteter Proben anhand der allgemeinen Verkehrsauffassung und anhand von Erfahrungswerten erfolgen. Laut Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz kann das Geflügelfleisch ausserdem als genussuntauglich eingestuft werden, wenn Aussehen, Geruch oder Geschmack ekelerregend sind beziehungsweise nicht den üblichen Qualitätsanforderungen entsprechen.

    _Verbrauchsspanne zu lang bemessen_ Nach den Ergebnissen unseres Tests scheinen die Hersteller die Verbrauchsspanne der Geflügelprodukte oft zu grosszügig zu bemessen. Die Resultate der Stichproben sind sehr unappetitlich, lassen sich jedoch nicht verallgemeinern. Einzelne Produzenten an den Pranger zu stellen, wäre deshalb unangemessen. Denn - auch das ergab unser Test - die Waren eines Herstellers waren im einen Fall völlig in Ordnung, im anderen belastet. Das hängt wohl mit Lücken in der Kühlkette zusammen.

    Im Sinne des Verbraucherschutzes sind strengere Kontrollen, klare Grenzwerte für Keime und kürzere Verbrauchsspannen zu fordern.

    _Küchentipps_ Dennoch - es gibt keinen Grund zur Panik, wenn man als Verbraucher in der Küche einige Dinge beherzigt: Geflügelfleisch sollte man immer sehr kühl, getrennt von anderen Lebensmitteln und maximal einen Tag aufbewahren. Die Hände, aber auch Brettchen und Messer müssen nach der Verarbeitung von Hähnchenfleisch gründlich mit Seife und heissem Wasser abgewaschen werden. Besonders wichtig ist es, das Fleisch ganz durchzugaren. Nur dann ist sichergestellt, dass Krankheitserreger auch wirklich abgetötet sind. Achtung: Nach Ablauf des Verbrauchsdatums ist Geflügelfleisch als verdorben anzusehen und sollte nicht mehr verzehrt werden! _Ergebnisse der Internetumfrage_ Unsere zweiwöchige Internetumfrage "Sind Sie an Lebensmitteltests der Servicezeit: Essen & Trinken interessiert?" ergab folgendes Ergebnis:

    * ja, immer: 1.133 Stimmen * kommt auf das Produkt an: 270 Stimmen * nein, gar nicht: 35 Stimmen

    _Weitere Informationen_ * http://www.bfr.bund.de/cm/208/campylobacter_bei_geflügel_überblick _über_angewandte_nachweismethoden_und_die_derzeitige_datenlage.pdf Protokoll des Bundesinstituts für Risikobewertung vom 12. Dezember 2006: "Campylobacter bei Geflügel: Überblick über angewandte Nachweismethoden und die derzeitige Datenlage" PDF-Datei (151 KB)

    * http://www.rki.de/cln_049/nn_466816/sid_91BBC5A3B2A9A82F3F2FDE28FD2C 8550/nsc_trü/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2007/36__07.html Das Robert Koch-Institut bietet aktuelle Informationen zum Thema: "Campylobacter-Erkrankungen: Zum vermehrten Auftreten im Jahr 2007" Möglichkeit zum Download des "Epidemiologischen Bulletins 36" als PDF-Datei

    * http://www.bvl.bund.de/cln_027/nn_493978/DE/01__Lebensmittel/01__Sic herheit__Kontrollen/04__NRKP/01__berichte__nrkp/nrkp__bericht__2006. html#doc1159238bodyText7 Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: "Jahresbericht 2006 zum Nationalen Rückstandskontrollplan" Ausführungen zum Thema "Geflügel" * http://www.bfr.bund.de/cm/208/campylobacter_spp_in_entenbrust.pdf Stellungnahme Nummer 002/2008 des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) vom 20. Dezember 2007: "Campylobacter spp. in Entenbrust" PDF-Datei (60 KB)

    * http://www.bfr.bund.de/cm/276/ausgewählte_fragen_und_antworten_zur_ lebensmittelhygiene_in_zeiten_der_vogelgrippe.pdf Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): "Ausgewählte Fragen und Antworten zur Lebensmittelhygiene in Zeiten der Vogelgrippe - Wie kann der Verbraucher sich und seine Familie schützen?" PDF-Datei (104 KB)

    _Links_ * http://www.wdr.de/tv/servicezeit/essen_trinken/sendungsbeiträge/200 8/0509/03_etiketten.jsp Etiketten: Frischeanzeige auf Lebensmitteln (Servicezeit: Essen & Trinken vom 9. Mai 2008)

    * http://www.wdr.de/tv/servicezeit/essen_trinken/extras/tests/index.js p Tests aus den Sendungen (Servicezeit: Essen & Trinken)

    http://www.wdr.de/tv/servicezeit/essen_trinken/sendungsbeiträge/200 8/0523/01_hähnchenkeulen_im_test.jsp :Letzte Äend. am: 29.06.2008

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