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Was isst man in Norwegen? Teil 1 von 4



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Zutaten

  • Norwegen
  • REF

  • - Brita Drangsholt Jaksjí
  • - Nytt fra Norge, 1994
  • - Erfasst von Rene Gagnaux
  • Was isst man in Norwegen? Von Brita Drangsholt Jaksjí:

    Ist denn an einer Pasta etwas auszusetzen? Nein, eigentlich nicht. Ausser, dass es kein norwegisches Gericht ist, ebenso wenig wie die von den Norwegern anno 1994 so heiss geliebte Pizza. Tiefkühlpizzas werden in keinem anderen europäischen Land so häufig gekauft wie in Norwegen. Wann kann man nun eine Speise eine norwegische Spezialität nennen? Sogar die Kartoffel, die für die Norweger selbst so norwegisch ist wie der Brunost (brauner, karamelisierter Käse), kommt nämlich ursprünglich aus dem Ausland. 1993 feierten die Norweger übrigens das 250jährige Jubiläum der Erdäpfel.

    Was sind also typisch norwegische Gerichte? "Fleischklopse", antworten 65 Prozent der Norwegerinnen und Norweger, wenn sie gefragt werden, was ihnen zu diesem Thema einfällt. 36 Prozent nennen Hammel- in-Kohl und 23 Prozent Kabeljau, der damit den 3. Platz einnimmt. Eine landesweite Repräsentativumfrage, im Januar 1994 im Rahmen des Schwerpunktprogramms der Regierung "Wettbewerbsstrategien für Lebensmittel aus Norwegen" durchgeführt, ergab deutliche regionale Unterschiede bei den beliebtesten Speisen. Fleischklopse werden in allen Teilen des Landes von den meisten Befragten genannt. Auf Platz 2 kommen in Westnorwegen Kartoffelklösse (je nach Gegend Komle, Potetklubb oder Raspeball genannt), auf Platz 3 in der Hauptstadt Oslo Laugenfisch (Lutefisk), gefolgt von gepökelter Lammrippe (Pinnekjítt) und Kabeljau (Torsk).

    In den letzten Jahren sind viele ausländische Restaurants wie Pilze aus dem Boden geschossen. Trotzdem ergibt die Meinungsumfrage, dass die meisten Norwegerinnen und Norweger, wenn sie essen gehen (und dies tun sie immer häufiger), norwegische Gerichte vorziehen, nach Möglichkeit zubereitet mit Zutaten aus dem eigenen Land. Denn diese hält die grosse Mehrheit laut Umfrage für qualitativ besser als ausländische Erzeugnisse.

    So assen die Bauern Eine norwegische Anthropologin und Ernährungsphysiologin wies auf folgende Eigenart der norwegischen Esskultur hin: die typisch norwegischen Gerichte entstammen nicht wie in vielen anderen europäischen Ländern der Küche des Hofes - von der oberen Mittelklasse den eigenen Bedürfnissen angepasst -, sondern der ländlichen Küche. Man isst heute das, was früher auf den Bauernhöfen üblich war. Hier ist allerdings Hroar Dege, einer der Nestoren der norwegischen Köche, anderer Meinung. Er war schon in den 60er Jahren tonangebend, hat mehrere Kochbücher verfasst und ist noch heute aktiv dabei. Für ihn stellt die norwegische Esskultur eine Synthese dar: aus urnorwegischen Elementen, wenn man so will, und Impulsen der eher mondänen Esskultur wohlhabender Bevölkerungskreise in Mitteleuropa.

    Dass die Norweger schon im 18. Jahrhundert auch kontinentale Essgewohnheiten hatten, findet er in einem noch nicht veröffentlichten Manuskript aus dem Jahre 1793 belegt, das den (übersetzten) Titel trägt "Norwegisches Koch-Buch zusammengestellt aus dänischen, schwedischen, deutschen, französischen, englischen und italienischen Koch-Büchern. Zum vielfältigen Gebrauch norwegischer Natur-Produkte in Küche und Haushalt, für Wohl-Geschmack und Gesundheit. Von Christopher Hammer".

    Dege drückt sich gern pointiert aus und meint, König Harald Schönhaar habe Norwegen im Jahre 885 zwar politisch zu einem Reich vereint, was das Essen betrifft, habe er jedoch schlechte Arbeit geleistet: die Norweger müssten immer noch als Stammesvolk angesehen werden, weil Fundamentalisten je nach Region ganz verschiedene Interessen haben.

    Das Essen ist "das halbe Weihnachtsfest" Diese regionalen Unterschiede zeigen sich nicht zuletzt in der Art, wie hier Weihnachten gefeiert wird. Das Essen ist ein sehr wichtiger Teil der Feiertage. Schon im November laden die Restaurants zum Julebord ein - zum Weihnachtsbüfett, wo besonders Geschäftsleute und ihre Gäste ausgiebig und gut essen. Für die Gastronomie ist dies natürlich ein gutes Geschäft. Einige Restaurants sehen es als so wichtig an, frühzeitig in Erscheinung zu treten, dass die Pressevertreter in der norwegischen Hauptstadt 1993 bereits am 30. September zur Premiere des norwegischen Vorweihnachtsgerichts Nr. 1, dem Laugenfisch, geladen wurden! Zu Hause ist am Duft exotischer Gewürze und an aromatischen Backdünsten zu erkennen, dass es weihnachtet. Ohne Pfefferkuchen, Schmalzkränzchen, Hörnchen und anderes traditionsreiches Kleingebäck wird es für viele Norwegerinnen und Norweger nicht Jul. "Sieben Sorten" mussten es früher mindestens sein, und hieran wird noch heute vielfach festgehalten.

    Weiter: siehe Teil 2

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