Der Montmartre in Paris ist weltberühmt für seinen legendären Nacht-Club "Moulin Rouge". Doch nur
wenige Schritte davon entfernt,
gibt es an der Rückseite des Hügels ein weiteres Original: einen
echten Weinberg mitten in der Stadt. Paris wurde schon im vierten Jahrhundert als Weingebiet erwähnt.
Früher kelterte man hier einen hellen Rotwein, der mit Wasser verdünnt als Durstlöscher getrunken oder
mit Kräutern gemischt als Medizin verwendet wurde.
Im 19. Jahrhundert, im Zuge der Urbanisierung der Vororte Montmartre und Belleville, verschwanden die
Rebstöcke nach und nach. 1910 pflückte der Maler Maurice Neumont gerade mal 60 Kilo Trauben.
Während des ersten Weltkrieges zogen die Weinbauern an die Front und niemand kümmerte sich mehr
um die Weinberge. 1920 waren schliesslich alle Weinstöcke verdorrt.
Erst 1933, als an der Stelle des ehemaligen Weinberges zwischen dem traditionsreichen Kabarett "Lapin
agile" und dem Museum von Montmartre ein Hochhaus gebaut werden sollte, streikten die Bergbewohner
und pflanzten wieder neue Reben an. Seit 1934 werden wieder Weintrauben geerntet.
_Hauptsächlich Rotwein_ Der Weinberg am Nordhang von Montmartre ist heute in städtischem Besitz und
wird daher auch von städtischen Gärtnern gepflegt. Auf dem 2.000 Quadratmeter grossen Terrain werden
heute Gamay-,
Pinot-noir- und Plantet-Reben angepflanzt. Neben den roten Reben gibt
es einige wenige weisse Rebstöcke, die für ein paar Flaschen Weisswein reichen.
Jedes Jahr findet die Ernte je nach Witterung im September oder Anfang Oktober statt. Die Trauben werden
dann den Berg hinunter in das Rathaus des 18. Arrondissements gefahren und im Weinkeller gekeltert.
1994 waren es 370 Liter.
_Experte sorgt für gute Qualität_ Seit 1995 kümmert sich Weinexperte Francis Gourdin um den
Weinanbau in Paris, mittlerweile werden rund 900 Liter Wein pro Jahr erzeugt.
Der Fachmann bemüht sich auch um die qualitiative Verbesserung des Weins. Er hat die Schnitt-Methoden
der Reben verändert und den Boden
mit Spurenelementen aus zerriebenem Maulbeerfeigenbaum und bretonischen Algen gedüngt. Heute sind
die Trauben fleischig und enthalten mehr Zucker als noch vor einigen Jahren.
_Rauschendes Weinfest am Montmartre_ Jedes Jahr am ersten Wochenende im Oktober findet in Paris
die "F#te de vendanges", das traditionelle Weinernte-Fest statt. An
verschiedenen Ständen unten und oben am Hang wird der Wein des Vorjahres für rund 40 Euro pro
Halbliterflasche verkauft. Das Geld fliesst in verschiedene soziale Projekte im 18. Arrondissement:
Schüler lernen den Weinberg kennen, ältere Menschen werden an Weihnachten mit Essen versorgt und an
Kinder verschenkt man Christbäume.
Zum Fest treffen sich Weinbruderschaften aus ganz Frankreich in ihren traditionellen Kostümen, um vom
Rathaus des 18. Arrondissements aus den Montmartre-Berg hochzuziehen. Die Weinkönigin, der
Weingeist, die
Würdenträger der "Republik Monmartre" und viele andere feiern mit.
An allen Ecken wird Musik gespielt, während sich der Zug den Berg hochschlängelt. Alle Caf#s und
Restaurants sind geöffnet und bieten spezielle Menüs rund um den Wein an.
Oben auf der Place de Tertre, an der die Künstler stehen und Portraits malen, sind Essensstände mit
Spezialitäten aus vielen Regionen Frankreichs aufgebaut. Auf der Tribüne an der Rü des Saules und Rü St.
Vincent sitzen die Wein-Paten, französische
Berühmtheiten. Im Jahre 2001 waren es die Schauspieler Pierre Arditi und Carole Bouquet. Sie lauschen
der Musik und lassen sich von den Bruderschaften mit regionalen Köstlichkeiten beschenken. Viel
Folklore, viel Nostalgie, viel Tradition - alles sehr französisch!
Kontaktadresse: * Comit# officiel des F#tes et d#Action Sociale de
Montmartre et du 18. Arrondissement (Mairie du XVIII. Arrondissement) 1, Place Jules-Joffrin