Touristen wie Einheimische in den Weinregionen Deutschlands lieben das gelb trübe, mehr oder minder
süsse Getränk namens "Federweiser", das je nach Region auch die Namen "Suser", "Sauser", "Süsser",
und "Neuer" trägt. In Österreich gibt es die durchaus lebensnahe Bezeichnung "Sturm" und "Brauser",
denn "Federweiser" und der dazu passende Zwiebelkuchen bringen die Verdauung überraschend schnell
und heftig in Schwung.
Kaum ist der Rebensaft aus den Weinbeeren gepresst, beginnt seine Gärung zum Wein; Stund# um
Stund#! Die Traubensüsse nimmt ab und der Alkoholgehalt steigt. Nicht wenige Zeitgenossen
unterschätzen den Alkoholgehalt des "Federweisen" und "verputzen" im Verlauf des Abends bis zu einem
Liter und mehr von dieser Köstlichkeit, um dann auf dem Nachhauseweg eine derbe Überraschung zu
erleben.
War der "Federweise" bislang eine auf die Zeit der Weinlese begrenzte Spezialität der Winzer, so gibt es
seit wenigen Wochen auf dem Getränkemarkt ein ganzjährig trinkbares Konkurrenzprodukt aus der
südwestdeutschen Obstkelterei Jacoby in Auggen/ Markgräflerland.
Im Einliter-Tetrapack wird naturreiner, pasteurisierter Traubenmost
abgefüllt und haltbar verschlossen. Erst beim Öffnen des Schraubverschlusses fällt eine kleine Menge
aktive Gärhefe in den Saft und nun beginnt in der Tetrapackung der Gärprozess zum neuen Wein. Der
Konsument bestimmt, wie er den "Federweisen" trinken möchte, ob "süss" oder "durchgegoren"; ob im
Frühjahr oder an Weihnachten. Binnen 24 Stunden ist der noch süsse und Alkohol arme "Federweise"
trinkfertig. Nach zwei Tagen hat der Saft seine Süsse verloren, er ist "durchgegoren" und bereits mit
Alkoholprozenten bis zu 8 % "gesegnet" und nach rund drei Tagen "gluckert" der neue Wein ins Glas;
Haltbarkeitsstoffe wie beispielsweise Schwefel fehlen. Der Gärvorgang lässt sich abbremsen, indem man
die Tetrapackung in den Kühlschrank stellt.
Die Fachwelt sieht für diesen "Federweisen zum Selbermachen" durchaus eine Marktchance im In- und
Ausland; zum einen durch die
mehrjährige Lagerfähigkeit der Substanzen, zum anderen aber auch durch die Originalität des Produktes.
Auch Länder wie Schweden und Dänemark mit ihrer restriktiven Alkoholsteuer werden in absehbarer Zeit
über diesen Import nachdenken müssen, denn erst der Kunde macht aus dem Getränk ja ein alkoholisches
Getränk.
Wenig begeistert über diese neuartige Konkurrenz sind die Winzer und die Winzergenossenschaften. Bis
zu 3,50 Euro verlangen sie für den Liter "Federweiser" Jahrgang 2003. Der Preis für den Liter "Federweisen
zum Selbermachen" aus dem Hause Jacoby soll unter 1,50 Euro bleiben.
"Federweiser" wird auch in Nordrhein-Westfalen in zahlreichen
Getränke- und Supermärkten angeboten; "Federweiser zum
Selbermachen" gibt es beispielsweise in der Handelskette REWE.