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Gen-Wein - woran die Forscher arbeiten (Info)



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  • _Der feine Unterschied bei der Einsetzung der Genforschung_ 1999 sind in Deutschland die ersten gentechnisch veränderten Reben ausgepflanzt worden. Doch es wird noch ein weiter Weg sein, bis auch Weine solcher Stöcke in den Handel kommen. Weitaus schneller hält die Gentechnik über Hefen und Enzyme bei der Gärung Einzug in die Weinwelt.

    Wenn es um Gentechnik geht, haben die Deutschen sehr differenzierte Einstellungen: in der Medizin wird sie (nach einer Allensbach-Umfrage) von fast 80% begrüsst, auf den Äckern allerdings will die Mehrheit keine Genpflanzen. Wobei die Befragten feine Unterschiede machen und vor allem solche Veränderungen ablehnen, die nur auf höhere Erträge hinauslaufen. Dagegen zeigt immerhin die Hälfte der Menschen Verständnis dafür, wenn durch Gen-Veränderungen Pflanzen gegen Krankheiten immun gemacht werden.

    _Die Ziele der Reben-Genetiker_

    Reben sind extrem empfindlich gegenüber Pilz- und Virusinfektionen. Die Hälfte aller Spritzmittel in der Landwirtschaft wird in den Weinbergen eingesetzt. Die traditionelle Züchtung hat europäische Kulturreben mit amerikanischen Wildformen gekreuzt, die gegen die Pilze Abwehrstoffe haben. Dabei werden aber auch viele schlechte Eigenschaften der Wildreben weitergeben ("fuchsiger" Geschmack, kleine Beeren...).

    Es hat Jahrzehnte gedauert, bis daraus gute Rebsorten entstanden sind. Die gibt es heute. Aber sie entsprechen nicht dem, was die Weinwirtschaft gerne hätte: z.B. einen unverfälschten Riesling, der "nur" gegen bestimmte Pilze immun ist. Einzelne Resistenzgene sind bekannt und in Versuchen kann man sie auch beeinflussen. So sind Gene aus der Gerste isoliert und in die Rebe eingebaut worden, die daraufhin Chitinase produziert, die dann die Zellwände der Pilze zerstört. Allerdings würde eine solche "dünne" Resistenz nicht lange in der Natur überstehen. Man muss wohl mehrere, möglicherweise Dutzende Gene manipulieren, um eine dauerhafte Pilz-Abhärtung zu erreichen. In Kanada wird daran gearbeitet, die Kältetoleranz der Reben zu erhöhen - also das Holz frostfester zu machen. Und in Südafrika sollen Tafeltrauben süsser und kernärmer gemacht werden.

    _Sicherheitsforschung_ Die ersten Freilandversuche in Deutschland - sie sind bei Würzburg und bei Siebeldingen - sollen vor allem die Fragen zur Sicherheit beantworten helfen. Zum ersten darf sich der Wein, der von solchen Reben kommt, nicht von herkömmlichem unterscheiden (damit es für den Weintrinker garantiert unschädlich ist!). Erste Ergebnisse aus dem Versuchsanbau scheinen das zu bestätigen. Allerdings gilt die Regel: je mehr an den Genen modifiziert wird, desto grösser die Gefahr, dass sich auch das Produkt verändert. Zweitens darf die Veränderung anderen Lebewesen nicht schaden - was bei der Chitinase in Reben z.B. nicht ausgeschlossen ist -sie könnten auch Insekten-Panzer angreifen. Und dann darf die Veränderung sich nicht in der Natur verbreiten. Das ist bei Reben allerdings weniger problematisch als etwa bei Raps, der heute schon (ausserhalb Europas) genverändert angebaut wird. Reben werden nämlich nicht durch Kerne vermehrt, sondern durch Stecklinge. Und auch in der Natur sind "Aussaaten", durch Vögel z.B., extrem selten.

    _Wie lange wird es dauern?_ Mindestens 20 Jahre werden vergehen, bevor z.B. an einen pilzresistenten Riesling zu denken ist, der frei angebaut werden darf. Dazu muss nicht nur eine genügend starke Resistenz eingebaut werden; es müssen auch alle Sicherheitsfragen beantwortet sein - und jeder Versuch dauert beim Wein viele Jahre - das ist anders als etwa beim Raps, der eine einjährige Pflanze ist.

    Schneller könnten allerdings Unterlagsreben auf den Markt kommen, die mit Gentechnik gegen Viruserkrankungen abgehärtet worden sind. Sie bringen keine Früchte, sondern sind nur das "Fundament" auf dem die Edelreben, die den Wein bringen, stehen.

    _Gentechnik im Keller_ Hefen, die gentechnisch verändert sind, gibt es schon heute. Sie lassen Weine schneller gären und erhöhen die Aroma- und Farbausbeute. Nach allen verfügbaren Informationen werden sie allerdings nicht in der Wirtschaft eingesetzt. Wirklich kontrollierbar ist das nicht. Auch hinter dieser Anwendung stecken Sicherheitsrisiken: die Hefen können freigesetzt werden, können sich ungehindert vermehren und können auch zweifelhafte bis gesundheitsschädliche Nebenstoffe herstellen. Üblich ist es dagegen, Enzyme bei der Gärung zuzusetzen, die ihrerseits wieder von genveränderten Mikroben hergestellt worden sind. Das wird allerdings auch in der Bierbraürei und in der Käseherstellung so gemacht.

    http://www.swr.de/kaffee-oder-tee/tipps-tricks/wein/2004/01/22/index .html :Letzte Änder. : 23.01.2004

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