_Gold, Silber & Bronze: Kammermünzen und Medaillen_
"Lametta" nennen das Kritiker spoettisch: Medaillen, Streifen,
Preismünzen in allerlei edelmetallfarben auf dem Flaschenhals oder sonstwo. Staunend liest der
Weinfreund da: "Bronzene
Kammerpreismünze" oder "Grosser Preis der DLG" oder auch "Medaille d#or Macon"... mal ganz
abgesehen von dem was zwar nicht auf den Flaschen wohl aber in Prospekten und Anhängern stehen darf.
_Gesetzlich geregelt!_ In Deutschland ist klar vorgeschrieben, dass nur die Ergebnisse der regionalen
Weinprämierungen und der Bundesweinprämierung auf die Etiketten dürfen. Es gibt seit einigen Jahren
allerdings eine einzige Ausnahme: die Preise des privaten Wettbewerbs "mundus vini" dürfen
ebenfalls aufgeklebt werden.
_Amtlich geprüft!_ Da sind auf der ersten Stufe die regionalen Prämierungen. In Baden-Württemberg,
Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt organisieren
das die Weinbauverbände, in Hessen das für die Weinwirtschaft zuständige Ministerium und in Rheinland-
Pfalz die
Landwirtschaftskammer.
Wer da durchkommt, der kann bei der Bundesprämierung mitmachen. Diese nationalen Wettbewerbe
richtet einmal im Jahr die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e.V. (DLG) aus.
Bei den DLG-Prämierungen werden Bronzene, Silberne und Goldene
DLG-Preise verliehen. Nur etwa 1,5 % der prämierten Weine und Sekte
erreichen den Goldenen Preis Extra. Das ist die qualitative Spitze im Bundeswettbewerb.
Das Prüfverfahren ist für alle Gütezeichen und Prämierungen auf Gebiets- und Bundesebene gleich. Es wird
ausnahmslos "anonym"
verkostet, das heisst die Prüfer kennen nur die für die Weinbeurteilung massgeblichen Angaben, aber
keinesfalls den jeweiligen Erzeuger oder Abfüller. Sie bewerten die einzelnen Komponenten jedes geprüften
Weines nach dem DLG-Prüfschema mit
Noten zwischen 0 und 5: Geruch, Geschmack und Harmonie, das
Zusammenspiel aller riech- und schmeckbaren Komponenten. Aus diesen
Einzelbewertungen ergibt sich wie in einem Mosaik das Gesamtbild des Weines. Die einzelnen Weine
werden immer von mehreren Prüfern bewertet. Erst die Zusammenfassung dieser Urteile entscheidet über
die Zuerkennung einer Auszeichnung, über die Art des Preises.
_Kritik_ Wirklich schlechte Weine sind bei den so prämierten sicherlich nicht dabei, aber auch längst
nicht alle guten. Das liegt zum einen an der Prüfung selbst: die Prüfer neigen zu einer Art
Durchschnittsgeschmack. Und sie unterliegen der Macht der Gewohnheit.
Lange gab es z.B. nur schlechte Noten für barrique- oder
gerbstoffgeprägte Rotweine obwohl gerade die international am besten ankamen. Ausserdem schneiden
liebliche Weine immer noch tendenziell besser ab als trockne. Dass nicht alle guten Weine offiziell
prämiert werden, liegt aber auch daran, dass viele Winzer einfach nicht teilnehmen an diesen
Wettbewerben.
Zweiter Vorwurf: diese Preise sind inflationär! Tatsächlich erhalten
viele Weine, die zur Prämierung gemeldet werden auch einen Preis.
Andererseits melden die Winzer aber wohl auch nur die besseren Weine, denn nur etwa 15% nehmen an
einer Prämierung im Gebiet teil, 2% im Bund. Und es gibt oft mehr Goldene als Bronzene, was dem
allgemeinen Menschenverstand widerspricht. Zu tun hat das aber mit der Punktbewertung. In einem guten
Weinjahr fällt viel Gold vom Himmel.
_Internationale Auszeichnungen_ Sind in Deutschland eigentlich nicht zulässig, finden sich aber immer
wieder auch auf Flaschen aus dem Ausland. In der Regel haben sie eine Medaillenform und eine Aufschrift,
die klärt, um was es geht.
Beispiele für grössere internationale Wettbewerbe: Concours mondial
du vin (Brüssel), World Wine Championship in Chicago, International Wine Challenge in London, Challenge
international du vin (Bordeaux), Concours des grands vins de France (Macon).
Daneben gibt es aber Dutzende von lokalen und regionalen Veranstaltungen, meist Weinmessen, bei
denen ein wie auch immer geartetes Gremium eine Auslese veranstaltet. Man kann davon ausgehen, dass
eine Auszeichnung nie an die schlechtesten Weine geht, aber sollte sie auch nicht überbewerten. Oft
werden so viele verschiedenen Untergruppen gemacht, dass für jeden zweiten Wein ein Preis abfällt.