Die Regel war vielmehr, dass mehrere Rebsorten in einem Weinberg standen, im sogenannten
"gemischten Satz". Und auch auf den Etiketten stand oft nur die Herkunft und seltener die Rebsorte. Der
Weinkenner würde wohl schon gewusst haben, dass "Niersteiner" überwiegend aus Riesling bestanden
hat.
Erst nach den Kriegen machte sich die Rebsortenangabe so richtig breit. Und das Weingesetz von 1971 -
das in seiner Grundstruktur noch
heute gilt - zementierte das. Seitdem gilt: wenn eine Rebsorte auf
dem Etikett steht, dann muss sie zu 85% den Wein bestimmen (vorher mussten das nur zwei Drittel sein).
Bei lieblichen Weinen ist allerdings ein niedrigerer Prozentsatz möglich. Da müssen nur 75% aus der
genannten Rebsorte sein. D. h.
wenn ein Wein eine Rebsortenangabe trägt, muss er nicht ausschliesslich aus dieser Rebsorte gekeltert
sein. Es muss keine Rebsorte angegeben werden - es dürfen aber maximal 2 angegeben
werden. Die Reihenfolge der Nennung gibt auch den Anteil im Mischungsverhältnis an.
_Frankreich_ Die französische Tradition ist eine, die völlig ohne Rebsortennennung auskommt. Ganz
gleich, ob es sich um (weitgehend) Rebsortenreine Weine handelt, wie den Bourgogne rouge
(Spätburgunder) bzw. -blanc (Chardonnay), Beaujolais (aus Gamay)
oder um klassische Mischungen wie Bordeaux und die Mehrzahl der Gebiete. Das gleiche gilt für die
romanischen Nachbarländer Italien und Spanien.
_International_ Auf dem internationalen Markt hat sich dennoch das Rebsortenprinzip durchgesetzt. Das
ist aber weniger ein Verdienst der Deutschen als vielmehr der Übersee-Winzer. Für die Masse des
(Alltags-) Weins
setzen sie alleine auf Rebsortenangaben. Nur Spitzengewächse bekommen in der Regel Phantasienamen,
die aber auch nicht selten mit der Rebsortenangabe ergänzt werden.
Dabei gilt ähnlich wie beim deutschen Recht nicht das 100%-Prinzip.
Vielmehr ist das unterschiedlich (Australien und USA 85%, Chile und Südafrika 75%).
Der Grund für diesen Erfolg der Rebsortenweine dürfte darin zu suchen sein, dass in diesen Ländern Weine
hergestellt werden, die klar und fruchtig (primäraromatisch) ausgebaut werden. D. h. es wird möglichst viel
von der Traube in den Wein übernommen. Dadurch sind sich die Weine einer einzige Rebsorte weltweit
sehr ähnlich. Das lässt sich leichter vermarkten. Der Run begann mit kalifornischem Chardonnay und
Cabernet Sauvignon. In jüngerer Zeit setzt allerdings eine deutlich Ermüdungserscheinung ein. Es gibt
sogar schon den Spruch ABC - Anything but Chardonnay - (Alles, nur ja kein Chardonnay
mehr!) In diese Lücke stossen jetzt Rebsorten, die nicht weltweit verbreitet sind, sondern auch wieder
Herkunft und Sorte in Kombination betonen.
Der Riesling etwa erlebt derzeit in den USA deshalb einen Boom.
Eine zweite Methode, Abwechslung in die Masse an Welt-Weinsorten zu
bringen, ist die, jeweils eine solche Sorte mit einer bodenständigen zu mischen. Griechenland oder
Süditalien etwa versuchen das. Sie wollen ihren Anteil am Markt ausweiten. Ihre Sorten kennt nur niemand.
Deshalb mischen sie nun Roditis mit Chardonnay oder Cabernet mit Nero d#Avola. Damit bekommt das
internationale Zugpferd mehr Individualität und die nationale Sorte wird bekannter.
International heissen Rebsortenweine "vin de cepage" oder "Varietal".
Mischung mit zwei Sorten werden als "Bi-Varietals" bezeichnet.