An der Durian-Frucht scheiden sich die Geister - entweder man mag
sie, und dann trifft zu, was der britische Naturforscher Alfred Russell Wallace (der unabhängig von Charles
Darwin, aber just zur selben Zeit das biologische Gesetz der Evolution entdeckte) Mitte des 19.
Jahrhunderts in sein Tagebuch schrieb, nachdem er auf Borneo seine erste Durian verzehrt hatte: "Je mehr
man davon isst, desto
weniger ist man geneigt, auf sie zu verzichten." Macht die Durian also süchtig? Nicht im Sinne einer
körperlichen Sucht. Aber wer Durians mag, der wird sie mit grosser Wahrscheinlichkeit auf den
Spitzenplatz seiner Präferenzliste setzen. Und wer käme schon auf den Gedanken, einem Apfel oder einer
Birne ein Denkmal zu errichten? Doch in der südphilippinischen Stadt Davao steht ein Durian-Denkmal -
genauso selbstverständlich wie in
München die Bavaria, wenn auch nicht ganz so gross.
Oder man mag sie nicht, die Durian, und dann reagiert man fast allergisch auf die Frucht, und man kann
sie, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht riechen.
Denn die Durian stinkt, sie stinkt sogar ganz fürchterlich (und das geben sogar Durian-Fanatiker zu), und
zwar nach Limburger Käse. Und
weil die Durian so stinkt, hat sie in den meisten Hotels des Landes Hausverbot, besonders in den
touristisch orientierten, und dieses Hausverbot wird oft durch Schilder kundgetan, die bisweilen so gross
sind, dass man sie wirklich nicht übersehen kann.
Die Haupt-Erntezeit für Durian-Früchte beginnt im April und umfasst
den ganzen Mai. Hauptsächlich in den südlicheren Landesteilen, in denen die Regenzeit von Juni bis
Oktober weniger ausgeprägt ist, werden Durians bis in den August und September geerntet. Am billigsten
sind Durians im Mai, wenn man das Kilo für 15 bis 20 Baht bekommt - das gilt für die Standard-Sorten.
Die Frucht mit Stacheln, die so gross und fast so scharf sind wie die Zähne einer Holzsäge, wächst auf
riesigen Bäumen und erreicht ein Gewicht von einem halben bis fünf Kilos, wobei die 2-Kilo-Gewichtsklasse
die vorherrschende ist. Wie in Deutschland bei
den Äpfeln, so gibt es auch bei den Durians verschiedene Arten. Und obwohl sich die verschiedenen
Durian-Sorten geschmacklich und dem
Aussehen nach weniger voneinander unterscheiden als die Sorten deutscher Äpfel, bei denen es rote,
grüne und gelbe gibt, sind bei den Durian-Arten die Preisunterschiede enorm.
Die am weitesten verbreitete Qualitätssorte ist Cha Ni, die während der Haupt-Erntezeit im April und Mai
zum oben erwähnten Preis von 15
bis 20 Baht erhältlich ist. Die teuerste Sorte ist Mon Thong, deren Preis meist etwa das Doppelte bis
Vierfache dessen der Cha Ni beträgt.
Es wäre aber übertrieben, zu behaupten, die Sorte Mon Thong sei doppelt so gut oder vier mal besser.
Zwar ist die Sorte Mon Thong etwas süsser und das Fruchtfleisch noch etwas kremiger. Was die Sorte
Mon Thong aber in erster Linie auszeichnet, ist, dass sie im Körper weniger intensiv nacharbeitet. Denn je
nachdem, wie gut ein Verdauungstrakt mit Durians fertig wird, werden die meisten Menschen noch nach
Stunden durch Aufstossen daran erinnert, dass sie Durian gegessen haben. Das riecht dann auch die
Umwelt, und je nachdem, wie sehr man einen guten Eindruck machen muss, ist das mehr oder minder
störend.
Es ist nicht besonders hilfreich, zu beschreiben, wie eine Durian schmeckt. Wer sie einmal probiert hat,
weiss mehr über ihren Geschmack als jemand, der darüber mehrere Seiten in einem Buch gelesen hat. Mit
dieser Einschränkung ist die folgende Beschreibung für Leute gedacht, die (da zur Zeit nicht, noch nicht in
Thailand) keine Gelegenheit haben, sich einfach einmal eine Durian zu kaufen.
Durians sind, wie gesagt, stachlige Früchte mit einem Durchschnittsgewicht von etwa 2 kg. Die Frucht ist
schwer zu öffnen, und es empfiehlt sich, dies den Durian-Verkäufer machen zu lassen,
der darin Routine hat. Die Frucht hat fünf Segmente, in denen jeweils ein gelbes, kremiges Fruchtfleisch
ein bis fünf grosse Kerne umfasst. Gegessen wird ausschliesslich das gelbe Fruchtfleisch. Dies beträgt nur
etwa 15 % des Gewichts der Frucht.