Keine Angabe

Granatapfel (Punica granatum L.) [2/2]



Für 1 Rezept (Fortsetzung Granatapfel) Wenn man eine Sammlung von "biblischen Gewürzen" zusammenstellt, dann sollte man nicht vergessen, dass drei Jahrtausende zwischen der Sprache des Alten Testamentes und der unsrigen liegen; in vielen Fällen ist die Identifikation praktisch unmöglich. Als Beispiel für die Unwägbarkeiten einer Übersetzung diene die folgende Stelle (Jesaja 28,27) Denn qetsach wird nicht mit dem Dreschschlitten ausgedroschen und das Wagenrad nicht über kammon gerollt, sondern qetsach wird mit dem Stab ausgeschlagen und kammon mit dem Stock. Aufgrund des dialektischen Gegensatzes ist es klar, dass die beiden Pflanzen ähnlich sein müssen, jedoch unterscheiden sich die Details ihrer Gewinnung. Der Name kammon ist offenbar verwandt mit dem griechischen k?minon (Kreuzkümmel, auf Deutsch auch "Kumin" genannt), das auch dem deutschen Kümmel zugrundeliegt; die Bedeutung von qetsach lässt sich dagegen nur schwer erschliessen. Ein sehr wahrscheinlicher Kandidat ist Nigella (Schwarzkümmel), dessen Samen in einer geschlossenen Kapsel reifen, die erst geöffnet werden muss.

Doch eine Bibelübersetzung muss auch "leichtgängig" sein und sollte keine schwerfälligen Kunstnamen enthalten; daher wundert es nicht, dass man in der Einheitsübersetzung für kammon den etymologisch verwandten Kümmel findet, während für qetsach reichlich zusammenhanglos Dill steht. In englischen Übersetzungen ist kammon dagegen sinnvollerweise korrekt als Kreuzkümmel wiedergegeben, während der überraschte Leser für qetsach tatsächlich je nach Ausgabe entweder Dill oder sogar Kümmel liest; manche Ausgaben enthalten hier das Wort fitches, das ich noch in keinem Wörterbuch finden konnte.

Wenn man in verschiedene Bibelübersetzungen blickt, so findet man im Alten Testament einige oder alle der folgenden Pflanzen (in Klammer die hebräischen Ausdrücke): Knoblauch (shuwm), Zwiebel (b@tsel), Nigella (qetsach, auch Kümmel oder Dill, sehr obskur), Kreuzkümmel (kammon, auch Kümmel), Koriander (gad), Kaper (abiyownah, auch als "Sehnsucht" übersetzt), Zimt (qinnamown), Kassie (qiddah, auch als "Zimt" oder "Zimtbluete" übersetzt), Ysop (ezowb, häufig aber sehr obskur), Myrte (hadac), Olive (shemen und zayith, sehr häufig), Wacholder (b@rowsh, auch als "Fichte" oder "Pinie" übersetzt), Mandel (shaqed), Granatapfel (rimmown oder rimmon), Rose (chabatstseleth, sehr obskur) und Safran (karkom).

Auch das Neue Testament wurde nicht von Biologen ubersetzt letztere hatten wohl gewus, das in den Zweigen einer Senfpflanze (sinapi) keine Vogel, nicht einmal Kolibris, wohnen konnen. Andere Pflanzennamen aus dem Neuen Testament sind (in Klammer die griechische Originalbezeichnung) Minze (heed?osmon, nicht der gewohnliche Name), Kreuzkummel (k?minon, auch Kummel), Anis (aneethon, auch als Dill wiedergegeben), Raute (peeganon, nicht der ublice Name), Zimt (kinnamoomon), Ysop (h? ssoopos, in Referenz auf das obskure alttestamentarliche Wort) und Olive (agrielaios "Olivenbaum" und elaion "Olivenol"). Kulinarische Bedeutung als Gewürz haben Granatapfel heute nur in Nordindien. Obwohl man sie haufig auch frisch ist, werden Granatapfelkerne dort naich oft getrocknet und als Gewürz verwendet.

Ihr feiner, süss-saurer und zugleich ziemlich herber Geschmack wird im Nordwesten des Landes, im Punjab und ganz besonders in Gujrat, geschatzt, wo sie für Gemüse und Hulsenfruchte verwendet werden; gelegentlich findet man sie auch in mogulischen Fleischgerichten. Die Küche Gujrats ist unter allen Regionalküchen Indiens durch eine Bevorzugung scharf-süsser Geschmackstöne ausgezeichnet. Wegen einer beträchtlichen Jain-Minderheit und durch den Einfluss Mahatma Gandhis, der in der gujratischen Kleinstadt Porbandar geboren ist, ernähren sich die Gujratis heute stärker vegetarisch als andere Nordinder. Scharfe Gemüsecurries mit einer deutlichen Süsse werden häufig mit frischen Granatapfelkernen garniert, um mehr geschmacklichen Kontrast zu erzielen.

Grenadine, der eingekochte Saft aus frischen Granatapfelsamen, wird in Nordindien sowohl für Desserts als auch zum Marinieren von Fleisch verwendet. Duch proteolytische Enzyme vermag er zähes Fleisch zart zu machen. Letztlich ergeben getrocknete Granatapfelsamen eine interessante Alternative zu Rosinen in europäischen Kuchen oder Torten.

Quelle: http://www-ang.kfunigraz.ac.at/~katzer/germ/index.html

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