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Eu-Bericht Zur Rindfleischetikettierung (Info)



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  • Von Elisabeth Dietz
  • Im ersten Halbjahr dieses Jahres überprüften Veterinäre der Europäischen Kommission in sechs Staaten, ob und wieweit sich die Herkunft von Rindfleisch tatsächlich zurückzuverfolgen lässt. Auch in Deutschland wurden unangemeldete Kontrollen durchgeführt.

    Mit wenig erfreulichen Ergebnissen: Schon bei der Registrierung der Tiere beginnen die Probleme. Zwar hat jedes Tier den vorgeschriebenen Pass und ist in der zentralen Datenbank erfasst. Aber - so das Ergebnis der Überprüfung - die Tier-Lebensläufe in Pass und Datenbank stimmen nicht immer überein. Im Verbraucherschutzministerium kennt man das Problem. Es sei auf mangelnde Kommunikation zwischen den tierärztlichen Behörden und den landwirtschaftlichen Behörden zurückzuführen.

    _Tierärzte greifen selten ein_ Doch laut Bericht der Untersuchungskommission ist es mehr als nur ein Kommunikationsproblem. Der EU-Bericht bemängelt: "Die Tierärzte in den Schlachthäusern greifen nicht ein, wenn in den Pässen Angaben fehlen oder falsch sind." Eigentlich müssten die Tierärzte den Landwirt auffordern, fehlende Angaben innerhalb von zwei Tagen nachzuliefern. Macht er das nicht, wird das Tier getötet und entsorgt. Viel zusätzlicher Aufwand für alle Beteiligten - da ist es einfacher, ein Auge zuzudrücken.

    _Test: Rückverfolgbarkeit funktioniert fast nie_

    Viele Verbraucher wollen wissen, von welchem Tier das Fleisch stammt, das sie kaufen. Die Rückverfolgbarkeit ist deshalb das A + O der Herkunftssicherung. Doch sie funktioniert hierzulande nur in einem Bruchteil der Fälle. Dr. Hermann Josef Schlöder, Ministerialrat im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) schildert die Situation: "Wir haben insgesamt zwölf Proben genommen und drei konnten noch nicht einmal bis zum Wareneingang des Lebensmitteleinzelhandels zurückverfolgt werden. Bei sechs Proben gab es Schwierigkeiten. Nur drei Proben waren grösstenteils zufrieden stellend." _Kompetenzprobleme und kriminelle Energien_ Der Grund für das schlechte Ergebnis der Untersuchung: Im Einzel- und Grosshandel sowie in den Zerlegungsbetrieben fehlten die notwendigen Papiere oder waren unvollständig. Viel zu befürchten haben die Betroffenen nicht, denn die Lebensmittelüberwachung in Deutschland ist sehr zersplittert. Deshalb sei die Kontrolle in einigen Fällen unzureichend - so der EU-Bericht.

    Was die Untersuchung ebenfalls zu Tage brachte: Verpackungskartons werden manipuliert. So kann Fleisch problemlos umgepackt werden, ohne die amtlichen Siegel zu beschädigen. Der Empfänger glaubt, das zu bekommen, was draufsteht. In Wirklichkeit kann Billig-Fleisch drin sein. Kein Einzelfall - behaupten Insider.

    _Mehr Kontrollen und Appell an Verbraucher_ Verstärkte Kontrollen sollen die Betriebe nun in die Pflicht nehmen, technische Probleme schon bald behoben werden. Ausserdem appelliert das Ministerium an die Kunden: "Je mehr der Verbraucher sich an der Ladentheke für die Herkunft des Fleisches interessiert, umso aufmerksamer und umso detaillierter werden die Marktbeteiligten die Vorschriften erfüllen." _Skandalöse Ergebnisse in allen Ländern_ Nicht nur Deutschland schnitt bei der Überprüfung schlecht ab. In anderen EU-Staaten ergab sich kein besseres Bild. Bei Etikettierung und Überwachung gibt es überall Probleme. Und Belgien hat bislang noch nicht einmal eine zentrale Behörde für die Herkunftssicherung eingerichtet. Besonders bizarr: Obwohl die Herkunftssicherung nicht funktioniert, unterstützte die Europäische Kommission eine europaweite "Informationskampagne Rindfleisch". Die Centrale Marketingorganisation der Agrarwirtschaft (CMA) erhielt dafür allein dieses Jahr 1,9 Millionen Euro. Rausgeschmissenes Geld - denn so lässt sich Verbrauchervertrauen nicht zurückgewinnen.

    http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20021216/b_6.phtml

    :Letzte Änder. : 19.12.2002

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