Obwohl die spindelförmige Süsskartoffel so aussehen mag wie ein krummer Erdapfel, ist sie rein
botanisch gesehen keine Kartoffel, sondern die Knolle eines Windengewächses, das in der Fachsprache
"Ipomöa batatas" heisst. Den Namen "Süsskartoffel" erhielt sie aufgrund von Sprachverwechslungen.
Befreite Sklaven brachten einst die Süsskartoffeln aus Amerika mit nach Afrika. In tropischen Regionen
fand die eher anspruchslose Pflanze beste Wachstumsvoraussetzungen: Je heisser das Klima, desto
süsser sind die stärkereichen Knollen. Süsskartoffeln, die in den heissen Zonen der Erde angebaut werden,
haben einen höheren Zuckergehalt. Die aus den gemässigten Zonen stammenden enthalten mehr Stärke
und werden unter anderem für die Alkoholproduktion eingesetzt.
_Verschiedene Farben und Formen_ Für die verschiedenen Farben der Knollen haben die Bauern im
Westen Afrikas folgende Erklärung: Es ist der Boden, der die Farbe bestimmt.
Süsskartoffeln sind auch innen unterschiedlich gefärbt.
Ausgewachsene Exemplare können bis zu einem halben Pfund schwer werden. Die Formen sind recht
vielfältig: mal rund, mal
spindelförmig. Die Oberfläche ist aber niemals glatt und eben.
Auch hierzulande kann man Süsskartoffeln kaufen. Nicht unbedingt im Supermarkt um die Ecke, aber in
allen afro-asiatischen und auch in
einigen türkischen Geschäften sind sie im Angebot.
_Gesunde Knolle_ In manchen tropischen Ländern schwören schwangere Frauen auf die gesundheitliche
Wirkung der Süsskartoffel. Es heisst, dass sie das Blut reinigt und den Eisengehalt positiv beeinflusst.
Aber nicht nur die Knollen sollen besonders gesund sein, sondern auch das oberirdisch wuchernde
Grünzeug. Wissenschaftlich ist das allerdings nicht belegt.
Mit viel Geschick und Übung kann man das Grün schnippeln, so dass es zum Schluss wie Spinat
aussieht. Und so ähnlich wird die sättigende Gemüsebeilage auch zubereitet.
_Süss passt zu deftig_ In vielen Küchen hat die Süsskartoffel einen festen Platz. In Afrika wird die
Süsskartoffel häufig nur in Eintöpfen verwendet oder als eine Art Bratkartoffel zu Fleisch und Fisch gereicht.
Zubereiten kann man sie auch wie unsere heimische Kartoffel, zum Beispiel als Folienkartoffel,
Reibekuchen oder Kartoffelpüree. Für Kartoffelpüree eignen sich allerdings eher die weissen Sorten. Aus
einem Teig auf der Basis eines Süsskartoffelpürees kann man Gnocchi, Spätzle, kleine Knödel oder auch
Süssspeisen wie Kuchen und Schupfnudeln herstellen. In der modernen Cross-over-Küche sind
die vielseitigen Knollen besonders beliebt - ob gekocht, püriert,
frittiert oder gebacken.
Der Geschmack der Knolle ist zwar eher süss, er verträgt sich aber durchaus mit deftigen und pikanten
Speisen. Den intensivsten Eigengeschmack haben ganz frische Süsskartoffeln. Man erkennt ältere daran,
dass sie sehr leicht sind, weil ein Teil des enthaltenen Wassers bereits verdunstet ist.
Liebhaber von Süsskartoffeln können die Knollen auch einpflanzen.
Nach wenigen Wochen wächst aus der unterirdischen Knolle ein junger grüner Spross, der sich zu einer
attraktiven, rankenden Grünpflanze entwickelt. Aus den rankenden Zweigen (die man abschneidet und in
Wasser Wurzeln ziehen lässt) kann man dann sogar mit ein wenig gärtnerischem Geschick auf der
Fensterbank oder im Garten eigene Süsskartoffeln heranziehen.
_Literaturhinweise:_
* Elisabeth Scotto, Christine Fleurent Wiederentdecktes Gemüse
Christian, 2002 ISBN 388472584X (Das Buch ist vergriffen, gebraucht aber bei verschiedenen
Internetbuchhändlern zu bekommen. Dieses Buch stellt alte Gemüse vor und umfasst eine Auswahl an
Rezepten.)
* Michäla Pfeiffer Süsskartoffeln - Spare in der Zeit Zeitschrift
"Stern"; Ausgabe 14/2004, Rubrik: Lebensart